Borussia gegen Augsburg Siegen für die Tabelle und das Gemüt
Mönchengladbach · Nach der Derby-Pleite brodelt es emotional rund um Borussia Mönchengladbach. Gegen den FC Augsburg sind daher drei Punkte Pflicht.
Es ist ein seltsames Stimmungsgemisch, das um Borussia Mönchengladbach herum wabert. Der Mannschaft darf einiges zugetraut werden, sie hat fraglos großes fußballerisches Potenzial. Aber wie gut ist wie wirklich? Und wie groß sind die Ansprüche, die daraus abzuleiten sind? Selbst wenn man berücksichtigt, dass es auch übersteigerte Erwartungen an das aktuelle Projekt Borussia gibt, sind das sicher andere Ansprüche, als angesichts vieler Chancen und vielleicht auch nicht gegebener Elfmeter unnötig 1:2 beim Tabellenletzten zu verlieren. Wenn es noch der Erzrivale Köln ist, brodelt es emotional.
Opfer der eigenen guten Tat
Ein wenig sind die Borussen Opfer der eigenen guten Tat. Sie gehören zu den wenigen Teams im Lande, die Fußball spielen und nicht nur arbeiten wollen. Jederzeit. Das ist der formulierte Anspruch. "Im Falle eines Sieges gefällt das, im Falle einer Niederlage kann es für den Außenstehenden vielleicht so aussehen, als hätten wir nicht gekämpft", sagt Sportdirektor Max Eberl, wohl wissend um die Krux der Sache. Schön ist gut, doch wahre Schönheit liegt beim Fußball letztlich im Ergebnis. Das verlorene Derby, zudem gab es seit dem 2:1 gegen die Bayern Ende November nur einen Sieg - das sorgt für Unwohlsein.
Es gibt die, die deswegen in den sozialen Netzwerken wüten, es gibt die, die Briefe oder E-Mails schreiben, weil sie verärgert sind oder besorgt oder beides. Experten werden befragt, wie nun Berti Vogts, der Ur-Borusse. Zu wenig Kampf, zu wenig Führungskraft gebe es im Team, monierte der frühere Kapitän der Gladbacher in der "Bild".
Und nun kommen zwei Gegner, gegen die eben das gebraucht werden könnte, falls der Plan A nicht funktioniert: Am Samstag der FC Augsburg (Gladbach gewann nur zwei von 13 Spielen), dann geht es nach Frankfurt, gegen das es für Borussia zuletzt zwei bittere Pleiten gab, erst nach Elfmeterschießen im Pokal-Halbfinale, dann das 0:1 in der Hinrunde. Und schließlich kommt RB Leipzig, gegen das es noch keinen Sieg gab. Ist Gefahr im Verzug?
Borussia muss eine Reaktion zeigen

Das ist Dieter Hecking
Das Spiel gegen Augsburg wird Auskünfte geben. Es muss eine Reaktion geben nach dem Derby, das ist schon eine Frage der Ehre. Sportlich kann Borussia, so sie sieglos bleibt, aus den Europa-Rängen rutschen. Das wäre der tabellarische Fakt. Schwerwiegender wäre der emotionale Aspekt. Durch die Derby-Niederlage wurde Borussia vom Ganz-oben-Angreifer zum Europa-Platz-Verteidiger. Gewinnt sie jetzt nicht, würde sie binnen zwei Spielen zum Europa-Platz-Jäger. Es wäre die falsche Botschaft. Deswegen ist gegen Augsburg, so unangenehm der Gegner auch sein mag, ein Sieg Pflicht. Für die Tabelle. Und fürs Gemüt aller Borussen.