Borussia Mönchengladbach "Elfmeterschießen? Dann gewinnen wir!"

Mönchengladbach · Einst spielte der FC Homburg in der Bundesliga, heute ist der saarländische Viertligist Borussias Gegner im DFB-Pokal. Im Interview spricht Trainer Jens Kiefer über Siegchancen, die Gemeinsamkeit mit Max Eberl und die Kunst, 16 neue Spieler in der Sommerpause zu integrieren.

Das sind die Außenseiter der ersten Pokal-Runde
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Foto: dpa, shp lof

Kann es sein, dass der FC Homburg in der Sommerpause den gesamten Kader ausgetauscht hat?

Jens Kiefer Nicht den gesamten Kader. Es sind noch sechs Spieler der vergangenen Saison da. 16 Zugänge, 19 Abgänge.

Was ist da passiert?

Kiefer Erstens: Ich bin neu als Trainer, und da hat man Möglichkeiten, vor allem, wenn viele Verträge auslaufen, sowohl bei Homburg als auch bei anderen Vereinen. Da konnte ich den Kader neu strukturieren. Zweitens: Man war nicht zufrieden mit Platz elf in der vergangenen Saison.

Ist das so üblich in der vierten Liga, den Kader auszutauschen?

Kiefer Es ist nicht die ganz große Ausnahme, unsere beiden großen Konkurrenten haben das genauso gemacht. Teuer war es auch nicht, weil, wie gesagt, alle Verträge ausgelaufen sind. Trotzdem, 16 neue Spieler stellt ein Verein nicht ein, wenn er kein Geld hat.

Ist davon in Homburg ein bisschen da?

Kiefer Was heißt ein bisschen Geld? Wir haben in Dr. Theiss Naturwaren einen guten Hauptsponsor, der uns einiges ermöglicht. Allerdings können wir das Geld auch nicht rausschmeißen. Wir wirtschaften in unserem
Rahmen und sind nicht das Hoffenheim der vierten Liga.

Kennen Sie schon alle Spieler mit Vornamen?

Kiefer Machen Sie sich keine Sorgen.

Man stellt sich so einen Viertligisten immer als ein Team von Schlossern und Versicherungsvertretern vor.

Kiefer Wir arbeiten unter Profibedingungen. Nur manche haben noch ein Studium nebenbei. Ich habe auch keinen anderen Job.

Was ist wahrscheinlicher: Dass der Papst zurücktritt oder dass Homburg im Pokal eine Runde weiterkommt?

Kiefer Die Wahrscheinlichkeit ist bei beiden sehr gering, aber ich hoffe auf die Wahrscheinlichkeit, dass wir es packen. Wir haben mit Sicherheit eine ganz kleine Chance.

Worin besteht die?

Kiefer Die besteht darin, dass Mönchengladbach hierhin kommt und überheblich auftritt und es nicht ganz so ernst nimmt, wir einen Super-Tag erwischen und auch noch Glück haben. Wenn wir es packen, lange kein Gegentor zu bekommen, steigen unsere Chancen.

Bundesligaspieler sagen gerne vor solchen Spielen, dass sie das total ernst nehmen. Glauben Sie denen?

Kiefer Ich nehme denen schon ab, dass sie es versuchen. Aber im Hinterkopf haben Sie immer, dass es gegen einen Viertligisten geht.

Wie sähe Ihre Taktik vor einem Regionalligaspiel aus?

Kiefer Wir spielen schon relativ offensiv auf, versuchen, das Spiel zu bestimmen und richten uns nicht nach dem Gegner.

Das heißt, Sie spielen 4…

Kiefer 4-4-2.

Und gegen Gladbach 10-0-0?

Kiefer Auf jeden Fall ein wenig anders. Wir müssen nicht total defensiv spielen, aber wir müssen zunächst gut in der Abwehr stehen, und dann hoffen, über Konter oder Standards ein Tor zu erzielen.

Ist es legitime Taktik eines Viertligisten, sich ins Elfmeterschießen zu retten?

Kiefer Wenn es so käme, wären wir froh darüber. Wenn wir ins Elfmeterschießen kommen, dann gewinnen
wir.

Wie Darmstadt in der vergangenen Saison. Gibt es denn etwas, was Ihre Spieler den Borussen voraus haben?

Kiefer Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung.

Was macht Ihnen denn Hoffnung?

Kiefer Dass ich eine erfahrene Mannschaft habe, die auch in so einem Spiel nicht den Kopf verliert und über sich hinauswächst.

Schon die Bilanz spricht für Gladbach. Sechs Spiele, vier Siege, zwei Unentschieden. Das war in den 80ern, als Homburg in der Bundesliga spielte.

Kiefer An den Unentschieden orientieren wir uns.

Im Normalfall hat Ihr Verein keine Chance. Ab wann wird eine Niederlage aber auch für einen Viertligisten peinlich?

Kiefer Darüber mache ich mir gar keine Gedanken.

Zweistellig wäre etwas hoch, oder?

Kiefer Das wird nicht passieren.

Haben Sie Borussia beobachtet?

Kiefer Wir haben sie beobachten lassen. Die Qualität ist schon da.

Wie großzügig von Ihnen.

Kiefer Es ist sogar ein Spieler dabei, den ich mal trainiert habe.

Ach ja?

Kiefer Patrick Herrmann. Zwei Jahre in der U15 und U17 beim 1. FC Saarbrücken. Sein Heimatort ist zehn Kilometer von mir entfernt. Und mit Max Eberl habe ich zusammen den Trainer-A-Schein gemacht.

Wie viele Finger würden Sie sich für einen Sieg abhacken?

Kiefer Gar keinen.

Müssen denn wenigsten Haare oder Bärte dran glauben?

Kiefer Auch nicht.

Eines müssen Sie mir noch sagen: Die zwei größten Mythen in der Geschichte der Borussia sind der Pfostenbruch
und das 7:1 gegen Mailand. Was hat Homburg da vorzuweisen?

Kiefer Da fällt mir das Werbeverbot für Kondome ein, das der DFB in der Saison 1987/88 verhängen wollte.

Bitte was?

Kiefer Homburg hatte damals einen Kondomhersteller als Hauptsponsor. Das fand der DFB gar nicht
gut, drohte mit Punktabzug. Deshalb spielte Homburg erst mal mit einem schwarzen Balken auf dem Trikot. Bis das Landgericht Frankfurt urteilte, dass an Kondomwerbung nichts Unanständiges ist. Da wurde der Balken wieder entfernt.

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