Borussia Mönchengladbach Hofmann und das Mittendrin-Gefühl

Mönchengladbach · Nur im Pokal in Drochtersen hatte Jonas Hofmann bislang beginnen dürfen in dieser Saison. Beim 2:0 in Glasgow spielte er durch – und machte seinen Job sehr ordentlich.

 Jonas Hofmann hat beim 2:0-Sieg in der Champions League das positivste Kapitel seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach geschrieben. Er war im Celtic Park links wie rechts unterwegs.

Jonas Hofmann hat beim 2:0-Sieg in der Champions League das positivste Kapitel seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach geschrieben. Er war im Celtic Park links wie rechts unterwegs.

Foto: AP

Nur im Pokal in Drochtersen hatte Jonas Hofmann bislang beginnen dürfen in dieser Saison. Beim 2:0 in Glasgow spielte er durch — und machte seinen Job sehr ordentlich.

Celtic Glasgows Trainer Brendan Rodgers hätte es schaffen können, sich vorab alle Pflichtspielminuten von Jonas Hofmann in dieser Saison anzuschauen. Der 139-Minuten-Film hätte gerade einmal Überlänge gehabt. Nur wird sich Rodgers kaum 90 Minuten DFB-Pokal in Drochtersen angetan haben. Dort lieferte Hofmann beim knappen 1:0-Sieg seinen mit Abstand längsten Arbeitsnachweis ab, bis er gestern überraschend in Borussias Champions-League-Startelf gegen Celtic stand.

Beim 2:0-Erfolg spielte er sogar durch und das sehr ordentlich. Aus 139 Minuten sind 229 geworden. Seinen ersten Auftritt mit Gladbach in der Königsklasse hatte er an einen besonderen Ort. "Ich hatte Gänsehaut. Das war das Lauteste, was ich in meiner Karriere gehört habe", sagte Hofmann über die Sekunden, als die Champions-League-Hymne abgespielt wurde.

Wenn Trainer André Schubert wegen vier verletzter Stammspieler die Youngster Djibril Sow und Nils Rütten im Kader aufbieten muss und Hofmanns Nominierung von Beginn an trotzdem als Überraschung gilt, ist dessen bisherige Spielzeit auf den Punkt gebracht.

Das Onlineportal "Spox" beleuchtete die schwierige Situation des 24-Jährigen, der im vergangenen Winter die Borussias wechselte und von Dortmund nach Gladbach kam, gestern in einem Artikel. "Wie ein Auto im Matsch" stecke Hofmann fest, "doch momentan kriegt er nicht einmal die Tür auf, um den Wagen auf die Straße zu kriegen", hieß es da. Hart war das, aber Hofmann wäre mit einer Unterlassungsklage wohl nicht durchgekommen. Allerdings gab er in Glasgow eine gute Antwort auf dem Rasen.

Schubert stellte den Rechtsfuß zunächst auf die linke Seite. Je weiter Oscar Wendt hinter Hofmann aufrückte, desto mehr orientierte der sich ins Zentrum. In der 17. Minute wurde Hofmann in der Mitte von Wendt übersehen, da wirkte er noch ein wenig fremd. Stattdessen konnte Ibrahima Traoré den ersten gefährlichen Torschuss des Spiels abgeben.

In dieser Rangliste machte Hofmann ihm Mitte der ersten Hälfte den Spitzenplatz streitig. Da hatte er längst in die Partie gefunden und kurz zuvor mit Traoré die Seiten gewechselt. "Wenn er reingekommen ist, hat man gemerkt, dass er in Situationen, wo er losmarschieren könnte, eher mal abbricht und lieber den sicheren Pass spielt", sagte Schubert im Interview mit unserer Redaktion. Frei in halbrechter Position war es allerdings gar keine Option, abzubrechen. Hofmann zog durch, traf den Ball gut mit rechts und zwang Celtics Torwart Craig Gordon zu einer ersten Parade. Den Spitzenplatz der besten Chancen in dene rsten 45 Minuten behielt er.

Hofmanns Saisonvorbereitung war ein Mutmacher für den gebürtigen Heidelberger gewesen. Ließ Schubert mit zwei Achtern spielen, zum Beispiel mit Hofmann und Mo Dahoud vor Christoph Kramer, konnte Hofmann endlich seine Stärken einbringen - die Ballsicherheit, das gute Auge, die Geschwindigkeit. "Da war vielleicht der Druck nicht so da", mutmaßte Schubert.

Gestern war der Druck zweifellos da, im "Verlieren verboten"-Spiel. Hofmann setzte seinen engagierten und taktisch disziplinierten Auftritt nach der Pause fort. Wenige Minuten nach Lars Stindls Führungstreffer (57.) lief er plötzlich alleine auf Gordon zu. Doch der Linienrichter hob die Fahne — zu Unrecht, Kolo Touré hatte das Abseits aufgehoben.

Bisweilen hat Hofmann auch eine besondere Art von Pech: Beim 4:1 gegen Werder Bremen kam er zur zweiten Hälfte, als Borussia bereits 4:0 führte. Am vergangenen Samstag beim 0:0 gegen den Hamburger SV hätte Schubert womöglich Lionel Messi einwechseln können und selbst der hätte nicht getroffen. In Glasgow durfte Hofmann also in einer Elf beginnen, die gleich funktionierte und bis zum Ende nicht aufhörte, zu funktionieren.

Seine ordentliche Leistung ist das nächste Signal an alle Borussen, auf die momentan oder zu irgendeinem späteren Zeitpunkt das Prädikat "hinten dran" zutrifft. Außerdem hat Hofmann als Auswärts-Glücksbringer jetzt auch ein weiches Argument auf seiner Seite. Und anders als Mitte August in Drochtersen war er in Glasgow mittendrin.

(kk)
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