Borussia Mönchengladbach Florenz sehen und weiterkommen

Florenz · Borussia Mönchengladbach darf sich am Abend in Florenz auf die Unterstützung von 3500 Fans freuen. Die Mannschaft strahlt großes Selbstbewusstsein aus.

Borussia Mönchengladbach: Florenz sehen und weiterkommen
Foto: Jannik Sorgatz

Borussia befindet sich auf der 18. internationalen Auswärtsreise der Neuzeit, in der 15. verschiedenen Stadt, im zehnten verschiedenen Land. Florenz ist nach Rom und Turin das dritte Ziel in Italien und würde mit Sicherheit eine gute Position einnehmen, wenn man Weltkulturerbe-Stätten nach Schönheit und Bedeutung ordnet. Die Altstadt von Florenz erschlägt einen dermaßen mit Kultur, dass sie 1982 der Einfachheit halber in ihrer Gänze von der Unesco aufgenommen wurde. Uffizien, Kathedrale, Ponte Vecchio, Palazzo Vecchio — nur eine oder zwei Nächte in Florenz zu sein, ist eigentlich eine Beleidigung für die Stadt, aber so ist das eben im Europapokal.

Entscheidend ist, was am Abend im Stadio Artemio Franchi passiert. Selbst das gilt aber als architektonisches Meisterwerk. Gebaut wurde es für die WM 1934 (was man dem Stadion ansieht), zuletzt umfassend renoviert wurde es zur WM 1990 (was man dem Stadion ebenfalls ansieht). Borussia benötigt hier einen Sieg gegen den AC Florenz, um ins Achtelfinale der Europa League einzuziehen. Bei einem 1:0 ginge es in die Verlängerung. Gladbach in der Runde der letzten 16 im Europapokal — das ist nicht ganz so lange her wie die Renaissance, aber gefühlt. Vor 21 Jahren erreichte Borussia im Europapokal der Pokalsieger das Viertelfinale und scheiterte dort an Feyenoord Rotterdam.

Ist Florenz das vorerst letzte Europa-Abenteuer oder bekommt der VfL bereits am Freitag um 13 Uhr das 19. Reiseziel der vergangenen fünf Jahre zugelost? Die Borussen haben quasi seit dem Abpfiff des Hinspiels ein beeindruckendes Selbstbewusstsein nach außen getragen. Torwart Yann Sommer hoffte, dass er und seine Kollegen die "Wut im Bauch" über die unverdiente Niederlage konservieren konnten und sie nun als Antrieb nutzen, um das Duell noch zu drehen. Trainer Dieter Hecking plädierte eher für "Begeisterung" statt Wut bei diesem Unterfangen. Aber auch er sagte sinngemäß: Sollte Florenz am Ende weiterkommen, dann müssen sie es schon verdammt gut angestellt haben. Es gilt nun für Borussia, es besser zu machen, oder auch: wie im Hinspiel, nur mit Toren.

3500 Fans werden die Mannschaft im Artemio Franchi unterstützen, gerade einmal 20.000 werden insgesamt erwartet. Die italienische Polizei zeigt sich einmal mehr von ihrer strengen Seite: Ein Fanmarsch soll auf jeden Fall unterbunden werden, die Tickets sind wie immer personalisiert. Aber auch in der Hinsicht profitieren Borussias Fans von den Europa-Erfahrungen der vergangenen Jahre.

Das nötige Glück konnten sie sich an der Fontana del Porcellino abholen, am "Ferkelbrunnen" in der Altstadt. Das ist ein Bronze-Wildschwein, dem Wasser aus dem geöffneten Maul fließt. Wer dem Schwein die Nase reibt und ihm eine Münze auf die Zunge legt, die dann noch durch ein Gitter fallen muss, darf sich glücklich schätzen. Doch es kann nicht schaden, den Aberglauben mit "Wut" und "Begeisterung" zu unterfüttern.

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