Borussia Mönchengladbach Fans wollen in Leipzig 19 Minuten schweigen

Mönchengladbach · Optisch werden Borussias Fans am Mittwoch in Leipzig das gewohnte Bild abgeben: Der Gästeblock ist ausverkauft, 5000 haben sich angekündigt. Es wird sich zunächst nur etwas anders anhören als sonst.

 Am Mittwoch in Leipzig bleiben die Fahnen erst einmal unten.

Am Mittwoch in Leipzig bleiben die Fahnen erst einmal unten.

Foto: afp, jd/apr

Denn die organisierte Fanszene hat zu einem akustischen Teilboykott aufgerufen. Bis zur Spielminute 19:00 soll — in Anlehnung an das Gründungsjahr des VfL — geschwiegen werden. Das gaben das Fanprojekt und die Ultras von Sottocultura in einer gemeinsamen Stellungnahme auf ihren Webseiten bekannt.

Das Projekt RB Leipzig stelle "eine neue Dimension der Abscheulichkeit dar", so die Begründung. "Die bisherige Logik der Vereinsunterstützung wird durch dieses Konstrukt umgekehrt, da hier ein Verein einzig und allein zu dem Zweck gegründet wurde, Werbeträger für ein Unternehmen zu sein." Die generelle Struktur des Vereins ist Borussias aktiver Fanszene ein Dorn im Auge. "Mitbestimmung, Teilhabe und eine lebendige Fankultur sind in diesem Konstrukt nicht gewollt, sondern ausschließlich der Konsum des Produkts", heißt es.

Sportdirektor Max Eberl zeigt Verständnis für die Haltung der Fans, auch wenn er RB auf der Pressekonferenz in erster Linie als "sportliche Gefahr" bezeichnete. "Ich bin froh, dass unsere Fans nur 19 Minuten schweigen und wir sie dann noch 71 Minuten im Rücken haben", sagte Eberl. Auch Trainer André Schubert meinte: "Wir brauchen ihre Unterstützung." Schließlich hat Borussia nur eines der vergangenen zwölf Auswärtsspiele in der Bundesliga gewonnen.

Auf den Mittelweg "akustischer Teilboykott" wollen Borussias Fans offenbar auch in Zukunft zurückgreifen, wenn es zum Auswärtsspiel nach Leipzig geht, "da uns ein Hin und Her in dieser Sache nicht angemessen erscheint". Weiter heißt es in der Stellungnahme: "Letztendlich sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass ein Boykott des Spiels in Leipzig der falsche Weg ist." Vor einem Jahr waren fast keine Fans zum Derby beim 1. FC Köln gefahren, allerdings aus ganz anderen Gründen. Damals ging es vor allem um das Thema Kollektivstrafen und gegen den DFB.

"Unser Team nicht im Stich zu lassen und gleichzeitig den Protest ins Stadion tragen, der sonst nicht stattfinden würde — das ist unsere Marschroute gegen Red Bull", schreiben Fanprojekt und Ultras. Für fünf Euro wird vor dem Stadion ein Mottoschal verkauft.

Borussia Dortmund hatte den Gästeblock beim Spiel in Leipzig vor eineinhalb Wochen ebenfalls gefüllt. Viele Vertreter der organisierten Fanszene waren allerdings nicht nach Sachsen gefahren, sondern hatten sich das Spiel im Stadion Rote Erde gemeinsam im Radio angehört.

(jaso)
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