Borussia Mönchengladbach Drmic und andere Optionen

Krefeld · Der Stürmer feierte gegen Mainz nach langer Verletzungspause sein Comeback. Noch wird er nur minutenweise helfen können, doch zur Rückrunde will er durchstarten. Ein "Xhakzl" wird gesucht.

Borussia Mönchengladbach: Josip Drmic ist zurück im Training
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Drmic ist zurück bei der Mannschaft

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Foto: Dirk Päffgen

Josip Drmic streckte die Hände aus, stand da, etwas nach vorn gebeugt, die Füße aber noch wenige Zentimeter entfernt von der Außenlinie, und wartete auf Raffael. Der Maestro kam vom Spielfeld und patschte seine Hände in die von Drmic. Und der rannte los auf das Spielfeld. 1:0 führte Borussia zu diesem Zeitpunkt gegen Mainz, nur wenige Minuten waren noch zu spielen. Normalerweise ist das kein schöner Zeitpunkt für einen Stürmer ins Spiel zu kommen, denn es bleibt einfach zu wenig Zeit, um noch etwas zu bewegen. Doch diese wenigen Minuten waren für Drmic, 24, der Himmel auf Erden.

Was alles in seinem Kopf los war, wie sehr sein Herz vor Freude hüpfte, als er auf das Spielfeld lief und die Fans Beifall klatschten, das kann man nur erahnen. "Mein größtes Glück ist, dass ich irgendwann wieder Fußball spielen kann", hatte er Ende September im Interview mit dieser Zeitung gesagt. Und nun war der Moment da, das Comeback nach 273 Tagen Verletzungspause, nach der Angst, dass der Knorpelschaden, den er erlitten hatte, vielleicht seine Karriere beenden könnte. Drmic hat nie aufgegeben, er hat immer daran geglaubt, dass er es schafft.

Nun gab es die Belohnung am späten Sonntagnachmittag, und es ist zu vermuten, dass dieser 11. Dezember 2016 für Drmic von nun an ein persönlicher Feiertag sein wird, war es doch so etwas wie seine Wiedergeburt als Spieler. "Es tut gut, wieder den Rasen unter den Füßen und die Fans im Rücken zu spüren. Dieses Gefühl vervollständigt mich", sagte Drmic. Jetzt fühlt sich der Schweizer wieder als echter Fußballer.

Er ist gleich nach seiner Verletzung, die er sich als Leihspieler des Hamburger SV zuzog, nach Gladbach zurückgegangen, um sich hier behandeln zu lassen, neun Monate hat er in der Reha geschuftet. "Es freut mich für Josip, dass er wieder da ist, er hat viel getan, wieder den Anschluss zu finden. Er ist sehr gut dabei im Training, mit viel Präsenz. Und ein paar Minuten zu spielen, das tut der Psyche gut", sagte Trainer André Schubert. "Er ist eine Option mehr für uns", sagte Schubert. Noch wohl nur minutenweise, doch in der Rückrunde will Drmic dann wieder richtig angreifen. "Ich kann nur sagen, dass ein anderer Josip Drmic zurückkehren wird, einer der stärker ist als vorher", kündigte Drmic Ende September an. Das klingt vielversprechend.

Er ist nicht die einzige Rückrunden-Option, die der Kader hergibt. Im zentralen Mittelfeld könnte der Slowake Lászlo Bénes erste Einsatzzeiten bekommen, er hat zuletzt in der U 23 als technisch versierter Vorbereiter und Standardschütze auf sich aufmerksam gemacht. Benes kann vor der Abwehr als Umschaltspieler nützlich sein, oder weiter vorn. Djibril Sow hatte schon sein Debüt im Profi-Team, auch er kann mit seiner Schnelligkeit und Torgefahr eine Alternative sein. Für die Defensive kommt der Franzose Mamadou Doucouré infrage: Ein Verteidiger mit einem linken Fuß ist er, dem viel, viel, viel zugetraut wird. Doch er muss nach seiner langen Verletzungspause (Muskelbündelriss) natürlich erst noch Fuß fassen.

Ganz vorn und ganz hinten ist Borussia qualitativ und quantitativ recht gut besetzt. Auf den Flügeln gibt es derzeit einen Engpass, da Patrick Herrmann (der Stützschuh ist bald weg, Ibo Traoré, der länger Gehhilfen benötigt, und Fabian Johnson (Achillessehnenreizung) fehlen. Sie werden auch peu a peu zurückkehren. Im zentralen Mittelfeld scheint Nachholbedarf zu sein, ein wenig Erfahrung würde guttun. Was Nuri Sahin aus Dortmund angeht, der als Kandidat gehandelt wird, hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc gestern klargestellt, dass der 28-Jährige nicht abgegeben werden soll. Was Borussias Manager Max Eberl gern hätte, ist ein Boss, einen, der ballsicher ist, ein Strippenzieher, ein Stratege, der auch mal unangenehm sein kann und zudem ein guter Kicker ist.

Der kommende Gegner, der FC Augsburg, hat so einen: Daniel Baier. Ein Typ wie der 32-Jährige, ein paar Jahre jünger sicherlich, und vielleicht etwas größer als der gebürtige Kölner (1,75 Meter), wäre vielleicht der "Xhakzl", eben die Mischung aus Granit Xhaka und Martin Stranzl, die Gladbach gebrauchen könnte. Vorerst muss es aber ohne gehen. Immerhin ist Josip Drmic ja wieder da. Bei Bedarf kann er vielleicht auch ein paar Minuten länger helfen als gegen Mainz.

(kk)
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