Zwei Orte einer Wiedergeburt Gladbachs bewegende Erinnerungen an Fürth und Bochum

Mönchengladbach · 2001 kehrte Borussia Mönchengladbach in Fürth in die Bundesliga zurück, 2011 wurde in Bochum die Relegationsrettung perfekt gemacht. Genau zwanzig und zehn Jahre nach den prägenden Ereignissen gibt es nun ein Wiedersehen mit beiden Standorten in der Bundesliga.

Party im Pott: Am 25. Mai 2011 jubelte Gladbachs Mike Hanke im Bochumer Ruhrstadion.

Party im Pott: Am 25. Mai 2011 jubelte Gladbachs Mike Hanke im Bochumer Ruhrstadion.

Foto: imago sportfotodienst

Borussia war schnell dabei mit ihrer doppelten Gratulation. Die Botschaft ging via Twitter ins Ruhrgebiet und nach Franken, an den VfL Bochum und an die Spielvereinigung Greuther Fürth, die beide in der nächsten Saison wieder erstklassig sein werden, das steht seit Sonntag fest.

Bebildert war der Tweet mit zwei Fotos aus der Vergangenheit von Max Eberl. Denn Gladbachs Sportdirektor hat sowohl bei den Bochumern als auch in Fürth gespielt, bevor er im Januar 1999 Borusse wurde. Von 1994 bis 1997 war der Bayer Eberl „tief im Westen“ an der Castroper Straße aktiv, machte 44 Spiele für den VfL. 1997 ging er zurück in den Süden, 37 Einsätze stehen für ihn bei Greuther Fürth in der persönlichen Statistik.

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Foto: dpa/Jan-Philipp Strobel

Doch nicht nur der Sportdirektor war bei beiden künftigen Wieder-Bundesligisten als Profi auf der Gehaltsliste, sondern auch Martin Meichelbeck, Leiter Medizin und Prävention im Klub. Er machte zwischen 2000 und 2008 140 Spiele für Bochum und war zweimal für Fürth am Ball (1998 bis 2000, 2008 bis 2010, 45 Spiele).

Jenseits dieser persönlichen Beziehungen gibt es zu den beiden Rückkehrern mehr, das Borussia mit ihnen verbindet, sehr emotionale Erlebnisse nämlich. Denn sowohl der Fürther Ronhof als auch das Bochumer Ruhrstadion sind Orte einer Gladbacher Wiedergeburt.

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Foto: dpa/Fabian Strauch

In Fürth endete die erste Zweitliga-Episode der Borussen. Nach dem Abstieg 1999 machten die Borussen am 13. Mai 2001 im vorletzten Saisonspiel mit einem 2:2 bei der Spielvereinigung die Rückkehr in die Bundesliga fix. Arie van Lent und Igor Demo schossen eine 2:0-Führung heraus, bevor Daniel Felgenhauer, später noch Profi in Gladbach und heute U17-Co-Trainer dort, und Mirko Reichel ausglichen. Es wurde noch gezittert bei Borussia, schließlich war Fürth ein direkter Konkurrent, doch es blieb beim Remis.

Drei Punkte und 17 Tore Vorsprung auf den Vierten Waldhof Mannheim hatten die Borussen nun, der Aufstieg war sicher vor dem letzten Akt der Saison, dem Heimspiel gegen den abgeschlagenen Letzten Chemnitzer FC, bei dem 1999 die Zweitliga-Reise der Borussen begonnen hatte, denn eine Relegation gab es noch nicht in jener Saison, die drei Besten der Zweiten Liga wurden erstklassig.

Bier und Sekt flossen in der engen Kabine in Fürth in Strömen, die Borussen streiften T-Shirts mit der Aufschrift „Aufstieg 2001“ über, die Fans riefen Trainer Hans Meyer nun „Hennes“. „Wir haben an uns geglaubt", sagte Kapitän Marcel Witeczek, Torwart Uwe Kamps und Torjäger Arie van Lent, selbst früher Fürther, stießen auf dem Ronhof-Rasen an. Nach der Rückkehr aus Fürth gab es im „Alma“ in der Gladbacher Altstadt eine improvisierte Feier. Die ganz große Sause stieg dann eine Woche später, als 100.000 Fans auf dem Alten Markt feierten nach dem Motto „Der Mythos kehrt zurück“.

Zehn Jahre später war das Bochumer Ruhrstadion der Ort, in dem Borussia etwas klarmachte. Keine Rückkehr, sondern ein Bleiben, und doch war es eine Wiedergeburt. Borussia war schon am Abgrund, viele hatten sie längst abgeschrieben, doch sie kam zurück und an diesem 25. Mai 2011 begann, das darf man rückblickend sagen, eine neue Zeitrechnung für Gladbach. Im Hinspiel am 19. Mai hatte Igor de Camargo in letzter Sekunde das 1:0 erzielt, das war die Basis, auch emotional, nun reichte ein 1:1, bei dem Marco Reus das Bochumer 1:0 durch ein Eigentor von Havard Nordtveit noch ausglich und so die Verlängerung verhinderte und Borussia endgültig rettete.

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Nach dem Schlusspfiff warfen die Spieler Rettungstrainer Lucien Favre in den Bochumer Nachthimmel, in der Kabine floss das Bier und Verteidiger Dante verlor seine Lockenpracht. Danach reiste der Borussen-Tross heim in den Borussia-Park, wo 12.000 Fans das Spiel auf einer Leinwand verfolgt hatten. Es gab eine spontane Nicht-Abstiegsparty. Und das Ruhrstadion hat wie der Fürther Ronhof seinen Platz in der Gladbacher Geschichte.

Nun werden die Borussen in der neuen Saison zurückkehren  in beide Stadien, in denen Borussia mit jeweils einem Unentschieden vor 20 und vor zehn Jahren die Bundesliga-Zugehörigkeit sicherte. Es wird in beiden Fällen eine Rückkehr voller schöner Erinnerungen sein.

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