Bei Borussias 1:1 in Rom Neuhaus hätte den Krimi verhindern können
Rom · Borussia Mönchengladbach holte dank eines Elfmetertores von Lars Stindl einen wichtigen Punkt in Rom. In der Anfangsphase der Partie hatte Teamkollege Florian Neuhaus für zwei gefährliche Szenen gesorgt - ohne Erfolg.
Am Ende herzten alle den Kapitän. Lars Stindl ist am Donnerstagabend erneut der italienische Held der Borussen geworden, so wie im Februar 2017 in Florenz, als er mit seinem Dreierpack dafür gesorgt hatte, dass die Gladbacher mit dem 4:2-Sieg das 0:1 aus dem Hinspiel noch drehen konnten. Nun war Stindl, der gerade erst zurückgekommen ist nach seinem Schienbeinbruch, im Zentrum des Last-Minute-Krimis, der sich in der Nachspielzeit des Europa-League-Spiels bei der Roma zutrug. Kostenpflichtiger Inhalt Zuvor eingewechselt schoss er einen Elfmeter zum 1:1 ins Tor.
„Wir haben es vorher nicht ausgemacht. Aber in dem Moment als gepfiffen wurde, war klar, dass unser Kapitän schießen wird. Er hat verwandelt und alles ist gut. Wir haben den Punkt über 90 Minuten verdient“, sagte Trainer Marco Rose.
Wenn die ersten beiden Aktionen von Stindls Teamkollegen Florian Neuhaus indes einen nachhaltigen Effekt gehabt hätten, wäre es womöglich nicht der Krimi geworden, bei dem Stindl die neuerliche Heldenrolle zukam. Zunächst brachte Neuhaus, der anstelle von Laszlo Bénes zur Startelf gehörte als Teil des zentralen Dreiecks der Gladbacher, einen Freistoß von rechts gefährlich in den Fünfmeterraum der Römer, doch Ramy Bensebaini lenkte den Ball an die Querlatte statt ins Tor (7.). Vier Minuten später war Neuhaus der Endpunkt einer schönen Vertikal-Kombination über Stefan Lainer und Breel Embolo, doch sein Linksschuss rutschte rechts am Tor vorbei.
Wären die Borussen in einer der beiden Szenen erfolgreich gewesen, hätten sie früh geführt im Stadio Olimpico und der Abend hätte womöglich ein anderes Ende gehabt. So aber brachte die erste Chance den Römern gleich das erste Tor. Nach einem Eckball beförderte Nicolo Zaniolo per Kopf den Ball ins Netz.
Neuhaus‘ Abend war die Zusammenfassung dessen, was das gesamte Team lange Zeit auf den patschnassen römischen Rasen brachte: Er war engagiert, aber es fehlte der letzte Punch. Neuhaus selbst versuchte sich dreimal in der Disziplin Torschuss und produzierte ebenso viele Torschussvorlagen – das war eine gute Bilanz. Es fehlte aber in allen Fällen die Konsequenz, die Roms Torschütze bei seinem Kopfball an den Tag legte.
Am Ende hatte Neuhaus, neben dem Bensebaini und Patrick Herrmann neu in die Startelf rückten, neben Denis Zakaria nicht mehr Christoph Kramer an seiner Seite, sondern Bénes, der helfen sollte, den Rückstand noch zu drehen. Was den Gladbachern zu Gute gehalten werden muss: Sie haben es erneut bis zuletzt versucht und wurden dafür wie in der Türkei belohnt.
Dass sie in der Anfangsphase so gut im Spiel waren und die Römer ähnlich wie am Samstag Borussia Dortmund durchaus beeindruckten, lag auch an Neuhaus. Er war anspielbar, lauffreudig und kreativ. Als den Borussen das Spiel dann aber entglitt, war auch von Neuhaus nicht mehr viel zu sehen. Erst in den ersten fünf Minuten nach der Pause war er wieder auffällig. Zunächst bediente er Patrick Herrmann, der aber verzog. Dann holte Neuhaus nach einer guten Balleroberung einen Freistoß heraus, den Bensebaini jedoch in die Mauer schoss. In der 79. Minute fand Neuhaus nochmal den Weg in den Strafraum, der Ball kam schließlich zu Stindl, dessen Schuss aber Roms Torhüter Pau Lopez keine Sorgen bereitete.
Auch als es entscheidend wurde, war Neuhaus nicht weit weg. Als Schiedsrichter William Collum fälschlicherweise den Elfmeter gab, als Chris Smalling den Ball ans Gesicht und nicht an den Arm bekam, war Neuhaus Augenzeuge aus nächster Nähe und riss erfreut die Arme hoch, als der Schotte pfiff und auf den Punkt zeigte.
Wie beim 1:1 bei Basaksehir FK in Istanbul trafen die Gladbacher in der Nachspielzeit. „Wir haben uns den Punkt hart erarbeitet“, sagte der Torschütze, der wegen der bevorstehenden Geburt seines zweiten Kindes erst am Donnerstag nach Rom gereist war.