„Jeder kennt die Situation“ Borussia hat kein Geld für Winter-Transfers

Mönchengladbach · Die finanzielle Lage angesichts der Corona-Krise verbietet Borussia Mönchengladbach Gedankenspiele, die womöglich nötig wären. Trainer Marco Rose weiß, dass keine großen Sprünge drin sind in diesem Winter.

Max Eberl kann Trainer Marco Rose im Winter keinen neuen Spieler holen.

Max Eberl kann Trainer Marco Rose im Winter keinen neuen Spieler holen.

Foto: dpa/Arne Dedert

Joe Scally wird der erste Eintrag auf der Liste seit vier Jahren werden, trotzdem käme niemand auf die Idee, den US-Amerikaner als echten Winter-Transfer zu bezeichnen. Der Wechsel wurde bereits im Herbst 2019 vereinbart, nun stößt Scally kurz nach seinem 18. Geburtstag als Auszubildender zum Gladbacher Profikader.

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Foto: Wiechmann, Dieter (dwi)

Manager Max Eberl war lange kein Freund von Einkäufen mitten in der Saison. Zuletzt nahm er Ende 2016 Geld in die Hand, um mit der Verpflichtung von Timothée Kolodziejczak auf das Karriereende von Álvaro Dominguez zu reagieren. 7,5 Millionen Euro kostete der Franzose vom FC Sevilla und machte lediglich ein Spiel von Beginn an. „Kolo“ taugt als Beispiel, warum es wirklich schwierig ist, im Winter den Kader zu verstärken. Doch erstmals seit langer Zeit stellt sich bei Borussia die Frage, ob es nicht nötig wäre.

Nach 20 Spielen in 99 Tagen wirkt das Team körperlich wie mental ausgelaugt. Zahlreiche Profis haben zudem mehrere Länderspiele in den Beinen. Am Samstag beim 1:2 gegen die TSG Hoffenheim fehlten in Ramy Bensebaini, Jonas Hofmann und Alassane Plea zwar drei potenzielle Stammspieler. Aber Trainer Marco Rose hatte vorher noch „auf Holz geklopft“, dass es seine Gladbacher vor allem bei den Muskelverletzungen bislang nicht übermäßig schlimm erwischt hat.

Und trotzdem schien er gegen Hoffenheim nicht gerade die Qual der Wahl zu haben. Borussias Kader ist in sehr guter Breite besetzt, wenn alle fit sind, dieser Status erweist sich allerdings als äußerst fragil. Zumal Leute aus der zweiten Reihe wie Hannes Wolf, Laszlo Bénes oder Ibrahima Traoré ihre Chancen, sich anzubieten, bislang nicht genutzt haben.

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Dass Winter-Transfers für Rose „kein Thema“ sind, liegt deshalb vor allem an der finanziellen Situation nach neun Monaten Pandemie. „Jeder kennt die Situation rund um Corona. Wir haben unseren Kader, dem wir grundsätzlich vertrauen. Aber wir haben keine Möglichkeiten, irgendetwas zu machen. Deswegen kann ich mir wünschen, was ich will. Ich wünsche es mir aber auch nicht, weil ich mit meinen Jungs zufrieden bin“, sagte Rose.

Geschäftsführer Stephan Schippers hat im Interview mit unserer Redaktion ausführlich dargelegt, was Corona mit dem Verein gemacht hat. Im März seien bis zu 50 Millionen Euro Verlust das „Worst-Case-Szenario“ gewesen. Durch die Fortführung der Saison, die sportlichen Erfolge und umfangreiche Sparmaßnahmen habe der Klub das Minus unter die Marke von 20 Millionen Euro drücken können. Was in normalen Zeiten eine Horrorbilanz wäre, darf unter den Umständen als Erfolg gewertet werden.

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Foto: AP/Martin Meissner

Zur Erinnerung: Borussia hat 40 Millionen Euro in der Champions League verdient. Die konnten nicht komplett, aber größtenteils zur Minderung des Verlustes eingesetzt werden. Im Sommer kamen in Hannes Wolf und Valentino Lazaro lediglich zwei Leihspieler. Bei Wolf muss Borussia die Kaufpflicht im Auge behalten, die im Saisonverlauf wirksam werden dürfte. An Verstärkungen ist so frühestens im Sommer zu denken, wenn Transfereinnahmen generiert werden.

So ruhen die Hoffnungen auf den Rückkehrern. Einer davon ist Jonas Hofmann, im Winter 2015/16 von Borussia Dortmund geholt. Damals war das eine unübliche Investition von Eberl, die sich mit Verzögerung, dann jedoch voll ausgezahlt hat. Ein ähnlicher Move ist 2020/21 nicht zu erwarten. Eher könnte ein chancenloser Spieler wie Andreas Poulsen verliehen werden, das stellte Eberl trotz seiner für Januar angekündigten Auszeit in den Raum. „Ich werde ja nicht aufhören zu arbeiten“, sagte der 47-Jährige. „Wenn es die Möglichkeit gibt für die eine oder andere Leihe, werden wir darüber nachdenken.“

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