Borussia Mönchengladbach Fragen und Antworten zum Thema Derby-Sicherheit
Kölner Fans demonstrieren in Rheydt, Gladbacher Ultras rufen zum Stimmungsboykott auf, Verantwortliche appellieren an friedliche Fankultur – wird beantworten die wichtigsten Fragen zu den Fan-Themen rund ums Derby am 20. Februar 2016.
Warum demonstrieren die Kölner Fans?
Für das Spiel am Samstag hat der 1. FC Köln nur 2700 statt der ihm sonst zustehenden 5400 Tickets erhalten, außerdem werden nur personalisierte Tickets verkauft. Das hat der DFB in seinem Urteil nach dem Platzsturm einiger FC-Ultras beim Derby im Februar 2015 entschieden. Beide Punkte sind der Hauptgrund für den Protest. Die Gruppierung "Navajos" stellt sich die Frage, "wie effektiv die verhängten Maßnahmen sind und ob sie das Sicherheitsrisiko tatsächlich verringern. Der Argumentation von Polizei und Verbänden ('weniger Gästefans = weniger Risiko') können wir nicht folgen."
Warum demonstrieren die Kölner Fans nicht in Köln?
Die "Navajos" schreiben, dass die Entscheidung für eine Kundgebung in Mönchengladbach in dem Wissen getroffen worden sei, dass die Polizei ihr Aufgebot deshalb nicht erheblich reduzieren könne. Die "Südkurve Köln" bittet alle Demonstranten, unbedingt auf Pyrotechnik, Alkohol, Glasflaschen, Dosen etc. zu verzichten. Im vergangenen September waren Gladbacher Fans, die das Derby boykottierten, vom Fanhaus in die Altstadt marschiert (Foto).
Wann und wo wird demonstriert?
Die Demonstration beginnt um 11 Uhr am Rheydter Bahnhof, zieht über die Dahlener Straße, Stresemannstraße, Harmoniestraße und Marktstraße auf den Harmonieplatz. Der Zugweg ist 750 Meter lang, erwartet werden offiziell bis zu 1000 Kölner. Die Polizei kündigte für Samstag ab 9 Uhr bis in die Nachmittagsstunden Sperrungen und erhebliche Verkehrsbehinderungen an. Erwartet wird ein Großaufgebot der Polizei.
Warum dürfen die Kölner Fans durch die Rheydter Innenstadt ziehen?
Das "Mitgedacht"-Blog nennt den Ort der Demonstration eine "pure Provokation". Viele Borussia-Fans und Einwohner Mönchengladbachs fragen sich, ob es keine Handhabe gebe gegen solch eine Kundgebung. "Das kann man nicht genehmigen. Das Recht zu demonstrieren ist ein Grundrecht", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. "Wer demonstrieren will, muss das anmelden. Die Polizei kann Auflagen machen, was wir auch in diesem Fall getan haben." Die ursprünglich angedachte Marschroute vom Mönchengladbacher Hauptbahnhof durch Eicken bis zum Bökelberg wurde deshalb nicht genehmigt.
Wie viele FC-Fans werden im Borussia-Park erwartet?
Viele der 2700 Gästekarten sind noch nicht verkauft, nach Borussia-Angaben bis Donnerstagnachmittag nur 1100. Das FC-Fanprojekt ruft zum Besuch des Spiels auf: "Der entsprechende Wunsch der Mannschaft ist uns auch von Vereinsseite übermittelt worden. Dennoch ist es gut und richtig zuvor für die Fankultur zu demonstrieren. Stets unter der Voraussetzung, dass dies friedlich und ohne Störungen geschieht! Jeder Demoteilnehmer hat dann noch die Chance das Spiel zu sehen."
Was sagen die Verantwortlichen zum Boykott?
"Man kann aber durchaus geteilter Meinung sein, ob das von unseren Fans ausgerechnet an dem Tag, an dem Ort ausgeübt werden muss", sagte FC-Manager Jörg Schmadtke unserer Redaktion. "Ich kann nur an unsere Fans appellieren, ruhig und gelassen damit umzugehen", meinte Borussias Geschäftsführer Stephan Schippers. Er gab zu, von der Demonstration auf Gladbacher Terrain etwas überrascht worden zu sein. "Wir hätten es besser gefunden, wenn die Kölner Fans in Köln demonstriert hätten."
Wie reagieren die Borussia-Fans?
Unterschiedlich. Die Gladbacher Ultras haben angekündigt, auf jeglichen Support im Stadion zu verzichten. "Die sinnlose Aktion einiger Trottel beim Derby im Februar 2015 rechtfertigen keine Bestrafung von tausenden Menschen und einen Generalverdacht gegen eine ganze Fanszene – auch wenn es dieses Mal die unseres Erzfeindes ist", begründen sie den Stimmungsboykott. Das Fanprojekt ruft dazu auf, die Kölner Demo in Frieden zu lassen: "Jegliches Eigeninteresse, sich als Fanclub oder Freundeskreis oder sonstige Gruppe hier zu präsentieren und womöglich noch einen Konflikt mit den friedlichen Demonstranten zu suchen, schadet unserer einzigartigen Fankultur." Viele Nicht-Ultras in den Foren und sozialen Netzwerken zeigen wenig Verständnis dafür, der Mannschaft die Unterstützung zu versagen."Ich werde Ultras ja nie verstehen, aber das kapier' ich echt nicht", schreibt einer auf borussen.net.
Welche Stimmung ist im Stadion zu erwarten?
Für Trainer André Schubert ist die Sache klar: "Ich gehe davon aus, dass unsere Jungs unterstützt werden, alles andere fände ich auch seltsam." Tatsächlich ist damit zu rechnen, dass die Ultras im Stimmungsblock 16 zwar schweigen, der Rest der Nordkurve aber den üblichen akustischen Einsatz zeigen wird ? angesichts der Derby-Emotionen vielleicht auch etwas mehr. Rund 75 Prozent der User auf RP ONLINE sprachen sich in einem Voting ebenfalls gegen einen Stimmungsboykott aus. Bis auf die wegbleibenden Köln-Fans ist der Borussia-Park natürlich ausverkauft. André Hahn, derzeit noch verletzt, sagte der "Bild-Zeitung": "Ich werde die Jungs von der Tribüne anfeuern. Aber es wäre schade, wenn man mich wirklich hören würde "