Farben des rheinischen Rivalen Rote Trikots waren in Gladbach früher angesagt

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach hat früher häufig in Rot gespielt - und das sogar in wichtigen Partien der Vereinsgeschichte. Ein wenig erfolgreicher Trainer wollte die unerwartete Tradition sogar noch einmal aufleben lassen.

 Ungewohntes Bild: Jupp Heynckes in einem roten Trikot von Borussia Mönchengladbach.

Ungewohntes Bild: Jupp Heynckes in einem roten Trikot von Borussia Mönchengladbach.

Foto: imago images/Horstmüller/imago sportfotodienst via www.imago-images.de

Die Farbe Rot ist ein rotes Tuch für Borussias Fans. Denn rot sind der FC Bayern und vor allem der 1. FC Köln, der rheinische Erzrivale, der am Sonntag zum Derby nach Gladbach kommt . Borussia ist Schwarz und Weiß und Grün. Doch es gab Zeiten, in denen rotes Tuch die Gladbacher gut kleidete, Rot als Trikotfarbe hat auch am Niederrhein durchaus Tradition.

 „Schon in der Aufstiegsrunde 1965 trug Borussia Rot und danach auch noch sehr oft“, sagte der Trikotexperte Stefan Appenowitz mal im Interview mit unserer Redaktion. Wie im entscheidenden Spiel in der Aufstiegsrunde gegen Wormatia Worms (1:1). Auch das Saisonbuch von 1971 ziert ein Foto von Gladbachs Star Günter Netzer im roten Dress. Und auch in einem der berühmtesten Spiele der Gladbacher Vereinsgeschichte trugen die Borussen Rot – im Pfostenbruchspiel gegen Werder Bremen von 1971. „Zu Hause! Das würde heute einen maximalen Aufschrei in der Fan-Szene auslösen“, sagte Appenowitz, der mit dem Trikotsammler Matthias Gorke und dem Journalisten Stefan Hermanns ein Buch über die Gladbach-Trikots von 1900 bis heute verfasst hat.

 Aber wie konnte es ein, dass Borussia daheim auf dem Bökelberg Rot trug? Aus heutiger Sicht klingt das fast frevelhaft. „Damals war es noch das Auswärtsteam, das sich die Farbe des Trikots aussuchen durfte. Bremen spielte dann in Weiß und Gladbach in den Ausweichtrikots – und das waren in der Saison rote“, erklärte Borussias bis heute zweitbester Stürmer aller Zeiten, Herbert Laumen, der einst den Pfosten unfreiwillig niederriss, bei der Buchpräsentation.

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 „Rot war in den 2000er Jahren auch ein Thema, als Dick Advocaat Trainer war. Er wollte wieder rote Trikots für Gladbach. Es gab schon Layouts und sogar Trikot-Dummys. Dann wurde Advocaat jedoch entlassen und die Pläne verworfen“, weiß Appenowitz. Das Foto eines ungetragenen Musters war zuletzt im „Fohlenecho“-Magazin zu sehen.

 So gab es keine rote Renaissance in Gladbach und die Saison 1984/85 ist die bislang letzte, in denen Gladbach in Rot spielte, wie das „Fohlenecho“ festhält. „Bei einem 3:3 bei Arminia Bielefeld, bei einem Hallenturnier in Berlin sowie bei einer 1:4-Niederlage beim FC Schalke 04“, heißt es. Vor allem aber ist da ein Derby, das für den 1. FC Köln ein rotes Tuch ist.

Ganz in Rot gewann Gladbach am 14. November 1984 in der platten Schüssel namens Müngersdorfer Stadion mit 5:1, das ist bis heute der höchste Auswärts-Derbysieg. Hans-Georg Dreßen, Frank Mill und Uwe Rahn trafen in ersten 32 Minuten, in denen zudem Gladbachs Torwart Uli Sude, bekannt als Elfmeter-Töter, die Versuche von Stephan Engels und Klaus Allofs abwehrte.

Wäre dieses Spiel die garantierte Blaupause für die anstehende Version des Derbys, würden die Gladbach-Fans vielleicht sogar rote Trikots akzeptieren. Die Frage stellt sich aber nicht. Denn längst ist Rot wieder ein rotes Tuch für Borussia. „Es ist heute eine verbotene Farbe“, sagte Laumen.

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