Faktencheck Borussia lässt bei 1899 Hoffenheim einfach zu viel zu

Mönchengladbach · Borussia hat in Hoffenheim einen Punkt geholt. Das Remis war glücklich, sagt der Trainer. Ein Blick aufs Torverhältnis bestätigt diese Ansicht.

 Tobias Strobl (links) im Duell mit Hoffenheims Ermin Bicakcic.

Tobias Strobl (links) im Duell mit Hoffenheims Ermin Bicakcic.

Foto: AP/Michael Probst

Borussias 0:0 bei 1899 Hoffenheim war ungewöhnlich. Denn Gladbachs Ausflüge in den Kraichgau sind normalerweise torreich. 45 Tore produzierten beide Klubs in den zwölf Pflichtspiel-Aufeinandertreffen zuvor, das ist ein Schnitt von 3,75 Treffern pro Spiel (in der Bundesliga 37 Tore, Schnitt: 3,4). Insgesamt war es das dritte 0:0 zwischen Hoffenheim und Gladbach. Das erste gab es beim ersten Aufeinandertreffen am 19. August 2007 in der Zweiten Liga im Borussia-Park, das zweite am 19. Januar 2013 in Sinsheim. Für beide Klubs war es in dieser Saison das erste Spiel ganz ohne Tore, für Hoffenheim das erste Heimspiel seit dem 20. Mai 2017 ohne eigenen Treffer. Borussias letztes 0:0 gab es am 1. April in Mainz. Seither gab es 20 Ligaspiele, in denen es immer Tore gab.

Die Hoffenheimer hatten aber angesichts der Expected Goals-Statistik, die die Qualität der abgegebenen Torschüsse berücksichtigt, am Samstag den bisherigen Torschnitt von Hoffenheim vs. Gladbach aufrechterhalten können. 4,03 zu erwartende Tore finden sich in der Bilanz, die Borussen brachten es auf 0,58. Das belegt wie die allgemeine Torschuss-Statistik von 27:6 für das Team von Julian Nagelsmann, dass Borussia mit dem Punkt sehr zufrieden sein darf. Nach Torschüssen und -chancen war das Spiel das zu erwartende Spektakel, im Ergebnis spiegelt sich das nicht wider. In keinem anderen Spiel dieser Saison ließen die Gladbacher mehr Torschüsse des Gegners zu, bislang ging der Spitzenwert an Werder Bremen, das 20 Mal auf das Gladbacher Tor schießen durfte. An der Weser siegte Borussia 3:1.

1899 Hoffenheim gegen Borussia Mönchengladbach: Noten - die Fohlen in der Einzelkritik
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Hoffenheim - Borussia: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: Dirk Päffgen

In Sinsheim sammelte Dieter Heckings Mannschaft den neunten Auswärtspunkt der Saison ein. Zuvor gab es die Siege bei den Bayern (3:0) und bei Werder (3:1) sowie die Unentschieden in Augsburg (1:1), Wolfsburg (2:2). Die letzten drei Dienstreisen, die alle zu Gegnern aus dem oberen Tabellendrittel führten, brachten vier Punkte ein. Nach dem 0:2 bei RB Leipzig blieben die Gladbacher zum zweiten Mal in dieser Spielzeit in der Fremde ohne Treffer. In keinem anderen Saisonspiel gaben die Borussen, die im Schnitt 3,3 Treffer pro Spiel schaffen, weniger Torschüsse ab. Thorgan Hazard war mit zwei Abschlüssen der eifrigste Schütze, die qualitativ beste Chance hatte aber Alassane Plea, der an Oliver Baumann scheiterte (11.). Plea ist seit seinem Dreierpack in Bremen und somit vier Spiele in Folge ohne Treffer.

Die Null ist für die Angreifer ein Makel, für einen Torhüter hingegen ein Qualitätsmerkmal: Yann Sommer blieb zum sechsten Mal in der laufenden Saison ohne Gegentor, nur Leipzigs Peter Gulacsi hat öfter sein Tor sauber gehalten. Sommer blieb in der Fremde zum zweiten Mal unbezwungen, das gelang dem Schweizer zuvor auch beim 3:0 in München. Seine Paraden gegen Pavel Kaderabek (3.) und Ermin Bicakcic (90. +3) waren herausragend, sicherten Borussia den Punkt und dem Keeper den Titel „Spieler des Spiels“, zu dem ihn Borussias Fans wählten.

Auch in der Laufwert-Statistik lagen die Borussen vorn. Die beiden Achter Florian Neuhaus und Michael Cuisance, der sein Startelf-Debüt feierte, spulten die meisten Kilometer aller in Sinsheim eingesetzten Akteure herunter. Neuhaus kam auf 12,58 Kilometer, Cuisance auf 12,49. Trotzdem konnte das Duo nicht den nötigen Druck auf die Hoffenheimer erzeugen im Pressing. „Wir hatten von Anfang an nicht so den Zugriff und haben nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir wollten viel besser hinten heraus spielen und deutlich offensiver agieren, als wir es letztlich geschafft haben“, sagte Neuhaus. Alles in allem belegen die Fakten Dieter Heckings Resümee: „Es war ein glücklicher Punkt.“

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