Drmic muss Zukunft noch klären Für Borussia geht die Transferperiode in die letzte Phase

Mönchengladbach · Wenn an allen Gerüchten etwas dran gewesen wäre, stünden jetzt 50 Profis in Borussias Kader. Bis zum 31. August geht noch etwas, am Donnerstag können englische Klubs zum letzten Mal zuschlagen.

Bis in gut drei Wochen muss eine Entscheidung über Josip Drmics Zukunft fallen.

Bis in gut drei Wochen muss eine Entscheidung über Josip Drmics Zukunft fallen.

Foto: dpa/Matthias Balk

In seinen zwei Jahren bei Borussia war Jannik Vestergaard ein angenehmer, weil sehr reflektierter Gesprächspartner. Man spürte, dass ihn zahlreiche Facetten des Profigeschäfts zwar nerven, er aber thematisch gerne in die Tiefe geht, wenn er die Zeit dazu bekommt. Einmal ging es in einem Interview mit unserer Redaktion um Transfergerüchte. „Komplett erfunden ist selten etwas, Journalisten haben ja auch einen Ruf zu verlieren“, sagte der Däne.

Wäre alles eingetroffen, was in der laufenden Transferperiode europaweit in Meldungen über Borussia auftauchte, hätte der Klub neun Spieler abgegeben und 30 verpflichtet. Im Kader würden heute also 50 Profis stehen. Die Zeit zwischen dem Ende der Saison und dem Schließen des Transferfensters ist inzwischen zu einer eigenen Sportart geworden, es stehen lediglich ein paar mehr Mannschaften auf dem virtuellen Spielfeld als gewöhnlich, weil es so viele Interessen gibt. Spieler, Trainer, Manager, Berater, Journalisten – sie alle mischen in irgendeiner Weise mit.

„Ich habe das genauso verfolgt wie Sie“, sagte Josip Drmic in seinem ersten Statement nach der Rückkehr aus dem Urlaub, als es um die zahlreichen Gerüchte ging. Der Schweizer war zwischenzeitlich beim FC Watford, beim FC Burnley und beim AFC Bournemouth aus der Premier League im Gespräch. Sein Vertrag läuft 2019 aus, aber ein paar Wochen später sagt der Stürmer, der am Mittwoch 26 Jahre alt geworden ist: „Ob ich ins Ausland gehe oder hier bleibe, das werden wir sehen. Aber es ist alles offen. Das erste Ziel ist, fit zu werden – egal für welche Herausforderung.“

Borussia Mönchengladbach: Rekord-Transfers - Einkäufe und Verkäufe
52 Bilder

Rekord-Transfers von Borussia Mönchengladbach

52 Bilder
Foto: AP/Martin Meissner

In England ist am heutigen Abend um 18 Uhr bereits Schluss, die Premier League hat den „Deadline Day“ so weit vorgezogen, dass die Klubs ab dem ersten Spieltag keine Spieler mehr verpflichten, sondern nur noch abgeben können. Was das mit dem Transfermarkt veranstaltet, kann mit letzter Gewissheit niemand abschätzen. Sicher ist nur, dass die Gerüchte-Schublade England zumindest in eine Richtung geschlossen bleiben kann.

Das Portal „transfermarkt.de“ listet alle Gerüchte auf, die seine User zunächst einmal für beachtenswert halten – und die Hürden sind nicht besonders hoch. Der Autor dieses Textes hielt Anfang Juni ein Instagram-Foto fest, auf dem Bayer Leverkusens Benjamin Henrichs im Gladbach-Trikot zu sehen war. Kurz darauf erschienen Meldungen, die einen Transfer des Außenverteidigers ins Gespräch brachten. Dabei hatte sich Henrichs im Urlaub mit seinen Freunden Ba-Muaka Simakala und Tsiy William Ndenge, zu dem Zeitpunkt beide Borussen, lediglich ein Oberteil zum Abendessen geliehen – wie Henrichs später selbst klarstellte, nachdem er das Foto gelöscht hatte.

Manch ein Gerücht ist völlig ins Leere verlaufen. Erinnert sich noch jemand daran, dass es Berichte gab über ein angebliches Interesse an Roberto Inglese von der SSC Neapel, Jean Mota vom FC Santos oder Matías Vargas von Velez Sarsfield? An anderen war schon mehr dran. Mit Linksverteidiger Marc Cucurella vom FC Barcelona hat sich Borussia tatsächlich auseinandergesetzt. Der Youngster blieb jedoch geduldig, nun hat in Lucas Digne ein Konkurrent den Klub verlassen, so dass Cucurella sich doch noch bei Barça durchsetzen könnte.

Verblüffenderweise war die Erfolgsquote der Gerüchte bei möglichen Abgängen deutlich größer als bei Zugängen – auch wenn Vincenzo Grifo am Ende nur zu einem der fünf Klubs wechselte, bei denen er im Gespräch war, nämlich zur TSG Hoffenheim. Der „Hattrick“, mit dem Patrick Herrmann es in der vergangenen Wochen in die Liste auf „transfermarkt.de“ geschafft hat, ist also – man erinnere sich an Vestergaards Worte – nicht zu verachten. 2. August: 1. FC Nürnberg. 4. August: VfL Wolfsburg. 6. August: Hannover 96. Doch da hatte sich noch weder Ibrahima Traoré verletzt noch hatte Herrmann einen Doppelpack erzielt.

Manchmal geht alles aber auch ganz schnell: „Ich habe schon einen Transfer in sechs Stunden erledigt“, sagt Drmic. Bis zum 31. August, nach dem in den großen europäischen Ligen nichts mehr geht, gibt es noch ganz schön viele Sechs-Stunden-Fenster.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort