Borussia beim Wolfsberger AC Die Österreich-Bilanz macht Hoffnung, das Europa-Ziel zu schaffen

Mönchengladbach · Beim Wolfsberger AC will Borussia mit einem Sieg einen wichtigen Schritt Richtung K.o.-Phase machen. Bislang ist das den Gladbachern in Österreich immer recht gut gelungen.

 Jupp Heynckes erzielt am 1. Oktober 1975 das 4:1 in Innsbruck, am Ende stand es 6:1 für die Gladbacher.

Jupp Heynckes erzielt am 1. Oktober 1975 das 4:1 in Innsbruck, am Ende stand es 6:1 für die Gladbacher.

Foto: Ja/Imago

Borussia reist am Mittwoch nach Österreich, um dort etwas klarzustellen. Nämlich, dass die 0:4-Niederlage gegen den Wolfsberger AC im ersten Spiel der laufenden Europa-League-Saison ein böser Ausrutscher war, einfach ein mieser Start. Die höchste Europapokal-Heimniederlage der Klubgeschichte soll nun korrigiert werden. Wenn es darum geht, weniger gute Hinspiel-Ergebnisse noch aufzuholen, macht die Geschichte der Borussen mit österreichischen Teams einige Hoffnung.

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Denn es gibt Beispiele, an denen sich die Gegenwarts-Gladbacher orientieren können. Dreimal gab es vor dem 0:4 im Wolfsberg-Hinspiel gegen ein Team aus Austria eine Niederlage: 1974 (1:2) und 1978 (1:3) gegen Wacker Innsbruck sowie 1976 gegen Austria Wien (0:1). In allen drei Fällen drehte Gladbach die Sache noch und kam, da alles noch im K.o.-Modus passierte, eine Runde weiter. So war es auch nach dem dünnen Heim-1:1 gegen Innsbruck 1975. Da erzielte Jupp Heynckes im Rückspiel in Wien vier Tore beim 6:1-Kantersieg.

Um auch jetzt nach der Europapokal-Regelung, nach der der direkte Vergleich zählt, vorn zu liegen im Vergleich mit Wolfsberg, müsste es ein Sieg mit vier (dann mindestens 5:1) oder mehr Toren sein. Nur einmal kam Borussia mit zwei Siegen gegen ein Team aus Österreich durch, das war 1978, als es gegen Sturm Graz nach dem 5:1-Erfolg auf dem Bökelberg ein 2:1 in Graz gab.

Damals spielten sich die Heimspiele der Grazer noch im „Bundesstadion Liebenau“ ab, der Neubau, der 1997 eröffnet wurde, heißt heute Merkur Arena. Viel wuchtiger indes war der erste Name des Spielorts, den am Donnerstag der Wolfsberger AC nutzt: Arnold-Schwarzenegger-Stadion. Das war ein Name wie eine Ansage: Hier ist Action in der Bude, hier knallt’s, hier gilt das Motto: „Hasta la vista, Baby“! Da ist der aktuelle Namenssponsor schon deutlich konservativer als Versicherung.

Borussia will die Mischung aus beidem finden: Sie will ein Action-Team sein und die Muskeln spielen lassen, indes aus einer gewissen Sicherheit heraus, sie will cool sein wie „Arnie“ in seinen Filmen, zugleich aber ernsthaft wie eine gute Hausratsversicherung. Der Vorteil ist: Kaputt gehen kann nichts am Donnerstag, denn ein finales Aus ist nicht möglich. Wohl aber das Ticket für die Zwischenrunde, wenn Borussia gewinnt und auch Basaksehir FK gegen AS Rom siegt. Dann wäre Borussia wegen des direkten Vergleichs von den Römern nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze der Tabelle der Gruppe zu verdrängen. Gelingt das in Graz noch nicht, gäbe es eventuell ein Endspiel gegen Basaksehir am 12. Dezember.

Für die Borussen geht es darum, in Graz die Basis zu legen, ihre Europa-Geschichte fortzusetzen. Beim letzten Mal, als sie in der Steiermark gespielt hat, in der Saison 1978/79, war es der erste Schritt auf dem Weg zum zweiten Uefa-Cup-Triumph. Laut einer Erhebung der Borussen war der durchschnittliche Nordkurven-Fan im Borussia-Park damals knapp sechs Jahre alt, schließlich liegt das mittlere Alter der Borussia-Freunde in der neuralgischen Zone des Stadions bei 47,3 Jahren, wie der Fanbeauftragte „Tower“ Weinmann im Interview mit unserer Redaktion sagte.

Diese Fans erinnern sich an die Zeiten, als die Bilder oft noch Schwarz-Weiß waren und Borussia ständig in Europa unterwegs war. Nun ist es nach zwei Jahren Pause wieder der Fall. Und es sollte nicht aufhören nach dem letzten Gruppenspiel gegen Basaksehir. Borussia braucht neue Geschichten auf der internationalen Bühne, die großen Geschichten von einst allein reichen nicht mehr, um die Zukunft zu gestalten. Es braucht in der Gegenwart Ansehen und Geld dafür. Beides bringt der Erfolg ein.

In der Bundesliga ist Gladbach Tabellenführer und geht als solcher in das Spiel beim Wolfsberger AC, um dort bei günstigem Verlauf des Spieltags auch Rang eins in der Europa-League-Gruppe einzunehmen. Doch es geht hier gar nicht um die Tabelle, sondern darum, am Ball zu bleiben im internationalen Geschäft. Das ist der Auftrag, so wurde er auch vor der Saison formuliert. Dieses Ziel sollte Borussia nicht verpassen.

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