Offener Brief Gladbach-Fans protestieren gegen Spielansetzungen der DFL

Mönchengladbach · Borussias Fans haben mit einem offenen Brief auf die Spielansetzungen der DFL am Freitag reagiert. Die Gladbacher haben erneut keinen Einsatz am Samstag um 15.30 Uhr. Das gefällt den Anhängern des Traditonsvereins aus verschiedenen Gründen nicht.

 Gladbachs Ultras protestierten beim Spiel gegen die Bayern mit einem Plakat gegen die Spiel-Ansatzungen.

Gladbachs Ultras protestierten beim Spiel gegen die Bayern mit einem Plakat gegen die Spiel-Ansatzungen.

Foto: RP/Jannik Sorgatz

Am vergangenen Freitag um 10 Uhr gab die Deutsche Fußball-Liga (DFL) die fixen Ansetzungen für die Bundesliga-Spieltage 26 bis 29 bekannt. Borussia Mönchengladbach muss demnach im April einmal am Samstagabend um 18.30 Uhr (bei Eintracht Frankfurt) und dreimal sonntags (Derby beim 1. FC Köln und die Heimspiele gegen den VfL Wolfsburg und Union Berlin) antreten. Die ersten beiden Partien sind für 15.30 Uhr angesetzt, das Treffen mit dem Klub aus Köpenick findet um 19.30 Uhr statt.

Als einziger der 18 Bundesligisten spielen die Borussen an diesen Spieltagen kein einziges Mal samstags um 15.30 Uhr. Es bleibt damit dabei, dass die Gladbacher in dieser Saison bisher nur sechs Spiele zur zur Bundesliga-Kernanstoßzeit haben. Das ist im Schnitt nur knapp jedes fünfte Spiel. Der niederrheinische Traditionsverein belegt damit den letzten Platz im Bundesliga-Ranking. Vorletzter ist der FC Schalke 04 mit neun Spielen zu dieser Zeit. Beide West-Klubs sind nicht international vertreten.

Gleich nach Bekanntwerden der Termine rumorte es in den einschlägigen Gladbach-Foren in den sozialen Netzwerken. „Es ist einfach eine unglaubliche Frechheit. Mit Gladbach-Fans kann man es ja machen“, schrieb User „Timmy_GER“ bei Twitter. Dort listete Fan Kevin Schulte auch das für die Gladbach-Fans so ärgerliche „Samstag-15.30-Uhr-Ranking nach 29 Spieltagen“ auf. „Das ist einfach nur noch ein schlechter Scherz“, kommentierte Gladbach-Twitterer Jonas Horvath.

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Am Nachmittag legte der FPMG Supporters Club, die Dachorganisation der Borussia-Fanklubs nur wenige Stunden nach Bekanntgabe der neuen Termine nach – mit einem offenen Brief, der explizit an DFL-Spielplanleiter Götz Bender gerichtet ist, machten sie ihrem Ärger Luft. „Mit Erschrecken haben wir heute die neuen Spieltagansetzungen unserer Borussia zur Kenntnis genommen“, heißt es im ersten Satz.

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Es heißt weiter: „Uns und unserer gesamten Fanszene ist es dabei völlig unerklärlich, warum wir in einer Saison ohne europäischen Wettbewerb bis zum 29. Spieltag nur ganze sechs Mal an einem Samstag um 15.30 Uhr spielen sollen. Wobei wir es uns eigentlich doch selbst erklären können: Die Einschaltquoten stimmen einfach, wenn wir exklusiv im TV ausgestrahlt werden.“

 Die Gladbach-Fans gehören mithin zu den reisefreudigsten der Liga, die späten Spiele und die Sonntagstermine sind da nicht gern gesehen. „Unsere Fans kommen aus ganz Deutschland und nehmen lange Reisen zu Heim- und Auswärtsspielen auf sich, um Borussia live sehen zu können. Das wird durch diese Ansetzungen massiv erschwert“, schreibt das Fanprojekt. Die Fans befürchten: „Auf Dauer wird das zu einem Rückgang der Zuschauerzahlen führen, weil man es einfach nicht mehr vermitteln kann.“

Die Gladbach-Anhänger monieren, dass die DFL Versprechungen nicht einhalte. „Wir erinnern hier an die Regel ‚sonntags nicht weiter als 300 km‘. Aus heutiger Sicht nur noch ein leises Lächeln wert. Nun sollen die Fans von Union Berlin zum Beispiel nicht nur sonntags (das war wegen der Europa League klar) bei uns spielen, sondern auch noch um 19.30 Uhr!“, heißt es.

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Und: „Während der Pandemie wurde gebetsmühlenartig betont, dass der Fußball ohne Fans ein großes Problem hat. Aber auch das scheint schon wieder völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Die DFL beschäftigt eine Abteilung Fanangelegenheiten, die sich mit vielen Themen beschäftigt, aber das wichtigste Thema überhaupt entscheiden die Fernsehsender ohne Rücksichtnahme. Von einer fairen Verteilung innerhalb der Liga kann da schon lange keine Rede mehr sein.“

In dem Schreiben wird auf mögliche Konsequenzen hingewiesen. „Die DFL will die Bundesliga doch immer als Familien-Produkt präsentieren. Auch für Familien wird es dabei immer schwerer, die Spiele zu besuchen, oder möchten sie mit Schulkindern am Sonntag bis 21.30 Uhr im Stadion sein? Damit geht auf Dauer auch der Nachwuchs verloren“, ist zu lesen. Zudem: „Wir können Sie nur warnen: Das erträgliche Maß ist schon lange überschritten und die Stimmung kippt. Wenn Sie in Zukunft noch die benötigte Kulisse für Ihr Hochglanzprodukt präsentieren möchten, dann sollten Sie nun schnell handeln“, schreibt der FPMG Supporters-Club.

Beim letzten Heimspiel gegen den FC Bayern (3:2), das tatsächlich Samstag, 15.30 Uhr stattfand, hatten die Gladbacher Ultras bereits mit einem Plakat in der Nordkurve eine Protestnote Richtung DFL entsandt. Am Samstag gegen Freiburg gab es keine weiterführende Aktion in Richtung der DFB, die Fans richteten dagegen Botschaften an die Mannschaft, verbal und schriftlich via Plakat.

Anstoß gegen Freiburg war um 15.30 Uhr. Gleiches gilt für das folgende Spiel bei RB Leipzig am Samstag. Fakt am Rande: Seit elf Spielen, die Samstag um 15.30 Uhr ausgetragen wurden, ist Gladbach unbesiegt, es gab sechs Siege und fünf Unentschieden. Wohl auch ein Grund, warum die Borussen gern öfter samstags um 15.30 Uhr spielen würden.

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