Comeback nach über zwei Jahren Doucourés ganz spezieller Tag
Willingen · Nach über zwei Jahren hat der Franzose im Test gegen Bochum erstmals das Borussen-Trikot in einem Spiel getragen. Ein Moment, der große Gefühle auslöste.
Die Verletzten in der Saison 2018/19
Das Portal „transfermarkt.de“ datiert den Tag, als das Verletzungsdrama um Doucouré seinen Anfang nahm, auf den 6. Juni 2016. Damals, er stand gerade vor dem Wechsel von der U 19 von Paris Saint-Germain zu Borussia, wurde der erste Muskelbündelriss diagnostiziert, zwei weitere und ein Muskelteilabriss stehen danach in der „Verletzungshistorie“. Aberwitzige 822 Tage vergingen, bevor er nun wieder auf dem Rasen stand in einem Spiel. „Es war ein ganz spezieller Tag für mich“, sagte Doucouré.
Als er auf den Platz lief, applaudierten seine Mitspieler und die Fans in Willingen, nach dem Spiel herzte ihn sein Kumpel Ibo Traoré minutenlang. Traoré hatte selbst sein Comeback gefeiert nach seinem Muskelfaserriss, es war ein Tag der doppelten Freude für ihn. Er hat sich in den vergangenen zwei Jahren intensiv um den Franzosen gekümmert, hat immer wieder dafür gesorgt, dass Doucouré nicht den Mut verliert.
Auch Trainer Dieter Hecking hat zu Doucouré „ein sehr enges Verhältnis“ aufgebaut. „Wir haben ihn so weit es geht unterstützt, auch wenn es nicht leicht war, weil man nicht weiß, was wirklich im Kopf eines jungen Spielers vorgeht in so einer Situation“, sagte Hecking in Willingen. Er hat Doucouré als Kämpfer erlebt. „Er war so oft am Boden, es gab einige Momente, die für ihn desaströs waren. Doch er hat sich immer wieder aufgerappelt. Es freut uns sehr, dass er nun diesen nächsten Schritt gemacht hat, und wir hoffen, dass weitere hinzukommen“, sagte Hecking.
Als er sein Sorgenkind auf den Rasen schickte am Donnerstag, war es auch für den Trainer ein besonderer Moment. Denn auf gewisse Weise symbolisiert Doucouré das Verletzungspech der Borussen in den vergangenen zwei Spielzeiten, er war quasi das personifizierte Mahnmal des Unglücks. Der ewige Kranke scheint jetzt wirklich auf dem Weg der Besserung. Geht es nach den Borussen, ist nicht nur ein sehr talentierter Spieler dabei, sich endlich zur Alternative zu mausern. Die Rückkehr Doucourés soll bestenfalls zum Symbol werden dafür, dass sich das Schicksal in Sachen Verletzungen vielleicht generell wendet.
Doucouré ist indes noch weit entfernt vom Alltag, aber es war „ein großer Schritt“ für ihn. „Es war eine Belohnung, damit er merkt, dass er es schaffen kann“, sagte Hecking, mahnte aber zugleich, nicht zu viel zu erwarten. „Der Kurzeinsatz heißt nicht, dass er in den nächsten vier bis acht Wochen durchstartet. Wir wollen ihn stabil haben, es soll step by step weitergehen. Mamadou muss verstehen, dass er die zehn Minuten nicht zu hoch hängen darf.“ Indes: „Die Selbstverständlichkeit, mit der er auf dem Platz stand, die hat mir aber sehr gefallen“, sagte Hecking.
Die ersten Bilder vom spielenden Doucouré, die fast historischen Wert haben, zeigen einen stolzen jungen Mann, der zu schätzen weiß, was er in diesem Moment hat, der lernen musste und noch immer lernt, dass Normalität das höchste Gut sein kann. „Finally!“, schrieb Doucouré bei Instagram unter eines der Fotos, „endlich!“.
Die Liste derer, die seinen Eintrag kommentierten, ist nicht nur lang wie ein Telefonbuch, sondern auch prominent besetzt. Der selbst noch verletzte Kapitän Lars Stindl und Tobias Strobl klatschten per Emoji Beifall, Denis Zakaria tat selbiges aus dem Trainingslager der Schweizer Nationalmannschaft. Die Ex-Borussen Mo Dahoud, Djibril Sow, Vincenzo Grifo, Reece Oxford und Kwame Yeboah gratulierten Doucouré ebenso zum Comeback wie der Leipziger Dayot Upamecano. „Du hast so hart gearbeitet, und du kannst sehr stolz sein“, schrieb der Borusse Thorgan Hazard. Damit dürfte er sich der Gefühlslage Doucourés an seinem speziellen Tag einigermaßen angenähert haben.
