Borussia Mönchengladbach Heckings junges Achter-Quartett

Mönchengladbach · Borussias vier offensive Mittelfeldspieler Denis Zakaria, Michael Cuisance, Laszlo Bénes und Florian Neuhaus können dem Klub und den Fans viel Spaß bereiten.

Borussias Trainer Dieter Hecking kann aus einem Quartett junger, offensiver Mittelfeldspieler wählen.

Borussias Trainer Dieter Hecking kann aus einem Quartett junger, offensiver Mittelfeldspieler wählen.

Foto: Dirk Päffgen

Etwas, das dem Spiel der Borussen in der vergangenen Saison oft fehlte, war die Leichtigkeit, das Unbeschwerte, das nötige Maß an Unbekümmertheit, das es braucht, um Spaß am Spiel zu haben. Es gab Momente, die den Freunden des schönen Spiels gefielen. An einem Gutteil davon waren zwei junge Männer beteiligt, die Novizen waren in der Bundesliga: Denis Zakaria und Michael Cuisance. Dass beide die Wahl zum Spieler der Saison unter sich ausmachten, überraschte nicht. Mit 25,5 Prozent lag der Franzose am Ende nur 60 Stimmen vor dem Schweizer.

Dass die Branche aufhorchte bei Cuisance ist logisch. Manager Max Eberl nutzte die Gunst der Stunde und vereinbarte mit dem 18-Jährigen, seinen Vertrag vorzeitig zu verlängern bis 2023. Damit ist das große Talent langfristig gebunden – und sein Marktwert zugleich deutlich gestiegen. Der wird aktuell auf 7,5 Millionen Euro taxiert, doch sollte ihn, den Borussia für 250.000 Euro von der AS Nancy geholt hat, jemand kaufen wollen, würde er das Doppelte bis Dreifache zahlen müssen. Zakaria ist bis 2022 gebunden, auch der WM-Fahrer hat seinen Einkaufspreis (12 Millionen Euro) vervielfacht. So soll es eine Anfrage aus Dortmund für den 21-Jährigen gegeben haben, die 60 Millionen Euro jedoch, die Eberl aufgerufen haben soll, sollen dem BVB dann doch zu üppig gewesen sein.

Denis Zakaria ist in seiner Debüt-Saison in der Bundesliga voll eingeschlagen.

Denis Zakaria ist in seiner Debüt-Saison in der Bundesliga voll eingeschlagen.

Foto: Juergen Schwarz/DeFodi.de

Auf gewisse Weise haben die beiden ein Versprechen für die nächste Saison gegeben: Man darf sich auf sie freuen, und ganz sicher wollen sie es noch besser machen. Cuisance, der so herrliche schneidende Pässe spielen und auch mal aus der Distanz schießen kann, hat seine Sehnsucht nach dem ersten Bundesligator im Gespräch mit unserer Redaktion klar formuliert und versichert, dass er weiterhin das Risiko in seinem Spiel haben wird – auch das ist ein Quell des Besonderen: Wer nichts wagt, wird nichts gewinnen. Und Zakaria mit seinem Willen, mit seiner kraftvollen Eleganz, man denke da nur an seine unaufhaltsamen Sololäufe in Augsburg oder Berlin. Mehr davon, bitte!

Laszlo Bénes – der zweite Slowake bei Borussia Mönchengldabach nach Igor Demo
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Das ist Laszlo Bénes

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Das Schöne ist: Aus dem vielversprechenden Duo ist ein Quartett geworden. Zum einen ist da Laszlo Bénes (20), der die vergangene Saison wegen eines Fußbruchs fast komplett verpasste und nun heiß darauf ist, anzugreifen. Bénes (sein Vertrag läuft bis 2021) hat eine positiv aggressive Art zu spielen, er ist dynamisch und technisch beschlagen – und er traut sich was, siehe sein 22-Meter-Schuss bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Berlin in der vorletzten Saison. Man kann sich natürlich ein Leihgeschäft vorstellen, um dem Slowaken Spielpraxis zu verschaffen. Doch darf man einen wie ihn weggeben, wenn auch nur temporär? Besser nicht.

Das gilt auch für Florian Neuhaus (Vertrag bis 2022). Der 21-Jährige hat seine Leihe hinter sich und sie genutzt, um den Fans in Gladbach Lust zu machen auf ihn. Borussia hat ihn im vergangenen Jahr von 1860 München geholt und nach Düsseldorf weitergereicht, wo er für den Zweitliga-Meister und Aufsteiger Fortuna sechs Tore schoss und drei vorbereitete. Er war ein ambitionierter und kreativer Geist im Spiel der Fortunen, die ihn gern gehalten hätten. Doch Eberl stellte früh klar, dass Neuhaus‘ Zukunft in Gladbach liegt.

 Florian Neuhaus hat seine Leihe nach Düsseldorf genutzt, um den Fans in Gladbach Lust auf ihn zu machen.

Florian Neuhaus hat seine Leihe nach Düsseldorf genutzt, um den Fans in Gladbach Lust auf ihn zu machen.

Foto: dpa/dpa, mb vge

Zakaria, Cuisance, Bénes, Neuhaus – vier Borussen für ein Gladbacher Halleluja. Borussia will wieder mehr Spielfreude vermitteln, und alle vier stehen auf ihre Art dafür. Wichtig ist, dass sie sich treu bleiben und sich ausleben dürfen auf dem Rasen. Gewisse Freiheiten muss es für sie geben im Spiel nach vorn, als Gegenleistung wird Trainer Dieter Hecking seriöse Arbeit gegen den Ball einfordern. Cuisance und Zakaria haben das weitgehend hingekriegt in ihrer Debüt-Saison. Die Herausforderung für Hecking ist, ihre Qualitäten ausführlich zu nutzen, zugleich aber nicht zu viel Verantwortung auf die Schultern der Vier zu laden, um ihnen das Unbeschwerte nicht zu nehmen. Dazu gehört auch seitens des Trainers der Mut zu einem gewissen Maß an Risiko, ohne Frage.

Alle vier haben das Merkmal „zentraler Mittelfeldspieler“. Die Frage ist: Wie kriegt man möglichst viele von ihnen zusammen auf den Platz? Eine Systemanpassung wäre vielleicht eine Lösung: Eine Spielanordnung mit zwei offensiven Mittelfeldspielern (4-3-3 oder 4-1-4-1) könnte die nötigen Positionen schaffen, zumal Neuhaus auch auf der linken Außenbahn einsortiert werden kann.

So oder so: Der Konkurrenzkampf im offensiven Mittelfeld wird deutlich größer, zumal, je nach Ordnung ganz vorn, auch Raffael oder Lars Stindl dort spielen können. Heckings junges Achter-Quartett ist jedenfalls ganz sicher für so manchen Stich gut, wenn man die Karten richtig ausspielt. Ein spannendes Projekt, das Borussia und ihren Fans viel Spaß machen kann.

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