Gastbeitrag Andreas Bluhm „Die Aufgabe als Kapitän beflügelt Ibrahima Traoré“

Mönchengladbach · Andreas Bluhm ist beim Afrika-Cup der persönliche Physio von Guineas Kapitän Ibrahmia Traoré und schreibt über seine Erfahrungen bei dem Turnier.

 Andreas Bluhm (links) in der Kabine Guineas an der Seite von Ibrahima Traoré.

Andreas Bluhm (links) in der Kabine Guineas an der Seite von Ibrahima Traoré.

Foto: Ja/Bluhm

Puh, das war ein hartes Stück Arbeit im letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen Burundi. Es war ein anstrengendes Spiel, auch für mich als Beobachter. Das Team von Guinea, mit dem ich schon drei Wochen beim Afrika-Cup unterwegs bin, ist mir ans Herz gewachsen. Die Jungs haben sich unglaublich schwer getan. Darum waren wir alle froh über den 2:0-Sieg, der uns mit großer Wahrscheinlichkeit das Achtelfinale eingebracht hat. Theoretisch kann es noch schiefgehen, das hängt von den letzten Spielen anderer Gruppen ab. Aber es sollte klappen, dass wir einer der vier Gruppendritten sind, die weiterkommen.

Es war ein typisches Spiel in so einer Situation. Man hat den Druck, der auf Guineas Team lastete, sehr gespürt. Darum war alles doch recht verkrampft, daran hat auch die 80-minütige Überzahl nach der Roten Karte gegen Burundi nichts geändert. Natürlich hat Naby Keitas Qualität gefehlt. Naby hatte ja wieder Probleme nach dem Nigeria-Spiel, und es war absehbar, dass er nicht mehr spielen kann beim Afrika-Cup. Er ist dann auch am Montag nach Liverpool zurückgereist. Dadurch hat Ibrahima Traoré nun noch mehr Verantwortung.

Aber ich muss sagen: Die Art, wie er all das hinkriegt, beeindruckt mich sehr. Sportlich hat er mit seiner Vorarbeit zum 2:0 gegen Burundi viel zum Sieg beigetragen – und hatte kurz vor Schluss auch noch die Chance, selbst zu treffen. Doch da hat ihn ein Teamkollege regelrecht umgerannt. Auch jenseits des Platzes hat Ibo immer mehr zu tun: Die Gespräche mit den Mitspielern und mit dem Verbandspräsidenten nehmen immer mehr Zeit in Anspruch. Gerade im Vorfeld des Spiels gegen Burundi war es doch sehr angespannt. Manchmal kommt Ibo erst spät zur Behandlung.

Aber Ibo ist topfit. Er hat jetzt fünfmal 90 Minuten hintereinander absolviert. Ich denke, die Aufgabe als Kapitän beflügelt ihn. Er ist immer aktiv, hilft hinten aus, fordert Bälle, ist sehr flexibel, er hat gegen Burundi links, recht und zentral gespielt. Und er versucht immer, die anderen mitzureißen. Er hat eine wahnsinnig starke Rede vor dem Team gehalten, es war sehr emotional und hat rhetorisch gesessen.

Guinea hat spielerisch noch Luft nach oben – und vielleicht kommt es dem Team entgegen, dass es im Achtelfinale gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner gehen würde, eventuell Marokko. Gegen solche Teams ist der Druck nicht so groß. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Sieg gegen Burundi befreiend für die Mannschaft war. Er war Guineas erster Sieg bei diesem Turnier und beim Afrika-Cup generell seit 2012, da gab es ein 6:1 gegen Botswana.

Andreas Bluhm (45), Borussias Ex-Reha-Trainer, ist seit 2018 freier Physiotrainer. Für unsere Redaktion schreibt er über seinen Job als Personal-Physio von Borussias Flügelstürmer Ibrahima Traoré in Guineas Nationalteam.

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