Borussen haben noch größere Ziele Neuhaus und Thuram spielen nun gegen ihren Olympia-Traum
Mönchengladbach · Florian Neuhaus und Marcus Thuram hätten in diesem Sommer wohl am Olympia-Turnier in Tokio teilgenommen. Die Verschiebung ermöglicht ihnen noch mehr, sie haben mehr Zeit, um sich für die EM mit ihren A-Nationalmannschaften zu empfehlen.
Florian Neuhaus und Marcus Thuram waren sich nach dem 4:1 bei Fortuna Düsseldorf einig. Neuhaus war als überragender Akteur nach dem Spiel der Interview-Partner bei „Sky“, sein französischer Teamkollege kam ungefragt dazu und sprach launig über die Nationalmannschafts-Ambitionen des 23-Jährigen. „Wenn ich der Trainer wäre, würde ich ihn einhundert Mal anrufen“, sagte Thuram. Neuhaus wiederum betonte wenig später, dass der Stürmer einer für die „Equipe Tricolore“, den amtierenden Weltmeister, sei. „Wenn ich französischer Trainer wäre, würde ich Marcus auch einladen. Er spielt eine tolle Saison und hat eine gute Entwicklung gemacht. Wenn es so weitergeht, wird er bald für Frankreichs A-Team spielen“, sagte Neuhaus unserer Redaktion.
Trotz der gegenseitigen Empfehlungen sah es mit Blick auf die eigentlich im Sommer anstehende Europameisterschaft so aus, als müssten sich die beiden Borussen noch auf gedulden, bis sie erstmals von ihrem jeweiligen Nationaltrainer kontaktiert werden. Neuhaus und Thuram hätten wohl stattdessen mit ihren Nationalmannschaften an den Olympischen Spielen in der japanischen Hauptstadt Tokio teilgenommen. Die Corona-Krise hat dafür gesorgt, dass es beide nun doch noch sozusagen zum 1a-Turnier, der Europameisterschaft, in 2021 schaffen können, anstatt sich mit der 1b-Lösung, Olympia, „zufrieden“ geben zu müssen.
Neuhaus und Thuram haben sich seit Saisonbeginn enorm entwickelt. Neuhaus hatte in den ersten Monaten Probleme mit der Spielidee von Trainer Marco Rose, doch nach der Winterpause blühte der Mittelfeldspieler auf. Neuhaus will unter Rose ein kompletter Spieler werden, er hat an Power zugelegt, ist laufstärker und hat nun die nötige Selbstsicherheit gewonnen, um regelmäßig für Highlights zu sorgen. Bestes Beispiel ist sein 40-Meter-Treffer zum 3:1 gegen Mainz 05, das im Januar zum „Tor des Monats“ gewählt wurde.
Einen noch größeren Sprung machte Thuram. „Tikus“ kam im Sommer als Talent zu Borussia und ist nun einer der wichtigsten Spieler und mit 19 Torbeteiligungen in 33 Pflichtspielen auch der produktivste Gladbacher. Der 22-Jährige hat großes Star-Potenzial, und der französische Nationaltrainer Didier Deschamps hat bereits betont, Thuram im Blickfeld zu haben.
Bei Neuhaus ist das ebenfalls schon seit längerer Zeit bekannt: Bundestrainer Joachim Löw hat ihn hat dem Zettel. Für beide hat es dennoch bislang nicht gereicht, um erstmals an einem Lehrgang teilzunehmen. Bei beiden gilt es aber als nahezu sicher, dass es lediglich eine Frage der Zeit ist, bis beide ihre Premiere im Trikot der jeweiligen Nationalmannschaft feiern.
Wie bald das sein wird, liegt in erster Linie an Neuhaus und Thuram selbst. Auf jeden Fall haben sich durch die Verlegung der EM auf den Sommer 2021 die Chancen der beiden, am europäischen Top-Turnier auf Nationenebene teilzunehmen, deutlich verbessert. Sie stecken mitten im Entwicklungsprozess, rücken immer mehr in den Fokus, zeigen Top-Leistungen und haben nun noch mehr Zeit, um sich bei Löw und Deschamps zu empfehlen.
Was dabei sicher ein weiteres Argument sein dürfte, wäre die Qualifikation für die Champions League mit Gladbach. Sowohl Neuhaus als auch Thuram haben in dieser Saison in der Europa League erstmals auf Klub-Ebene internationale Erfahrungen gemacht, die Königsklasse wäre jedoch die große Prüfung, wie gut sie in der absoluten Fußball-Elite bestehen können.
Auch wenn es Neuhaus und Thuram schaffen sollten, sich erfolgreich für die EM anzubieten, könnte Olympia nicht ohne Borussia-Beteiligung bleiben. Lars Stindl und Christoph Kramer stehen auf der Liste der Spieler, die U21-Trainer Stefan Kuntz abseits der Altersbeschränkung nominiert werden können. Dass beide Lust auf Tokio hätten, haben sie längst verlauten lassen.