Borussia Mönchengladbach Mit Stindl für das gute Gefühl siegen
Mönchengladbach · Borussias Kapitän kehrt am Dienstag gegen Wolfsburg zurück. Es geht um drei Punkte, aber auch um einen guten Ausstand aus dem Jahr 2016.

Das ist Lars Stindl
Fußball ist Kopfsache. Aber auch Gefühl. Emotion. Darum ist es heute Abend gegen den VfL Wolfsburg ein wichtiges Spiel für die Borussen. Weniger wegen der Trainerfrage indes, die über den 90 Minuten wabern wird wie schwere Nebelschwaden. Denn von dieser einen Partie sollte es nicht abhängen, wie es weitergeht mit André Schubert. Manager Max Eberl wird sich seine Gedanken längst gemacht haben und, wie gewohnt, dann auch schnell eine Entscheidung treffen. Vielleicht schon morgen.
Doch heute ist noch heute, Schubert ist (noch) Trainer, und es gibt dieses Spiel gegen Wolfsburg. Den Ausstand aus diesem Jahr, den letzten Eindruck, den die Borussen und ihre Fans mitnehmen in die Winterpause. Es sollte ein guter Eindruck sein nach einem Jahr, das Präsident Rolf Königs auf der Weihnachtsfeier am Sonntag als "ein tolles Jahr für Borussia, sportlich, aber auch wirtschaftlich", bezeichnete. "Wir haben uns als Verein gegen Europas absolute Spitzenklubs sehr gut präsentiert", sagte er.
Ja sie war nett, die Champions League. Doch der letzte Eindruck war nicht schön. Das Barcelona-Spiel, der angsthasige Aufritt beim 0:4, mit 18 verteidigenden Beinen, die trotzdem so viele Lücken ließen, dass Messi und die anderen wie im Training zum Sieg kamen. Spaniens Presse höhnte. Vieles von dem, was heute auf dem Spiel steht, hat in dieser unschönen Nacht vielleicht seinen Ursprung gehabt, vielleicht ist dort, im Camp Nou, das Vertrauen verschwunden in Trainer André Schubert. Vor allem aber bleibt dieser letzte Eindruck hängen, dass Borussia der Champions League nicht gewachsen war, trotz der vorher respektablen Auftritte daheim gegen Barca und ManCity. Das ist ungerecht, aber die Realität.
Das sollte heute nicht passieren. Das Spiel gegen Wolfsburg ist für die Mannschaft die Chance, nach vier fußball-armen Auftritten mal wieder ein Zeichen zu setzen. Die Spieler, Oscar Wendt in dieser Zeitung oder Ibo Traoré im "Kicker" haben versichert, dass es stimmt im Team. Das gilt es nun nachzuweisen. Denn es wird jenseits des Ergebnisses auch um die Botschaft gehen, die man mitnimmt in die Rückrunde: Geht Borussia als Abstiegskämpfer in den zweiten Teil der Saison oder als ein Team, das sich wieder nach oben orientieren kann?
Gewinnt Borussia, hat sie 19 Punkte und hätte die Option, mit dem letzten Hinrundenspiel in Darmstadt noch auf 22 zu kommen. Das wäre dann leidlich okay. Verliert sie aber, könnte sie im ungünstigsten Fall als 15. überwintern - mit dem Gefühl, dass es nur noch darum geht, den Gau zu verhindern. Ein Remis ließe die Gladbacher ebenfalls unbefriedigt zurück, es wäre wieder ein Heimspiel ohne Sieg, davon gab es zuletzt zu viele.
Rolf Königs hat klare Vorgaben gemacht für den zweiten Teil der Saison. "Wir haben uns vorgenommen, das Jahr 2017 sehr positiv zu gestalten. Wir werden uns in der Europa League und auch im DFB-Pokal sehr, sehr anstrengen. Und, davon bin ich überzeugt, in der Bundesliga eine tolle Rückrunde spielen", sagte er. Sagen wir es so: Um den Auftrag mit einem guten Gefühl anzugehen, wäre ein Sieg heute sehr hilfreich.
Kapitän Lars Stindl wird das Team bei der Mission unterstützen können, er, der Anführer, der Kapitän. Er fehlte zuletzt in Augsburg, weil er krank war. Er ist genesen und sicherlich tatendurstig. Beim traurigen Champions-League-Ausstand in Barcelona war er nur Zuschauer, weil er gesperrt war. Doch er hat mitgefühlt, ganz sicher, und ebenso sicher ist, dass er so etwas nicht noch einmal erleben will - das Gefühl, etwas für längere Zeit nicht wieder gutmachen zu können. In Europa muss Borussia mindestens bis Mitte Februar warten, was die Champions League angeht, gibt es erst mal keine Rehabilitationschance. In der Liga ist das nächste Spiel am 21. Januar in Darmstadt, doch auch das ist eine zu lange Zeit, um sich schlecht zu fühlen mit einer Niederlage.
Kapitän Stindl und seine Kollegen wissen, dass sie Qualität haben. Aber sie müssen nun auch wissen, dass dies keine Garantie ist. Heute ist die letzte Gelegenheit, sich zu beweisen, auch für die nähere Zukunft, unabhängig davon, wer nach der Winterpause Trainer ist. Das Team muss die Dinge auf dem Platz regeln. Es geht um positive Emotionen, ein gutes Gefühl, um einen befreiteren Kopf.