Borussia Mönchengladbach Kopf und Körper sind stabil

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbachs Trainer Dieter Hecking hat seine Spieler physisch und mental bereit gemacht für den Erfolg. Wiedererstarkte Leistungsträger stärken inzwischen die gesamte Mannschaft.

Stabilisator, der sich stabilisiert hat: Christoph Kramer.

Stabilisator, der sich stabilisiert hat: Christoph Kramer.

Foto: imago sportfotodienst

Hecking legt Wert auf Stabilität. Taktisch sowieso, darum hat er den Borussen wieder die gewohnte Viererkette verordnet. Aber auch körperlich. Darum gibt es im Training immer wieder "Stabi-Einheiten", wie Co-Trainer Dirk Bremser sagt. "Das trägt auch dazu bei, dass man besser in die Zweikämpfe reinkommt. Die Physis ist wichtig, wenn sie stimmt, gibt das Sicherheit im Handeln", sagt Hecking. Wer den Borussen bei der Arbeit zuschaut in diesen Tagen, hat tatsächlich das Gefühl, dass sie "härter" geworden sind, sich in den Mann-gegen-Mann-Vergleichen besser durchsetzen. "In Darmstadt haben wir noch viele 50:50-Zweikämpfen verloren, das ist jetzt anders", weiß Hecking. Vor allem entscheiden die Gladbacher wieder die wichtigen Situationen für sich.

"Wir haben zwei bis drei Sachen geändert, die unglaublich wichtig für unser Spiel sind. Wir spielen mit mehr Vertrauen, mit mehr Mut, wir gewinnen mehr Zweikämpfe und kämpfen mehr um den Ball", fasste Torwart Yann Sommer nach dem 1:0 in Bremen zusammen. Das macht das Team stärker, aber auch jeden einzelnen. "Vieles ist Kopfsache", sagt Manager Max Eberl. Wenn Kopf und Körper stabil sind, ist die Konsequenz Erfolg.

Sommer ist ein gutes Beispiel. In den ersten 16 Spielen wehrte er unter 65 Prozent der Schüsse ab, in den fünf Pflichtspielen des neuen Jahres sind es im Schnitt 87,5 Prozent. Seine Parade gegen Fin Bartels war "eine der wohl entscheidenden Situationen im Spiel", wie der Schweizer sagte. Er ist wieder der Rückhalt, den die Borussen brauchen, der Mann, der auch mal einen "unhaltbaren" Ball hält.

Einer, dem die neue Stabilität ebenfalls spürbar gut tut, ist Christoph Kramer. Er wird mehr und mehr der Ordnungsstifter im zentralen Mittelfeld. Und setzt deutlich mehr Akzente nach vorn. Schon in Leverkusen bereitete er das 3:2-Siegtor vor, nun war er federführend am 1:0 durch Thorgan Hazard beteiligt. Kramer ist weit präsenter und arbeitet mit deutlich mehr Effizienz als in der Hinrunde - zwei Torvorlagen kamen in den ersten 17 Spielen zusammen, nun sind in vier Spielen zwei dazu gekommen. In beiden Fällen war er der schnelle Umschalter, der den Ball nach vorn trieb und dann passend den Torschützen bediente. "Chris hat das klasse gemacht. Er hat den Ball fixiert und im richtigen Moment den Pass gespielt, er hat gesehen, dass der Gegner nicht gut stand, so hatte ich einen freien Weg zum Tor", sagte Hazard.

Sommer und Kramer sind zwei Stabilisatoren im Borussen-Gefüge, die sich selbst stabilisiert haben. Das gilt auch für Lars Stindl und Raffael, die in Bremen fehlten, am Donnerstag gegen Florenz aber zurückkehren. Heckings Ansprache ist offenbar die richtige. Vor allem hat er seinen Spielern eines gesagt: "Fußball ist einfach." Da braucht es zuweilen keine wissenschaftlichen Abhandlungen oder verwinkelten taktischen Kabinettstückchen, sondern klare Aktionen mit Effekt. So hat Hecking Hazard gesagt: "Bei dem Aufwand, den du betreibst, ist es doch schade, wenn du dich nicht belohnst." Der Appell an den Ehrgeiz kam an: Nach Kramers Pass macht er sich schnurstracks auf in Richtung Bremer Tor - mit nur einem Ziel. "Ich wollte das Tor machen. Manchmal muss man einfach als Stürmer den Abschluss suchen, auch wenn andere Spieler freistehen", sagte Hazard.

Wie die anderen Borussen hat der Belgier eine ganz andere Körpersprache als in den Wochen als gar nichts lief. Auch Yann Sommer macht vor allem eine neue mentale Stärke aus. "Das erste halbe Jahr der Saison hat am Selbstvertrauen genagt, jetzt ist es wieder da", sagte er. Zudem haben die Borussen mit der neuen Standhaftigkeit ihr Repertoire erweitert. "Wir kämpfen mehr und verlassen uns nicht mehr nur auf unsere fußballerischen Qualitäten", sagte Sommer. In Bremen lief es nach der Pause nicht mehr so bei den Gladbachern. "Hätten wir das 2:0 gemacht, hätten wir eher Ruhe gehabt", monierte Hecking. Doch immerhin half die neue mentale und körperliche Stabilität, den knappen Vorsprung zu verteidigen.

(kk)
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