Nur ein Punkt aus drei Spielen Ist die Königsklasse für Borussia in Gefahr?

Mönchengladbach · Ein Punkt aus drei Spielen und 1:7 Tore. Die vergangenen beiden Heimspiele 0:3 verloren. Die RP-Reporter diskutieren, ob nun die Qualifikation für die Champions wieder in Gefahr ist. Ein Pro und Contra.

 Die Borussen stecken nach nur einem Punkt aus den vergangenen drei Spielen in einer Ergebniskrise.

Die Borussen stecken nach nur einem Punkt aus den vergangenen drei Spielen in einer Ergebniskrise.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Pro (Sebastian Hochrainer)

Ja, weil das Team seine Heimmacht verloren hat

Der Werdegang der Borussen war fabelhaft. In der Hinrunde das Überraschungsteam, dann der perfekte Start in die Rückrunde. Man bekam den Eindruck, der neue Status als Spitzenteam, denn als solches werden sie spätestens seit Beginn der zweiten Saisonhälfte anerkannt, verschüchtere die Gladbacher nicht. Stattdessen zeigte das Team eine Entwicklung zum gewachsenen Verbund echter Männer. Stets die Ruhe bewahrend, nervenstark, seriös. Doch dann kam der Moment, der Borussia aus der Bahn warf: das 0:1 durch Salomon Kalou bei der 0:3-Niederlage gegen Hertha BSC.

Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg: Bilder des Spiels
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Borussia - Wolfsburg: Bilder des Spiels

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Foto: REUTERS/WOLFGANG RATTAY

In dem Spiel erkannte man sofort, dass etwas zerbrochen ist. Die Selbstsicherheit, Borussia verlor sein Gefühl, für alles die richtige Lösung parat zu haben. Und: Die Berliner haben der Konkurrenz vorgelebt, dass die Gladbacher zu knacken sind. Gerade in dem Moment, als das Team einen neuen Vereinsrekord aufstellen konnte mit einem 13. Sieg in Folge im Borussia-Park. Es war der Moment, der die Festung vorerst zum Einsturz gebracht hat.

Wolfsburg machte es daraufhin genauso wie Hertha. Sie warteten ab und ließen Gladbach machen. Und mit der Kaltschnäuzigkeit, die die Borussen bis vor drei Wochen noch hatten und dann verlorengegangen ist, schlugen sie zu.

Noch sechs Heimspiele hat Borussia. Gegen Bayern wäre eine Niederlage keine Schande, angesichts des dann entstandenden Heimpleiten-Triples jedoch gravierend. Dann kommt Freiburg, traditionell kein Lieblingsgegner. Es folgen Bremen, Leipzig, Hoffenheim und Dortmund – allesamt keine angenehmen Gäste. Vor kurzem waren das ein Plus, weil man direkte Konkurrenten mit Siegen abhängen konnte. Nun hat Borussia mit Berlin und Wolfsburg zwei Teams ermöglicht, heranzurücken und die Champions-League-Qualifitkation zu gefährden.

Eines sei jedoch gesagt: Daran war Borussia selbst Schuld. Sie hat die Punkte verloren, weil sie ihre Dominanz nicht in Zählbares umgemünzt hat. Daher kann man NOCH von einer Ergebniskrise sprechen. Doch genau damit fangen echte Krisen oft an. Borussia muss seine Heimmacht schnell zurückerlangen. Am besten schon gegen Bayern. Andernfalls herrscht danach Siegpflicht. Sonst wird nächste Saison die Hymne der Königsklasse womöglich nur in anderen Stadion laufen.

Contra (Karsten Kellermann)

Nein, Gladbach verdient einen Vertrauensvorschuss

Es gibt Menschen, die sehen Borussia schon am Abgrund, sehen seit Wochen den Niedergang, werten alles, was nicht so beschrieben wird, als Schönfärberei und bezichtigen jene, die es so sehen, blind zu sein für die Realität. Diese Menschen werden aufheulen, wenn sie diese Zeilen lesen, denn es wird die These formuliert: Trotz der Heimniederlagen gegen Berlin und Wolfsburg, trotz dreier Nicht-Siege in Serie und  selbst bei einer möglicherweise erwartbaren Niederlage gegen den FC Bayern München: Borussia hat, auch wenn es ein enges Rennen wird, das Zeug, die Champions League zu erreichen.

Nun werden die Borussen selbst murren, mögen sie es doch nicht, wenn derart Hochtrabendes formuliert wird, aber bitte: Wer nach 23 Saisonspielen Dritter ist, dem darf man auch nach 34 Spieltagen zutrauen, unter den ersten vier Mannschaften zu stehen. Nennen wir es Vertrauensvorschuss. Den haben sich die Borussen verdient, so viel Fairness muss sein, auch wenn es in den vergangenen Wochen nicht die großen Feuerwerke der Spielkunst gab, sondern auch bei den Siegen viel Schwarzbrot. Aber ist es nicht genau das, was letztlich auch ein Spitzenteam ausmacht?

Die Borussen sind in die Saison gegangen, um vieles besser zu machen als in den beiden Jahren zuvor. Nun ist der Zeitpunkt, das Versprechen einzulösen. Sich gegen die anbahnende Krise wehren, den unbedingten Willen zum Erfolg an den Tag legen, den Willen, sich das, was erarbeitet wurde, nicht  wegnehmen zu lassen.

Borussia Mönchengladbach: Die Einzelkritik vom Spiel gegen VfL Wolfsburg
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Borussia - Wolfsburg: die Fohlen in der Einzelkritik

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Klar ist: Borussia muss die Trendwende schnell schaffen. Ihr Glück ist, dass die Konkurrenz die Schwächephase, die irgendwann kommen musste, bisher nicht genutzt hat. Leipzig zum Beispiel verpasste den Heimsieg und damit, Borussia von Rang drei zu verdrängen. Leverkusen verlor beim BVB, auch Bayer bleibt damit auf Distanz. Doch sollte sich Borussia nicht auf die anderen verlassen. Sie wird nur Großes erreichen, wenn sie wieder erfolgreich ist. Das klingt simpel, doch genau das ist das Geheimnis des Erfolgs im Fußball: Die einfachen Dinge müssen passen und selbstverständlich sein, vorn wie hinten und auch sonst. Glanz und Gloria kommen dann von selbst. Und nun wird nicht mehr von der Champions League geredet, jetzt muss sich Borussia sie sich verdienen.

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