Herbert „Hacki“ Wimmer wird 75 Der Mann, der für Netzer lief und mit Weisweiler per „Du“ war

Mönchengladbach · Herbert „Hacki“ Wimmer wird am Samstag 75 Jahre alt. Er war einst bei Borussia Günter Netzers „Wasserträger“ – aber auch selbst ein wichtiger Star der Fohlenelf.

 „Hacki“ Wimmer machte 366 Bundesligaspiele für Borussia.

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Foto: Horstmüller

In dem Spiel, das er als seinen schönsten Erfolg bezeichnet, war Hebert Wimmer Borussias Kapitän. Trainer Hennes Weisweiler hatte den eigentlichen Mannschaftsführer Günter Netzer nicht aufgestellt. Und Berti Vogts, der Stellvertreter, hatte aus enger Verbundenheit zu Netzer abgelehnt, unter diesen Umständen die Binde zu übernehmen. So war es Wimmer, der sie stolz trug in einem der tollsten DFB-Pokalfinals aller Zeiten. Er schoss auch das erste Tor des Spiels, doch am Ende stand er auch an diesem Tag im Schatten Netzers: Die Selbsteinwechslung des Zampanos, das 2:1-Siegtor nach dem Doppelpass mit Rainer Bonhof im letzten Spiel für Gladbach, das überstrahlte alles an diesem Tag.

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So war es immer: Wimmer rackerte, der „King vom Bökelberg“ glänzte. „Ich denke, du rennst“, pflegte Netzer zu sagen. Doch nicht despektierlich war das gemeint, sondern mit größtem Respekt. Denn Netzer wusste, dass er Wimmer viel zu verdanken hatte, dass dieser ihm den Rücken freihielt und die Wege öffnete, dass er nur glänzen konnte, weil Wimmer hart für ihn arbeitete. Der lief und lief und lief. Er sei gern für Netzer gelaufen, sagt Wimmer, wenn man ihn darauf anspricht, dass er als Netzers „Wasserträger“ in die Fußballgeschichte eingegangen ist. Für einen wie Wimmer ist das ein Kompliment, er ist immer bescheiden geblieben. Und er war immer ein Teamplayer.

Doch es gibt auch den Wimmer ohne Netzer. Den Wimmer, der nicht nur Co-Star war. Und der hat viel mehr zu bieten als viele tausend Kilometer, die er abspulte in zwölf Jahren als Borusse. Er hält einige Bestmarken. Zum Beispiel, dass kein anderer in zwölf Spielzeiten für Gladbach traf. Außerdem ist der „eher zufällig“ 1944 im belgischen Eupen Geborene der erste Borusse, der in einem Endspiel eines großen Turniers für Deutschland traf. Das war im EM-Endspiel 1972 gegen die UdSSR, in dem er das 2:0 erzielte. Damit war er ein Teil der vielleicht besten deutschen Nationalmansnchaft aller Zeiten. 1974 wurde er auch Weltmeister mit Deutschland, dies aber eher passiv, weil er kaum spielte und sich dann verletzte.

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Für Borussia spielte er von 1966 bis 1978. In dieser Zeit verdiente er sich etwas, was sonst keiner seiner Kollegen schaffte: Hennes Weisweiler bot Wimmer das „Du“ an. Dabei hatte sich der Meistertrainer zunächst getäuscht im Dauerläufer. „Mit so einem anständigen Spieler kann man nicht Meister werden“, befand Weisweiler. Er irrte. Fünfmal stemmte Wimmer die „Schale“ in die Luft, außerdem gehörte er 1975 beim 5:1-Triumph in Enschede zu den ersten Uefa-Cup-Siegern Borussias und gewann, siehe oben, 1973 als Kapitän den DFB-Pokal.

Nur den Aufstieg 1965 und zweiten Uefa-Cup-Erfolg von 1979 verpasste der Mann, der seine Heimat Aachen-Brandt nie verließ. Ansonsten war er bei allem, was Fußball-Geschichte geworden ist, dabei. Beim Pfostenbruch-Spiel gegen Werder Bremen, beim Büchsenwurf-Spiel gegen Inter Mailand, beim 12:0 gegen Borussia Dortmund, bei dem er auch traf. Und auch 1977 in Rom, wo er wie so viele andere große Borussen die wohl größte Niederlage erlebte im Endspiel des Landesmeisterwettbewerbs gegen den FC Liverpool. Darum ist Wimmer ein Teil der Borussia-Geschichte.

Weswegen er auch zum Denkmal geworden ist. In Eicken vor der Gaststätte „Alt Eicken“ steht er in Eisen gegossen mit Netzer und Vogts. Will man die Fohlenelf als Mensch sehen, dann war Netzer Hirn der großen Fohlenelf, Vogts das (Kämpfer)Herz und Wimmer die Lunge. Seinen Kosenamen „Hacki“ verpasste ihm einst Torwart Manfred Orzessek, als er noch ein hakenschlagender Rechtsaußen war. Erst der Wechsel ins Mittelfeld machte Wimmer zu dem, der er schließlich war für die Borussen: Der Mann, von dem die Gegner oft nur die Hacken sahen.

Am Samstag wird Herbert Wimmer 75 Jahre alt. Er feiert ohne großen Pomp mit der Familie daheim in Brand. Er ist nicht nur Borussia immer treu geblieben, sondern auch sich selbst.

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