Borussia Mönchengladbach Gladbach geht den jungen Weg

Rottach-Egern · Borussia hat die Millionen, die die Champions-League-Teilnahme bringt, bisher vor allem in Talente investiert – sie hat unter anderem den Schweizer Verteidiger Nico Elvedi verpflichtet.

Borussia Mönchengladbach: Martin Stranzl im Teamtraining, Abkühlung im Tegernsee
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Stranzl im Teamtraining, Abkühlung im Tegernsee

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Borussia hat die Millionen, die die Champions-League-Teilnahme bringt, bisher vor allem in Talente investiert — sie hat unter anderem den Schweizer Verteidiger Nico Elvedi verpflichtet.

Tony Jantschke ist 25 Jahre alt, Patrick Herrmann 24. Beide Fußballer sind noch junge Männer. Doch in dem Team von Borussia Mönchengladbach, das sich nun am Tegernsee auf die neue Saison vorbereitet, ist man mit Mitte 20 weit davon entfernt, ein Jungspund zu sein. Jantschke ist sieben Jahre älter als die drei Jüngsten der Reisegruppe: Die Schweizer Nico Elvedi und Gjibril Sow sowie der aus der eigenen U19 hochgerückte Tsiy-William Ndenge sind 18. "Mittlerweile merkt man, dass man im Profibereich einiges erlebt hat und kein Talent mehr ist", sagt Jantschke.

Abkühlung nach den Training: Die Borussen baden im Tegernsee.

Sportdirektor Max Eberl sagt, Borussia habe sich für den "jungen Weg entschieden", wenn er über die Zukäufe für die neue Saison spricht. Torwart Tobias Sippel (27) und Lars Stindl (26) sind die ältesten Neu-Borussen. Selbst der Zehn-Millionen-Euro-Zukauf Josip Drmic ist erst 22. Genau wie Thorgan Hazard, den Eberl für acht Millionen Euro vom FC Chelsea endgültig erworben hat. Nico Elvedi brachte dem FC Zürich vier Millionen Euro ein, zudem wurde der 19 Jahre alte Defensivmann Andreas Christensen für zwei Jahre von Chelsea ausgeliehen. Gjibril Sow (FC Zürich) und Mandela Egbo (17, Crystal Palace), der nicht mit im Trainingslager ist, sollen zunächst im Regionalliga-Team aufgebaut werden. Gern hätten Eberl und Favre Weltmeister Matthias Ginter aus Dortmund geholt, doch der BVB legte sein Veto ein. Ginter ist auch erst 21.

Gladbach ist für Talente und aufstrebende Spieler interessant geworden, es ist ein Klub, bei dem der oft zitierte "nächste Schritt" gemacht werden kann. "Wir sind ein Verein, der zeigt, dass er mit jungen Spielern arbeitet, dass die jungen Leute hier die Chance kriegen, sich zu entwickeln und Spielpraxis zu sammeln. Wir als Verein sind hungrig, die jungen Spieler sind hungrig, die Mixtur passt", sagt Eberl. Darum hat er die Millionen, die die erste Teilnahme an der Champions League einbringt, in die Zukunft investiert. "Wir müssen bei unseren Transfers langfristig denken. Und wenn wir Spieler wie Elvedi heute nicht holen, kriegen wir sie nächstes Jahr nicht mehr", sagt Favre.

Der "junge Weg" passt zum Profil, das Eberl für Borussia entworfen hat. Seine "Fohlenphilosophie" ist eine Übersetzung der alten Gladbacher Werte in die Gegenwart - und in der hat er in Lucien Favre einen Trainer, der gern Talente entwickelt. Sein aktuelles Vorzeigeobjekt ist Granit Xhaka. Der kam mit 19 vom FC Basel und tat sich zunächst schwer in der Bundesliga. In der vergangenen Saison reifte Xhaka zum Boss im Mönchengladbacher Mittelfeld. Eberl einigte sich mit Xhaka, dem viele zutrauen, in einigen Jahren für einen europäischen Top-Klub zu spielen, auf eine Vertragsverlängerung bis 2019 plus ein Jahr Option. Es war ein Coup des Managers, denn Xhaka ist bei vielen Spitzenvereinen auf der Liste.

Xhaka ist erst 22, doch er soll die noch jüngeren Kollegen anführen in dieser Saison der großen Herausforderungen. Favre muss einen Spagat hinkriegen: Zum einen will Borussia beim Champions-League-Debüt "versuchen, die Großen zu ärgern" (Jantschke), und in der Bundesliga erneut eine gute Rolle spielen. Zum anderen sollen die Elvedis und Christensens reifen, um in ein, zwei Jahren altgediente Spieler wie Martin Stranzl (35) oder Roel Brouwers (33) abzulösen. Angesichts der vielen Spiele, die anstehen, werden die Talente immer wieder ins Team rotieren und können sich auf höchstem Niveau beweisen. Favre und Eberl trauen ihnen das zu. "Ob und wie sie direkt oder erst in einigen Wochen oder Monaten eine Rolle spielen können, werden wir sehen", sagt Eberl. "Als junger Spieler muss man auch Geduld haben", rät Tony Jantschke den Talenten aus eigener Erfahrung.

"Qualität, Erfahrung, Jugend" - so beschreibt Eberl den Gladbacher Kader. "Die Mischung ist gut", befindet er. Er hält sich indes die Option offen, nachzulegen, solange die Transferperiode läuft (bis zum 31. August). "Wir schauen, wie sich die jungen Spieler in der Vorbereitung darstellen", sagt der Manager. Möglich, dass doch noch ein bisschen Routine dazukommt. Eberls Plan B würde aber sicher keine radikale Abweichung vom "jungen Weg" sein. Dazu hat dieser zuletzt zu gut funktioniert.

(RP)
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