Gute Erinnerungen an Nürnberg Sehnsuchts-Spiel für Drmic

Mönchengladbach · Bei Borussia ist der Schweizer Stürmer in einer Sackgasse angekommen, er spielt keine Rolle in der Planung von Trainer Dieter Hecking. Beim Gegner 1. FC Nürnberg war er eine Saison lang der Hauptdarsteller.

Tor für den „Club“: Josip Drmic erzielte am 9. November 2013 das 1:0 für den 1. FC Nürnberg. Martin Stranzl  kam zu spät.

Tor für den „Club“: Josip Drmic erzielte am 9. November 2013 das 1:0 für den 1. FC Nürnberg. Martin Stranzl  kam zu spät.

Foto: imago sportfotodienst

Martin Stranzl, Borussias Abwehrchef, grätschte vergebens in jener 21. Minute, als Josip Drmic den Ball mit der Innenseite des linken Fußes vorbei an Borussias Torwart Marc-André ter Stegen  ins Netz schob. Oscar Wendt schaute im Hintergrund entsetzt, denn Drmic, damals 21 Jahre alt, erzielte in diesem Augenblick das 1:0 für den 1. FC Nürnberg. Borussia drehte das Spiel noch an jenem 9. November 2013, siegte 3:1 am Ende. Doch Drmic wird sich vielleicht gerade in diesen Tagen an den Abend zurück erinnern. Schließlich kommt der „Club“ am Dienstag nach Gladbach, erstmals seit damals, und an Nürnberg hat der Schweizer Stürmer vor allem schöne Erinnerungen.

Nürnberg war seine erste Station in der Bundesliga, die Franken holten Drmic für drei Millionen Euro vom FC Zürich. Der Treffer in Gladbach war der fünfte des Neulings in seiner Debüt-Saison in der Bundesliga, einer folgte noch in der Hinrunde, und dann kam der zweite Saisonteil, in dem sich Drmic in die Notizbücher fast jedes Bundesligisten schoss: Elf Tore in 17 Spielen schaffte er, es begann mit zwei Doppelpacks in Serie gegen Hoffenheim und in Berlin. Doch Drmics Tore konnten Nürnbergs Abstieg nicht verhindern.

Borussia buhlte um ihn, er entschied sich aber für Leverkusen. Dort lief es nicht wie gewünscht und 2015 kam er doch nach Gladbach. Trotz seines Landsmanns Lucien Favre auf der Trainerbank tat sich Drmic  jedoch auch in Gladbach schwer – und ist hier derzeit in einer Sackgasse angekommen.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Dabei sah es am Ende der vergangenen Spielzeit  wieder richtig gut aus für Drmic nach seiner bösen Verletzungsodyssee. Er  kämpfte sich zurück nach dem Knorpelschaden im Knie, schoss vier Tore im Schlussspurt und fuhr mit der Schweiz zur WM nach Russland. Sein Traum wurde wahr, er machte auch noch sein Tor beim 2:2 gegen Costa Rica.

Borussia holte  in Alassane Plea indes einen neuen Mittelstürmer und Trainer Dieter Hecking erklärte Drmic, dass es für ihn schwer werden würde in dieser Saison. Es gab Wechselgerüchte, doch Drmic blieb. Aber eine echte Perspektive hat er nicht, selbst als Lars Stindl und Raffael fehlten, war er nicht im Kader. Nun ist das Mittelstürmer-Angebot wieder geschrumpft. Raffael hat sich das Schlüsselbein gebrochen und fällt aus, auch Julio Villalba ist verletzt und Stindl  fraglich, nachdem beim 0:0 bei 1899 Hoffenheim das operierte Sprunggelenk wieder etwas abbekommen hat. Eine Chance für Drmic? „Es sind noch einige fraglich für morgen, wenn alle ausfallen, ist Josip ein Kandidat für den Kader“, sagte Hecking.

Bereit ist Drmic jedenfalls, Hecking lobte zuletzt nochmal seine Einstellung. „Josip verhält sich super, er gibt in jedem Training Vollgas“, sagt auch Torhüter Yann Sommer, der seit Montag 30 Jahre alt ist. Drmic hilft, die Trainingsqualität hochzuhalten, das kommt dem Team zugute. „Ich bin zur Zeit wie ein Sparringspartner eines Boxers“, sagte er zuletzt dem „Blick“, der die Schweizer Garde in Gladbach besuchte.

Drmic posierte mit Sommer, Nico Elvedi, Michael Lang und Denis Zakaria für das eidgenössische Gruppenfoto. „Im Gegensatz zu seinen Kollegen macht der Stürmer im Moment eine schwierige Zeit durch. Der WM-Torschütze hat bisher keine Bundesliga-Minute in den Beinen und auch keine Zukunft beim Verein. Sein Vertrag läuft Ende der Saison aus“, fasste „Blick“-Autor Michael Wegmann die Situation von Drmic zusammen.

In Nürnberg war Drmic Hauptdarsteller. Mehr als ein Drittel seiner 102 Bundesligaspiele machte er dort und gut 60 Prozent seiner 29 Erstliga-Treffer. In Leverkusen kam sein rasanter Aufstieg zum Stehen, in Gladbach läuft er jetzt nur noch mit. Das ist kein schöner Status. Doch Drmic gibt sich als Kämpfer, der dem Schicksal die Stirn bietet. Er postet bei Instagram Fotos wie er malt oder Lauftraining absolviert, Fotos, die ihn mal fröhlich zeigen, mal nachdenklich.

Manche Bilder zeigen auch Drmic als Fußballer. In den Testspielen der Gladbacher beim Wiener SC und gegen Preußen Münster spielte er jeweils eine Halbzeit. In Wien traf er sogar. Wie am 9. November 2013 im Borussia-Park. Seine Sehnsucht nach solchen Szenen ist groß, ganz sicher.

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