Herausragender Reus Gladbach geht beim BVB mit 0:6 unter
Dortmund · Gladbach verliert das 100. Borussen-Duell in der Bundesliga in Dortmund deutlich 0:6. Verantwortlich dafür war vor allem Marco Reus, der zwei Tore selbst erzielte und drei vorbereitete. Gladbach hielt lange mit, nutzte aber seine Chancen nicht.
Ilkay Gündogan, ein Ehemaliger von Borussia Dortmund und nun ein Teil des Eine-Milliarde-Euro-Teams von Manchester City, war überrascht. Vor gut einem Jahr spielte er mit dem „Sky Blues“ aus dem Norden Englands noch im Champions League-Achtelfinale gegen Borussia Mönchengladbach. Und nun sah er als Experte des Streamingdienstes Dazn ein Gladbacher Team, das in Tabellenregionen „rumtaumelt“, in denen Gündogan eine Mannschaft wie Gladbach nicht vermutete. „Sie werden Stück für Stück da unten rauskommen“, prophezeite er indes.
Doch in Dortmund kamen die Gladbacher im Abstiegskampf kein Stück voran, im Gegenteil. Es gab eine 0:6-Niederlage im Borussen-Duell. Weil Marco Reus mit zwei Toren und einem Traumpass seinen Dortmundern nach den Heimpleiten gegen Bayer Leverkusen (2:5) und die Glasgow Rangers (2:4) ein psychologisch wertvolles Erfolgserlebnis verschaffte im 100. Borussen-Treffen in der Bundesliga.
Gladbachs Trainer Adi Hütter hatte sich für die Mannschaft entschieden, die ein Spiel zuvor auch beim 3:2 gegen den FC Augsburg begonnen hatte, beim BVB kam in Thorgan Hazard neben Marco Reus und Mo Dahoud ein dritter Ex-Gladbacher von Beginn an zum Einsatz, später kam in Nico Schulz ein vierter. Erling Haaland fehlte wie im Hinspiel, das Gladbach 1:0 gewonnen hatte.

Dortmund - Gladbach: die Bilder des Spiels
Hazard hätte fast den ersten Torschuss abgegeben, doch Giovanni Reyna war schneller am Ball in der Szene und zwang Gladbachs seit Wochen Besten, Yann Sommer, nach sechs Minuten zur ersten Großtat, der Schweizer lenkte den Ball um den Pfosten. Für die Gäste ging es darum, die Verunsicherung des BVB nach dem 2:4 im Europa League-Spiel zu nutzen, indem sie versuchten, die anfällige Abwehr des BVB zu piesacken mit schnell ausgespielten Umschaltmomenten.
Experte Gündogan hatte als Teilnehmer diverser Borussen-Duelle in der Vergangenheit in Kenntnis des Willens beider Teams zum offensiven Spiel „richtig guten Fußball“ erwartet, doch im strömenden Dortmunder Regen taten sich die Namenscousinen in der Startphase schwer mit konkreten Aktionen nach vorn. In der 23. Minute fing aber Manu Koné, der im Hinspiel sein Bundesliga-Debüt gefeiert hatte, einen Pass von Mats Hummels ab, Breel Embolo schickte Jonas Hofmann, der querlegte auf Koné, doch BVB-Torwart Gregor Kobel wehrte dessen Schuss stark ab.

Dortmund - Gladbach: die Fohlen in der Einzelkritik
Das tat auch Yann Sommer vier Minuten danach, als Donyell Malen abzog, doch landete der Ball bei Marco Reus. Der stoppte das Spielgerät und schoss es dann ins Tor zum 1:0. Es war bereits der zehnte Treffer von Reus gegen Gladbach. Womit der neunte BVB-Heimsieg gegen Gladbach in Serie Formen annahm. Zumal als nach 31 Minuten Reus einen seiner Edelpässe auf Malen spielte, der Verteidiger Marvin Friedrich abhängte und das 2:0 erzielte.
Zuvor war Jonas Hofmann, früher Dortmunder, nach schöner Zusammenarbeit mit Embolo wie vorher Koné an Kobel gescheitert statt auszugleichen. Auch in der 36. Minute war Kobel der Sieger, als Florian Neuhaus schoss. Die Paraden des BVB-Keepers verhinderten, dass die Luftigkeit, mit der Dortmund verteidigte, zu wenig hilfreichen Negativerlebnissen für die Gastgeber führten. Vorn machten Reus und Malen ihren Job – und sorgten dafür, dass es nun ein wilder Schlagabtausch wurde, bei dem es hin und her ging.
Gladbach suchte weiter sein Heil in Offensivaktionen, blieb mutig. Der BVB war verwundbar, das hatten die drei Großchancen gezeigt, die er bis zur Pause gab. 1,35:1,05 war das Expected-Goals-Verhältnis nach 45 Minuten, beide Teams schossen viermal auf gegnerische Tor. Doch in der Realität gab es das klare 2:0 der Westfalen.
Hütter brachte Marcus Thuram nach der Pause, stellte auf eine Viererkette um. Mehr Tempo, mehr Torgefahr erhoffte er sich vom Franzosen. Doch die zweite Halbzeit geriet zum Debakel. Die eingewechselten Marius Wolf und Youssoufa Moukoko machten, jeweils nach Vorarbeit des herausragenden Reus, alles klar mit dem 3:0 und dem 4:0. Es gab keine Gegenwehr mehr. Reus nutze das zum 5:0. Und schließlich verursachte Ramy Bensebaini in der 90. Minute noch einen Elfmeter, den Emre Can verwechselte.
Die Gladbacher haben nach zwei Spielen ohne Niederlage einen empfindlichen Rückschlag erlitten mit dem zweiten 0:6 dieser Saison. Sie bleiben damit im engen Kontakt mit der Abstiegszone, vier Punkte sind es bis Rang 16. Was in Dortmund nicht gelang, ist daher am Samstag daheim gegen den VfL Wolfsburg Pflicht: ein Sieg.
Dortmund: Kobel - Can, Hummels, Zagadou (42. Pongracic) - Hazard (68. Wolf), Dahoud, Bellingham, Guerreiro (67. Schulz) - Reyna (30. Brandt), Reus - Malen (68. Moukoko). - Trainer: Rose
Mönchengladbach: Sommer - Ginter, Friedrich (46. Thuram), Elvedi - Lainer (67. Scally), Kone (78. Kramer), Neuhaus, Bensebaini - Hofmann, Plea - Embolo. - Trainer: Hütter
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Reus (26.), 2:0 Malen (32.), 3:0 Wolf (70.), 4:0 Moukoko (74.), 5:0 Reus (81.), 6:0 Can (90.+1, Foulelfmeter)
Zuschauer: 10.000
Beste Spieler: Reus, Kobel - Kone, Hofmann
Gelbe Karten: Zagadou (2), Dahoud (4) - Bensebaini (4)
Torschüsse: 16:8
Ecken: 5:5
Ballbesitz: 50:50 %
Zweikämpfe: 99:109