Flexible Borussen Hofmann ist die neue Nummer eins

Analyse | Mönchengladbach · Borussia setzt auf vielseitige Spieler. Bisher war Fabian Johnson der Borusse mit der größten positionellen Flexibilität. Der US-Amerikaner ist weg, nun liegt Jonas Hofmann in dieser Disziplin vorn.

 Fabian Johnson (r.) ist weg, nun ist Jonas Hofmann Borussias flexibelster Spieler.

Fabian Johnson (r.) ist weg, nun ist Jonas Hofmann Borussias flexibelster Spieler.

Foto: Dirk Päffgen

Max Eberl muss rechnen. Borussia ist zwar zum dritten Mal seit 2015 in die Champions League eingezogen und normalerweise darf der Sportdirektor des Bundesligisten das Geld, das die Abteilung Sport verdient, nutzen, um das Team zu verstärken. Doch die Corona-Pandemie hat die Vorzeichen für den Fußball und somit für Borussia verändert. Die Champions-League-Teilnahme ist sportlich ein absolutes Highlight für Gladbach, wirtschaftlich indes ist sie 2020 weniger wertvoll aus bisher. Weswegen Eberl nicht aus den Vollen schöpfen kann auf dem Transfermarkt. „Wir müssen kreativ sein“, sagt er daher.

Hannes Wolf, der von RB Leipzig nach Gladbach gekommen ist, ist das erste Ergebnis der kreativen Transferpolitik Eberls. Die Umstände machten es möglich, den ambitionierten junge Mann per Leihe (nebst Kaufoption) zu holen. Doch nicht nur wegen dieses Deals passt die Wolf-Personalie zu Eberls Masche gegen die Krise. Denn er hat nicht nur einen Spieler geholt, sondern quasi gleich fünf: einen offensiven Mittelfeldmann, eine hängende Spitze, einen Mittelstürmer, einen Rechtsaußen und einen Linksaußen. All diese Positionen kann Wolf spielen.

Jonas Hofmann von Borussia Mönchengladbach im Porträt
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Das ist Jonas Hofmann

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Trainer Marco Rose soll und will Borussia auf der Basis seiner Grundidee (immer aktiv sein, Spiele gewinnen wollen) taktisch noch flexibler machen, um das Team auf alle Gegner und Eventualitäten einstellen zu können. Das soll jedoch nicht anhand eines überdimensionalen Kaders passieren, sondern dank der Vielseitigkeit der vorhandenen Kräfte möglich werden. Der frühere Trainer Lucien Favre brachte das hübsche Wort „Polyvalenz“ in den Gladbacher Sprachgebrauch ein, inzwischen wird vor allem von „Flexibilität“ gesprochen.

Borussia hat kaum Spieler im Team, die auf eine Position festgelegt sind. Gerade in der Offensive kann fast jeder diverse Jobs in diversen Systemen übernehmen. Wie Wolf hat auch Breel Embolo schon auf fünf verschiedenen Positionen gespielt in seiner Laufbahn. Alassane Plea, Marcus Thuram, Lars Stindl und Patrick Herrmann sind auf mindestens drei Positionen einsetzbar.

Der flexibelste Spieler der vergangenen Jahre war aber Fabian Johnson. Der US-Amerikaner hat im Grunde alles schon gespielt in seiner Profi-Laufbahn, einzig Torwart und Innenverteidiger war er noch nicht. So stehen in seinem Profil neun verschiedene Jobs, die er bereits hatte auf dem Spielfeld: linker und rechter Verteidiger, linkes und rechtes Mittelfeld, Links- und Rechtsaußen, Sechser, Achter und Mittelstürmer.

Doch Johnsons Vertrag bei Borussia ist ausgelaufen, er ist nicht mehr da. Somit gibt es einen neuen flexibelsten Spieler bei Borussia: Jonas Hofmann, in der vergangenen Saison mit 12,26 Kilometern der laufstärkste Borusse, ist der Nachfolger von Johnson als flexibelster Spieler. Sieben verschiedene Position kann er bekleiden: Sechser, Achter, Zehner, hängende Spitze, Links- und Rechtsaußen sowie rechtes Mittelfeld.

Rose nutzte Hofmanns reichhaltiges Positions-Angebot weidlich aus in der vergangenen Spielzeit. Der 28-Jährige spielte vor der Abwehr, hinter den Spitzen und auf dem Flügel, als es nötig war, kein anderer Borusse bekam vom Trainer mehr Rollen zugewiesen in dessen erster Saison in Gladbach.

Manche Position unterscheidet sich nur in Nuancen von einer anderen. Doch auf eben die kommt es an im modernen Fußball, in dem Kleinigkeiten über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Es geht darum, die Gegner vor Aufgaben zu stellen, sie zu überraschen und bestenfalls zu überrumpeln. Je mehr Möglichkeiten der Kader einem Trainer bietet, desto kreativer kann er sein. Man darf gespannt sein, was sich Rose für die neue Saison einfallen lässt. Was er inzwischen weiß: Seine „Jungs“, wie er zu sagen pflegt, sind sehr flexibel. Und sie lernen gern auch noch dazu. Beides hilft ihm, seine Ideen, umzusetzen.

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