Borussia Mönchengladbach Borussia lässt sich nicht vom Fatalismus anstecken

Meinung · Borussia Mönchengladbach hat dafür gesorgt, dass die jüngere Geschichte sich nicht wiederholt. Anders als in einer vergleichbaren Situation im Vorjahr löste das Team von Dieter Hecking die Aufgabe in Bremen – das darf in mehrerer Hinsicht als positives Signal gewertet werden.

Borussia Mönchengladbach: Lars Stindl mit Weltklasse-Tor in Bremen
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Stindls Weltklasse-Tor mit "Bauer-Trick"

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Foto: dpa, crj hak

Borussia Mönchengladbach hat dafür gesorgt, dass die jüngere Geschichte sich nicht wiederholt. Anders als in einer vergleichbaren Situation im Vorjahr löste das Team von Dieter Hecking die Aufgabe in Bremen — das darf in mehrerer Hinsicht als positives Signal gewertet werden.

Hans Meyer hat für den Spruch mal einen Preis bekommen: "In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche", sagte Borussias Präsidiumsmitglied und wurde von der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur ausgezeichnet. Nun hat Borussia in Bremen nicht "das Gleiche" erlebt wie vor gut einem Jahr auf Schalke, doch die Mannschaft durfte sich vorab erinnert fühlen an den 2. Oktober 2016: Mit einem Sieg im späten Sonntagsspiel, bei einem noch sieglosen Gegner, konnte sie auf den zweiten Platz springen, verlor aber 0:4 und gewann bis in die Adventszeit hinein gar nicht mehr.

Am 15. Oktober 2017 winkte nun zwar nicht der zweite Platz, aber immerhin der fünfte. Naturgemäß irritierte die zum Fatalismus neigenden Borussia-Fans die Schönheit dieser Chance: Als ob die Mannschaft sie nutzen würde! Hat sie aber getan und das auch noch auf überzeugende Art und Weise. "Es gibt so Momente in einer Saison, in denen du das Gefühl hast: Jetzt musst du dabei sein", sagte Trainer Dieter Hecking nach dem 2:0-Erfolg in Bremen: "Das war so ein Tag." Anders als damals auf Schalke, noch unter André Schubert, hat Borussia die Forderung umgesetzt. Das kann zum einen als Indiz für einen Reifeprozess interpretiert werden, zum anderen darf Hecking für sich reklamieren, bestens zu seinen Spielern durchzudringen.

Die haben Werder nicht an die Wand gespielt, aber die Schwächen des Gegners eiskalt entblößt. Bremen lief Borussia hinterher und in den entscheidenden Situationen ins Leere. Einst auf Schalke war es Schubert, der in der Pause umstellte, weil ihm das Spiel zu statisch war. Diesmal musste Heckings Gegenüber Alexander Nouri mit zwei Wechseln und einem neuen System zu Beginn der zweiten Hälfte reagieren. Zehn Minuten benötigte Borussia, um sich darauf einzustellen, dann hatte sie wieder alles im Griff.

Bis auf Thomas Delaneys Riesenchance in der 44. Minute produzierte Werder mit seinen Abschlüssen fast nur Kleinvieh, das entgegen aller Behauptungen keinen Mist machte. Dagegen ließ Borussia ein, zwei, an völlig perfekten Tagen sogar drei weitere Tore liegen. Einen "Hurra-Stil" sucht man bei Gladbach vergeblich, "seriös" ist ein treffenderes Attribut, womit Hecking behaupten darf, dass seine Handschrift zu erkennen ist. An schlechten Tagen, wie gegen Frankfurt bei der 0:1-Niederlage, wirkt es bieder und ideenlos, an guten Tagen, wie in Bremen, "kontrolliert und dominant", wie Jannik Vestergaard den Auftritt bei seinem Ex-Verein beschrieb. Manchmal, wie beim Debakel in Dortmund, klang der Plan vielversprechend, aber es scheiterte an der Umsetzung. Nun stimmte fast alles.

Im besten Fall sind die Borussen in der Zeitschleife des ewig Gleichen nun am 2. November 2013 angekommen. Es war die Saison ohne internationale Spiele nach dem achten Platz im Vorjahr. Gladbach war nach einem Heimsieg gegen Frankfurt in Hamburg zu Gast, hatte bislang ordentlich gepunktet, aber seit anderthalb Jahren nicht mehr zwei Spiele in Folge gewonnen. Es gab einen souveränen 2:0-Sieg, auf den vier weitere folgten. Solch ein Ketchupflaschen-Effekt ist gar nicht notwendig. Die Borussen wissen, dass sie mit möglichst vielen Leistungen wie am Sonntag in Bremen am Saisonende "das Gleiche" bekommen dürften wie in der Saison 2013/2014 - da wurden sie Sechster mit 55 Punkten und kehrten nach Europa zurück.

(jaso)
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