Rückblick Borussia-Fans erinnern sich an Spiele gegen Real Madrid
Wir haben die Fans nach ihren Erinnerungen an die bisherigen Duelle zwischen Borussia Mönchengladbach und Real Madrid gefragt. Einen Teil der Einsendungen haben wir hier veröffentlicht.
Auch zu Inter Mailand suchen wir noch Erinnerungen. Sie waren beim legendären „Büchsenwurf“ und dem 7:1-Sieg der Borussen live dabei? Oder möchten eine andere Anekdote mit uns teilen? Schreiben Sie eine E-Mail mit Ihrer Geschichte an fohlenfutter@rheinische-post.de mit dem Hinweis, dass wir diese veröffentlichen dürfen.
Borussia-Fan Günter Strysio - Für 259 D-Mark nach Madrid und zurück
Da standen wir - meine zukünftige Ehefrau Heike und ich - am 27. November 1985 im Düsseldorfer Rheinstadion und waren Zeuge des 5:1-Sieges im Uefa-Pokal-Achtelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid. „Kneif mich mal! Ich will unbedingt zum Rückspiel in Madrid und da weiterkommen!“ Den kleinen Satz, den mein Stehplatznachbar noch sagte „…wenn sich das Gegentor mal nicht rächt..!“ ignorierte ich vor lauter Vorfreude.
Am 10. Dezember 1985 um 11.00 Uhr fuhr ich dann mit dem Hotelbus eines Straelener Reiseunternehmens für 259 DM inkl. einer Übernachtung mit Frühstück nach Madrid. Irgendwo abends in Frankreich wurde der Bus umgebaut und die Schlafliegen hergerichtet. Ziemlich entspannt waren wir am Spieltag schon vormittags in Spaniens Hauptstadt. Das Estadio Santiago Bernabéu nahmen wir im Vorbeifahren zwischen den Häuserzeilen nur auf den zweiten Blick wahr. Zum Spiel trafen sich die meisten Borussen-Fans vor der „Tribuna Fondo Norte“. Von spanischer Gastfreundschaft war hier wenig zu spüren, denn das ein oder andere Mal flogen leere Flaschen in die wartende Menge. Es war schon etwas besonders Aufregendes, dieses Stadion mit 93.000 Zuschauern zu erleben, in das einst sogar 125.000 Zuschauer passten.
Alles war für ein Borussen-Festival hergerichtet und in der „Hölle Bernabéu“ kam es dann ganz anders. Nach 20 Minuten stand es schon 2:0 für Madrid. Borussia machte ein denkbar schlechtes Spiel. Nachdem in der 77. Minute das 3:0 folgte, war es schon fast vorbei mit allen Hoffnungen. Wir versteckten uns vor dem Gegner. Weil dann einer unserer Spieler den Ball in der 89. Minute nicht einfach nur ins Aus drosch, konnte Santillana zum 4:0 verwandeln und Borussia war mit einer peinlichen Vorstellung ausgeschieden.
Die Stimmung war im Eimer und niedergeschlagen ging es ins Hotel direkt nach dem Spiel zurück. Vorbeifahrende Busse wurden mit Steinen beworfen. Am nächsten Morgen titelte die spanische Sport-Zeitung „Marca“ auf 8 Seiten: „So, so, so..! Madrids Qualität lehrt Borussia, wer ein Champion ist“ und die „Rheinische Post“: „Keiner gewinnt so schön, keiner verliert so grausam wie Borussia.“
Borussia-Fan Heinz-Walter Licht - Ohne Karte erfolgreich ins Stadion gekommen
Wir hatten für das Spiel gegen Real Madrid keine Tickets und sind einfach mal aus Erkelenz los. Als wir ankamen, stellte sich heraus, dass es zwar Tickets gab, aber nicht genügend Kassen geöffnet hatten.
So standen wir mit vielen anderen Fans der Borussia vor den Eingängen und mussten uns an zwei Kassenhäuschen heranarbeiten. Es wurde so unübersichtlich, dass die Ordner überfordert waren und die heranstörmenden Fans nicht mehr kontrollieren konnten.
Daraufhin wurden, nachdem das Spiel bereits begonnen hatte, die Tore geöffnet, sodass wir ohne Ticket ins Stadion kamen. Als wir einen Platz gefunden hatten, lief das Spiel schon längst. Wir saßen gerade und da fiel das 1:0 durch Frank Mill – als hätte er darauf gewartet, bis alle Fans im Stadion waren.
Diesen Abend mit dem 5:1 werde ich nicht mehr vergessen. Das war ein solch ergreifender Abend, der dann noch dadurch abgerundet wurde, dass ich nach Spielende mein Auto gesucht habe und erst nach über einer Stunde gemerkt habe, dass ich auf dem falschen Parkplatz gesucht hatte. Eigentlich wollte ich dann nach Madrid, bekam aber leider - oder Gott sei Dank - keinen Urlaub. Ich denke, das war auch gut so, da ich am Ende des Rückspiels sehr enttäuscht war.
Borussia-Fan Thomas Heymanns - Ein guter Nachbarschafts-Dienst
Zu dem Heimspiel 1976 gegen Real Madrid ist mir folgende Geschichte bis heute in Erinnerung geblieben: Als 13-jähriger Junge war ich damals schon glühender Fan von Borussia Mönchengladbach. Ich habe dann wohl bei meinen Eltern den Wunsch geäußert, dass es doch einmal ein Erlebnis wäre, das Spiel Borussia gegen Real Madrid live im Stadion erleben zu können.
Soweit ich mich erinnere, wäre es mein erstes Spiel auf internationaler Ebene gewesen, das ich live im Stadion verfolgt hätte. Mein Vater, der sich zwar ab und an für Borussia interessiert hat, aber kein Fan war, war aber erst mal so gar nicht begeistert von der Idee seines Sohnes.
Es dauerte wohl einige Zeit, bis ich ihn überredet hatte und es kam, wie es kommen musste: Es gab im Vorverkauf keine Eintrittskarten mehr und vermutlich war das Spiel auch ausverkauft. Ob es seinerzeit einen Abendverkauf an den Kassen des Stadions gab, weiß ich rückblickend leider nicht mehr.
Meine Enttäuschung muss dann wohl doch so groß gewesen sein, dass mein Onkel und meine Tante, die in Wickrath wohnten, auf die Idee kamen, ihren Nachbarn zu fragen, ob er denn nicht noch zwei Karten für die Partie besorgen könnte. Durch diesen Nachbarn kam ich dann doch noch in den Genuss des Spiels im Düsseldorfer Rheinstadion. Was war ich glücklich. Mein Vater und ich sind bereits früh am Nachmittag nach Düsseldorf gefahren und sind noch am Rhein spazieren gegangen. Es gab die obligatorische Wurst im Stadion und ich war sprachlos, als mein Vater lautstark die Borussia anfeuerte. Dass das 2:2 am Ende nicht gereicht hat, lag ja letztendlich an den kuriosen Schiedsrichterentscheidungen im Rückspiel.
Ich war jedoch rundum glücklich und bin dem Nachbarn heute noch dankbar, weil ich mich oft an diesen Tag erinnere, wenn es um Real Madrid geht. Übrigens, der Name des Nachbarn fehlt noch: Es war der damalige Manager der Borussia Helmut Grashoff. Danke!
Borussia-Fan Horst Padberg - „Konnten uns nicht vorstellen, in Madrid unterzugehen“
Es war schwierig, Karten für einen gewünschten Block im Düsseldorfer Rheinstadion zu kaufen. So nahmen wir mit einem Stehplatz in der Kurve vorlieb. Ein Bekannter nahm mich und drei weitere Borussenfans im Käfer mit. Auf den riesigen Parkplätzen angekommen, weigerten wir uns dann mit Erfolg, die fällige Parkgebühr zu zahlen.
Das Spiel erfreute uns natürlich wieder sehr. Beim zwischenzeitlichen Anschlusstreffer gab es ein wenig Grummeln bei den Skeptikern. Aber beim 5:1 konnten wir uns schlecht vorstellen, mit vier Toren Unterschied und ohne einen eigenen Treffer beim Rückspiel in Madrid unterzugehen. Was passierte, ist allen Fußballfreunden bekannt. Alles verlief regulär, anders als im März 1976 mit unserem Freund aus den Niederlanden, Leonardus van der Kroft.
Nach dem Spiel hatten wir uns kurzzeitig aus den Augen verloren. Das lag daran, dass wir unseren Parkplatz nicht auf Anhieb fanden. Aber die Stimmung war gut, so fuhren wir zurück nach Mönchengladbach.
Borussia-Fan Markus Klinkhamels - Deutsch-Klausur statt Madrid
1985 - endlich die Chance auf eine späte Genugtuung nach den seltsamsten aller Pfiffe in dieser Häufung des niederländischen Schiedsrichters van der Kroft, die bei mir 1976 zu Tränen der Wut geführt hatten.
Mein Vater organisierte die Karten für uns beide und für meinen Patenonkel. Wir gingen häufig zu dritt zu Borussia. Bei uns breiten sich schon im Auto große Hoffnungen auf, alleine, weil wir drei unter anderem auch schon das 2:0 gegen Dynamo Kiew, ein paar Jahre zuvor in Düsseldorf, erfolgreich „bestritten“ hatten.
Dann entfachte bei uns der absolute Rauschzustand ob der Leistung. Jedes Tor wurde vielfach lautstärker bejubelt, als es am heimischen Bökelberg möglich war. Jedes Tor sorgte für eine Gänsehaut. Es war eine legendäre Leistung aller Fohlen, fünf Tore gegen diese Mannschaft von Real Madrid und wir waren mittendrin. Unsere Stimmen wurden mit jedem Tor immer heiserer.
Wir sahen unfassbare Kombinationen und am Ende mit dem 5:1-Sieg ein noch unglaublicheres Ergebnis - bei allen Hoffnungen im Vorfeld. Danach dauerte es lange, bis wir uns am Parkplatz orientiert hatten, weil wir nach dem Abend rauschhaft orientierungslos waren.
Anschließend sind wir noch in Dülken beim „Tien Anton“ eingekehrt. Dort habe ich das erste Bier mit meinem Vater an der Theke getrunken. Immer wieder sind wir die einzelnen Tore bis ins Detail durchgegangen.
Zum Rückspiel habe ich meinen Kumpel bekniet, eine der angebotenen Busfahrten nach Madrid zu buchen, obwohl wir ausgerechnet am Tag des Rückspiels am Albertus-Magnus-Gymnasium eine Deutschklausur zu schreiben hatten. „Egal, schreiben wir halt nach“, dachte ich mir.
Aber mein Freund kannte kein Erbarmen, die Klausur ging also vor und so blieben wir in der Heimat. Dafür bekommt er in Kürze mal wieder ein Freibier spendiert, denn die bittere 0:4-Niederlage in Madrid ist uns so erspart geblieben.
Borussia-Fan Jürgen Armborst - Kaputte Hose beim Jubel-Lauf
Beim 5:1 gegen Real Madrid 1985 war ich im Stadion. Ich hatte einen Stehplatz direkt neben der Treppe im Block. Irgendwann, nachdem Borussia schon wieder ein Tor geschossen hatte, rannte ich vor Freude die Treppe hoch. Dabei bin ich ausgerutscht und mit dem Schienbein auf der Betonkante der Stufe aufgeschlagen. Die Hose war zerrissen, das Bein blutig und die Schmerzen entsprechend - das war egal. Borussia fuhr schließlich einen historischen Sieg ein.

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