Elf Gegentore in drei Heimspielen Borussia macht es dem Gegner zu leicht

Die gute Defensivarbeit des Teams war Gladbachs Stärke. Diese Basis ist den Borussen in den letzten Spielen verloren gegangen. Das zeigte auch das 1:5 gegen die Bayern.

 Matthias Ginter im Duell mit Bayerns Robert Lewandowski.

Matthias Ginter im Duell mit Bayerns Robert Lewandowski.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Dass bei einer 1:5-Niederlage der eigene Torhüter mit Abstand der beste Mann eines Teams ist, kommt selten vor, lässt das Ergebnis jedoch in einem noch dramatischeren Licht erscheinen. So ist es am Samstag bei Borussia passiert. Die Klatsche gegen Bayern München hätte durchaus höher ausfallen können, wäre da nicht Yann Sommer gewesen, der eine Vielzahl an gegnerischen hervorragenden Torchancen entschärfte. Der Schweizer war derjenige, der sehr schwach verteidigende Gladbacher noch einigermaßen im Spiel halten konnte. Und damit musste er schon nach 34 Sekunden beginnen, nachdem Robert Lewandowski nach einem Zuspiel von Thomas Müller, der einen haarsträubenden Fehlpass von Alassane Plea aufgenommen hatte, frei vorm Tor stand und Sommer zu seiner ersten Glanzparade zwang.

Sommer ist derzeit, wie es im Fußballjargon oft heißt, „die ärmste Sau“. In den vergangenen drei Heimspielen hat er elf Tore kassiert, ohne dass ihm dabei ein Fehlverhalten anzukreiden ist. Zuvor bei den 0:3-Pleiten gegen Hertha BSC und VfL Wolfsburg war der Schweizer ähnlich machtlos. Vielmehr sind es seine Vorderleute, die nicht im Ansatz nicht mehr das leisten, was sie vor dieser Misere, die vor drei Wochen begann, geleistet haben. Zu diesem Zeitpunkt hatte Borussia die beste Defensive in der Bundesliga. Davon war seitdem jedoch nicht mehr viel zu sehen. „Es ist momentan schwierig, die eine Lösung des Problems zu finden. Wir haben in den letzten drei Heimspielen elf Gegentore bekommen, das ist natürlich viel zu viel und wir machen es den Gegnern viel zu einfach. Es ist hart und frustrierend, aber wir müssen nach vorne schauen“, sagt Abwehrchef Matthias Ginter.

Er ist der Anführer einer derzeit verunsicherten Defensive, wobei diese Verunsicherung nach der bislang so erfolgreichen Saison kaum zu erklären ist. Urplötzlich häufen sich beim zuvor sehr starken Nico Elvedi die Fehler. Auch Oscar Wendt strahlt aktuell nicht die gewohnte Zuverlässigkeit aus, Michael Lang feierte gegen die Bayern ein äußerst unglückliches Startelf-Comeback. Kurios: Genau in dieser Besetzung gewann Borussia die ersten drei Rückrundenspiele zu Null.

Doch allein die Schuld bei der letzten Instanz des Defensivverbundes zu suchen, wäre zu einfach. Im Mittelfeldzentrum offenbaren die Gladbacher derzeit große Löcher, die Achterpositionen können nicht mehr die so wichtigen Balleroberungen aufweisen. „Unsere Defensivleistung als Mannschaft, die uns lange in dieser Saison ausgezeichnet hat, muss wieder besser werden. Aber wir schauen nun nach vorne, wir können unsere Ziele alle noch erreichen. Aber wir müssen schleunigst einiges verbessern“, sagt Ginter.

Dass der erste Ansatz dabei die Abwehrarbeit ist, ist auch Trainer Dieter Hecking klar – gemäß der Fußball-Weisheit, dass man einen Punkt sicher hat, wenn man kein Tor kassiert. „Es war eine riesige Basis bei uns, dass wir über 21 Spieltage sehr gut verteidigt haben, dass wir sehr kompakt waren und daraus sehr aggressiv spielen konnten. Das ist uns in den letzten Spielen etwas verloren gegangen. Das muss wieder her“, fordert er.

Denn der einst so komfortable Vorsprung auf die Konkurrenten ist so stark geschmolzen, dass Borussia bei einem weiteren Misserfolg in Mainz am Samstag (18.30 Uhr) erstmals seit langer Zeit nicht mehr zu den Top vier der Liga gehören könnte. Das war zuletzt nach dem sechsten Spieltag der Fall. „Druck von anderen Mannschaften gibt es immer, egal wo man steht. Wir sind gut damit gefahren, nicht auf andere Teams und die Tabelle zu schauen. Wir müssen unsere Sachen besser machen und bei uns bleiben. Die anderen werden sowieso punkten, es liegt an uns. Wir haben genügend Qualität, um unsere Leistung auch wieder zu bringen“, sagt Ginter.

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