Borussia Mönchengladbach Borussia hat ein Elfmeterproblem
Mönchengladbach · Zuweilen sind es die einfachen Analysen, die in ihrer Logik die klarste Sicht auf einen Sachverhalt bieten. Analysen, wie die von Borussia Mönchengladbachs Flügelflitzer Patrick Herrmann nach dem 1:2 in der Champions League gegen Manchester City.

Alle Elfmeter gegen Borussia in der Saison 15/16
"Es wird natürlich schwierig, Spiele zu gewinnen, wenn man in jedem Spiel einen Elfmeter gegen sich bekommt", sagte Herrmann. Und Borussia kassiert tatsächlich im bisherigen Saisonverlauf im Schnitt fast einen Elfmeter pro Partie. Sergio Agüeros Strafstoßtor in der Schlussminute war bereits der neunte Elfmeter gegen Borussia s im zehnten Pflichtspiel. Ja, es sind sogar neun in den vergangenen sieben Spielen — und maximal zwei davon waren diskutabel. Damit verursachen die Gladbacher europaweit die meisten Strafstöße — wenn man die sechs stärksten Ligen der Uefa-Fünfjahreswertung vergleicht.
Fünfmal zeigten die Schiedsrichter bereits in der Bundesliga auf den Punkt im Borussen-Strafraum, viermal schon in der Champions League. Die Fohlen haben also ein echtes Elfer-Problem. Und sie haben ein Problem, diese eine Ursache für die Misere auszumachen — ganz einfach, weil es diesen einen Grund nicht gibt. Gegen Manchester war es fehlende Konzentration von Fabian Johnson beim Foul an Agüero, die Mönchengladbachs unglückliche Niederlage besiegelte.

Borussia - ManCity: Einzelkritik
Aber es waren bei den vorangegangenen Strafstoß-Entscheidungen auch schon Naivität, fehlende Cleverness, Übermut, Ungeschicklichkeit und gedankliches Schneckentempo als Ursachen im Rennen. Die Schauplätze der elfmeterreifen Fouls haben zudem keinen Schwerpunkt: Borussia foult überall im Sechzehner. "Wir müssen frischer sein, den Schritt schneller sein", fordert Hermann ganz generell. Dabei gilt: Das Elfmeterproblem hat den Trainerwechsel von Lucien Favre zu André Schubert unbeschadet überstanden. "Es stimmt schon, dass wir manchmal etwas zu ungeschickt und zu unkontrolliert in die Zweikämpfe gegangen sind. Darüber müssen wir reden und versuchen, das abzustellen. Aber grundsätzlich ist es schon mal wichtig und positiv, dass die Mannschaft die Zweikämpfe annimmt", sagt Schubert.
Passiver Geleitschutz innerhalb des Sechzehnmeterraums ist also erwartungsgemäß nicht die Lösung, erfolgsversprechender ist da schon der Ansatz, Eins-gegen-Eins-Situationen vor dem eigenen Tor wieder seltener werden zu lassen. Es gab Phasen in den defensiv herausragenden Gladbacher Spielzeiten 2011/12 und 2014/15, da verfing sich die Mehrzahl der gegnerischen Angriffsversuche schon vor dem Strafraum in einer entsprechend engmaschig verteidigenden Defensive. Da gilt es, wieder hinzukommen — auch wenn man konstatieren muss, dass dies bei der individuellen Qualität der Champions-League-Gegner noch einmal schwieriger ist als im Bundesligaalltag.
Dieser Alltag sieht bereits am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) das nächste Heimspiel vor. Champions-League-Mitstreiter VfL Wolfsburg reist an. Auch die Wölfe verloren am Mittwoch gegen Manchester (United) nach 1:0 noch 1:2. Auch sie kassierten ein Gegentor per Elfmeter. Es ist Borussias letztes Spiel vor der Länderspielpause. Und auch wenn es das Elfer-Problem gibt, sieht Schubert am Ende von drei Englischen Wochen dann doch noch ein näherliegendes. "Am ehesten macht mir die körperliche Belastung Sorgen, weniger die mentale", sagte er.