Kapitän leitet Sieg ein Gladbach hat wieder Spaß - dank Stindl

Mönchengladbach · Der Kapitän kehrt nach Gelbsperre zurück ins Team und schießt nach sieben Minuten ein urgewaltiges Tor. Es ist der Ursprung des 3:0-Sieges.

Lars Stindl winkt nach dem Spiel den Fans zu.

Lars Stindl winkt nach dem Spiel den Fans zu.

Foto: Dirk Päffgen

Wenn man die These aufstellt, dass Lars Stindl sicher gern mitgespielt hätte bei den Münchner Bayern, es aber aus Sicht der Borussen weit wichtiger ist, den Kapitän in den letzten vier Spielen der Saison dabei zu haben, um zu helfen, der Saison, wenn vielleicht auch nur emotional, noch eine neue Richtung zu geben, ist man womöglich der Wahrheit auf der Spur. Stindl jedenfalls handelte sich in der letzten Minute beim 2:1-Sieg gegen Hertha BSC vor zwei Wochen die fünfte Gelbe ein und damit die Sperre für München. Gestern gab es die Rückkehr des Kapitäns. Und warum er wichtig ist für dieses Borussen-Team, machte der 3:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg deutlich.

Es ging für die Borussen darum, nach den dürftigen Leistungen in den letzten beiden Spielen ein Zeichen zu setzen. Und Stindl tat das sieben Minuten, nachdem die Partie begonnen hatte, mit einer Entschlossenheit, die dem Team, aber auch ihm selbst, oft gefehlt hatte in der bisherigen Saison. Als der Ball von einem Wolfsburger Bein abprallte und in den Strafraum der Gäste flog, antizipierte Stindl die Flugbahn des Balles und schloss dann mit rechts eiskalt ab. Der Ball flog mit einer Wucht ins Netz, die unterstrich, dass es für Stindl in dieser Szene keine Alternative gab als das Tor. "Mit Mut nach vorne", gab das Fohlenecho den Leitgedanken des Abends vor, den Stindl in diesem Moment mit Leben füllte. Tore sagen im Fußball eben mehr als Worte.

Es war erst das sechste Saisontor des Nationalspielers im 30. Spiel, man hatte sich mehr Treffer von ihm erwartet, ganz sicher. Doch die 1506 Minuten währende Flaute zwischen Spieltag zwölf und 24 ist wesentlich dafür verantwortlich, dass es nicht so kam. Beendet hat Stindl die Minutenzählerei mit seinem Einschuss gegen Hoffenheim beim 3:3, doch der Rest-Frust darüber dürfte noch in den gestrigen Torschuss eingeflossen sein.

"Für mich ist er der Führungsspieler schlechthin. Er hat nicht nur mit dem Ball gearbeitet, sondern auch ohne. Kein Weg war ihm zu weit. Das ist ein vorbildlicher Kapitän, an dem sich die anderen aufrichten können", lobte Borussias Trainer Dieter Hecking Stindls Leistung bei seiner Rückkehr gegen Wolfsburg.

Stindls Tor war die Ouvertüre für den Rest der Saison, ein Paukenschlag sogleich, kraftvoll wie schön, genial wie einfach, Maßstab ebenso wie Versprechen: Ja, Borussia will ein paar Dinge zurechtrücken, will anders auftreten, zielstrebiger und effektiver, mit mehr Spielwitz, mehr Geradlinigkeit. Stindl machte es vor - und wies damit dem Rest den Weg. Es war kein rauschhafter Abend, doch lösten die Borussen ihre Versprechen ein, denn es gab doch einiges zu bestaunen, was den Fußball ausmacht.

Stindl hatte seinen gewichtigen Anteil daran. Einmal scheiterte er nach dem Zusammenspiel mit Denis Zakaria an Koen Casteels, dann versuchte er von der Mittellinie, den Wolfsburger Torhüter zu überwinden. Dass er bei Raffaels Einschuss aus rund elf Metern zum 2:0 in der unmittelbaren Nähe stand, lag auf der Hand, und diese Szene war wie Stindls 1:0 die perfekte Mischung aus Klarheit und Spielkunst: Der lange Ball von Vestergaard, die starke Annahme von Jonas Hofmann, das war ein schöner Weg zum Tor, das Raffael nach Casteels Parade erzielte. Auch bei Christoph Kramers Freistoßtreffer war der Kapitän im Pulk der Borussen, die sich um den Ball scharrte und die Eulenspiegelei des Sechsers aus nächster Nähe erlebte.

Die Borussen hatten endlich mal wieder Spaß gestern Abend. Der Rückkehr des Kapitäns sei Dank aus Borussen-Sicht, denn sein urgewaltiger Schuss, der mit 102 km/h gemessen wurde, war dafür der Ursprung.

(kk)
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