Borussia Mönchengladbach Nordtveit verspielt seinen Kredit

Mönchengladbach · Nein, so richtig amused klang Max Eberl nicht mehr. Es ging um Havard Nordtveit und dessen Vertragsverlängerung. Ob es denn etwas Neues gebe, wurde Eberl gefragt, und wenn nicht, ob es nun kein Limit mehr gebe für die Bedenkzeit, die sich der norwegische Fußballer ausgedungen hat.

Havard Nordtveit ist einer von fünf Borussen im aktuellen Kader, die 2011 die Relegationssaison miterlebten.

Havard Nordtveit ist einer von fünf Borussen im aktuellen Kader, die 2011 die Relegationssaison miterlebten.

Foto: dapd, dapd

"Zeitnah", solle sich Nordtveit äußern, was seine Zukunft angeht, stellte Eberl klar. Er hatte sich schon für Ende Februar eine Antwort erhofft und diese Hoffnung durchaus in einer Art Ultimatum formuliert, doch gab er Nordtveit dann doch noch ein wenig Extrazeit oben drauf.

Irgendwann aber sollte dann auch jede Eventualität durchdacht sein, und da es auch selten eine helfende Erleuchtung von oben gibt, müsse dann eben eine Entscheidung fallen, zeitnah, so Eberl, der Nordtveit im Dezember einen Vertragsangebot als Verhandlungsbasis vorgelegt hat.

Dass sich Nordtveit Gedanken macht, ist nachvollziehbar. Es ist ein wichtiger Vertrag, den er nun unterschreibt. Entweder bleibt er nahezu ewiger Borusse oder er wagt einen Neustart, wohl möglichst in der Premier League, die sehr im Fokus ist in seiner Heimat. Zukunftsentscheidungen wollen wohl überlegt sein. Doch ist es eben das Schicksal von Fußballmenschen, dass alles sehr öffentlich passiert. Und somit gibt es auch eine öffentliche Meinung zu den Dingen. Bei Nordtveit ist es so, dass diese gerade kippt (oder schon gekippt ist).

Zunächst hatten viele das Gefühl, dass er sich schnell für weitere Jahre in Gladbach entscheidet. Die Fans goutierten diese Vorstellung, Nordtveit wurde zu den "echten" Borussen gezählt, auch, weil er einer der Dienstältesten im aktuellen Kader ist. Und dann noch weitere Jahre — das hätte ihm nie jemand vergessen.

Doch als er das Ultimatum Eberls verstreichen ließ, kamen die ersten, die sagten: Er will weg, er geht. Vor allem aber: Er hält Borussia hin. Nein, das kommt nicht gut an bei den Fans, auch nicht, wenn es ein "guter Typ" tut, als den sie Nordtveit stets wahrgenommen haben. Wie Martin Stranzl kam Nordtveit im Januar 2011. Beide haben ihren Teil zum Aufschwung beigetragen. Nun ist aber Nordtveit dabei, seinen guten Ruf bei den Gladbach-Fans zu riskieren. Wie einst Dante.

Der Verteidiger war Kult. Doch er ließ Gladbach zappeln mit seiner Zukunft — und am Ende ging er zu den Bayern. Die Graffiti-Version seines Konterfeis wurde sogar auf der Wand am Fanhaus eliminiert. Auch bei Nordtveit gibt es die ersten, die sagen: Dann geh' doch! Ein bisschen ist das immer auch Beleidigtsein der Fans, klar. Einer sagt Nein zu dem Klub, dem ihr ewiges Ja gilt.

Es ist grundsätzlich Nordtveits Ding, was er tut. Doch auch Eberl will es nun schnell wissen. damit er Alternativen suchen kann. Und so recht glaubt wohl derzeit niemand, dass Nordtveit noch verlängert. Dafür ist vielleicht schon zu viel Zeit verstrichen. Es gibt übrigens einen Fall, der zeigt, dass allzu langes Zögern auch andere Konsequenzen haben kann: Als Mike Hanke einst zu lange ob der Unterschrift des ihm vorgelegten Vertrages wartete, änderten die Borussen plötzlich die Idee für die Zukunft und zogen das Angebot zurück.

(kk)
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