Interview mit Fabian Johnson „Ich bin nicht hier, um Spiele von außen zu sehen“

Mönchengladbach · Beim 1:1 in Frankfurt stand Fabian Johnson erstmals seit dem 1:2 in Dortmund im letzten Rückrundenspiel in der Startelf Borussias. Zuvor gegen Hertha BSC (0:3) war er gar nicht im Kader. Über sein Comeback in der Anfangsformation, den Job als Rechtsverteidiger und seine Zukunft spricht der US-Amerikaner mit unserer Redaktion.

 Fabian Johnson kehrte in Frankfurt in die Startelf zurück, nun hofft er, auch gegen seinen Ex-Verein Wolfsburg dabei zu sein.

Fabian Johnson kehrte in Frankfurt in die Startelf zurück, nun hofft er, auch gegen seinen Ex-Verein Wolfsburg dabei zu sein.

Foto: imago/Thomas Frey/Frey-Pressebild/Deines

Fabian Johnson ist zurück – kann man das so sagen?

Johnson Das weiß ich nicht so genau. Ich habe jetzt in Frankfurt wieder ein Spiel von Anfang an gemacht. Das hat mich natürlich sehr gefreut und hat Spaß gemacht, ich habe mich wohlgefühlt. Aber wir müssen mal schauen, was im nächsten Spiel ist.

Sie haben rechter Verteidiger gespielt – die beste Position für Sie?

Johnson Ach, das hat viel mit Gewohnheit und gewissen Abläufen, die man kennt, zu tun. Als ich nach Mönchengladbach gekommen bin, habe ich davor auch die ganze Zeit Verteidiger gespielt. Damals habe ich gesagt, dass ich mich da am wohlsten fühle, weil ich die letzten anderthalb, zwei Jahre Verteidiger gespielt habe. Wenn man dann links außen spielen soll, ist das eine Umgewöhnung. Und genauso war es auch andersherum. Wenn ich die ganze Zeit links außen gespielt habe, sage ich da auch: Da fühle ich mich gerade wohl, ich weiß, was ich zu tun habe, wie ich mich verhalten muss.

Was macht denn am meisten Spaß als Rechtsverteidiger?

Johnson Dass ich genauso wie auf der Außenbahn viel nach vorne machen kann. Das ist eine Sache, die mir einfach liegt.

Es war Ihr erster Startelf-Einsatz 2019. Wie schwer war es jetzt, wieder ins Spiel reinzukommen?

Johnson Ich fand es nicht so schwer. Dadurch, dass ich super Mitspieler habe, von denen ich weiß, dass ich ihnen einen Ball zuspielen kann und sie damit etwas anzufangen wissen, fühlt man sich generell gleich wohl. Man weiß, dass das Team einen unterstützt.

Das heißt, Sie stehen am Samstag auch gegen Ihren Ex-Verein Wolfsburg auf dem Platz?

Johnson Das wäre mir am liebsten (lacht).

Rechnen Sie damit?

Johnson Ich weiß nicht, wie der Trainer denkt oder was er für das Spiel vorhat. Nachher rechne ich damit und dann wäre die Enttäuschung umso größer, wenn er sich anders entscheidet.

Wie moderiert der Trainer so etwas?

Johnson Ich habe am Spieltag erfahren, dass ich spiele. Ich war die Woche vorher noch ein bisschen erkältet, und der Trainer hat dann gefragt, ob ich mich gut fühle und mir vorstellen kann, von Anfang an zu spielen. Da habe ich gesagt: „Ja klar“, und das war es eigentlich auch schon.

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Das ist Fabian Johnson

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Sie und Michael Lang sind erfahrene Spieler. Kann man Sie vergleichen?

Johnson Das ist für mich schwer, das sollen Außenstehende tun.

Ok. Sie sind der bessere Techniker, er der Geradlinigere, Sie beide sind torgefährlich. Passt das?

Johnson Ich glaube, das kann hinkommen ohne Michi jetzt Unrecht tun zu wollen. Torgefährlich zu sein, das ist im modernen Fußball aber auch das tägliche Brot, dass auch die Außenverteidiger sehr viel nach vorne machen.

In der Vorbereitung haben Sie vorne links gespielt im neuen System, Sie standen bei den ersten vier Bundesligaspiele in der Startelf. Was ist dann passiert, dass Sie nicht mehr so oft dabei waren?

Johnson Wir haben halt auch einen guten Kader, und wenn die Spieler ihre Leistung bringen und treffen und die Mannschaft gewinnt, kann ich auch den Trainer verstehen, dass er da nicht wechseln will. Dafür ist jeder von uns Profi genug, um das zu wissen. Natürlich will jeder von uns spielen und keiner ist bei bester Laune, wen er nicht spielt.

Wie macht sich schlechte Laune bei Ihnen bemerkbar?

Johnson Das ist schwer zu beschreiben. Wahrscheinlich bin ich dann nicht so kommunikativ und will schnell weg, eher für mich alleine sein. Klar freue ich mich für die Jungs, wenn sie gewonnen haben, aber es wurmt mich dann natürlich auch, dass ich dabei nicht mithelfen konnte. Genauso ist es aber auch andersherum: Wenn wir gewinnen und ich spiele, klopfe ich auch keine großen Sprüche.

Ist das im modernen Fußball manchmal von Nachteil, wenn man nicht die große Bühne für sich beansprucht?

Johnson Nicht unbedingt. Ich will nicht auffallen, weil ich irgendetwas rausposaune, sondern ich will vor allem dadurch auffallen, wie ich Fußball spiele.

So richtig aufgefallen sind Sie beim 4:2-Sieg gegen Schalke im März 2017, als Sie nach der Geburt ihrer Tochter zwei Tore geschossen haben. Wird es mal wieder Zeit, Ausrufezeichen zu setzen?

Johnson Dafür muss ich natürlich spielen (lacht). Ich habe ja gesagt, dass ich Ausrufezeichen setzen will. Aber das geht nur auf dem Platz.

In Frankfurt wurde viel gewechselt. Sind klassische Stammspieler nicht mehr so gefragt?

Johnson Jeder, der reingekommen ist, wollte sein Bestes geben, und das haben wir gut hinbekommen. Wie das wiederum für das Wolfsburg-Spiel aussieht, weiß ich nicht. Vielleicht wechselt der Trainer wieder auf ein paar Positionen, weil das für das Spiel dann besser passt.

In Wolfsburg haben Sie die ersten Schritte in der Bundesliga gemacht. Haben Sie noch Kontakt?

Johnson Das ist jetzt schon weit weg. Da ist auch niemand mehr, den ich wirklich kenne, auch bei den Spielern nicht. Marcel Schäfer, den ich aus unserer gemeinsamen Zeit bei 1860 München noch etwas besser kenne, ist noch als Sportdirektor da. Aber sonst verbinde ich mit Wolfsburg nicht mehr viel.

Die Wölfe haben 20 Punkte auswärts geholt. Muss man da im Heimspiel besonders vorsichtig sein?

Johnson Man muss bei jeder Mannschaft vorsichtig sein. Generell gibt es keine leichten Spiele in der Bundesliga, ob es zu Hause oder auswärts ist. Die fahren auch nicht hierhin, um nur kurz ein bisschen zu spielen. Die wollen hier gewinnen. Es wird wieder ein schweres Heimspiel wie jedes andere auch. Wir wollen aber auf jeden Fall gewinnen.

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Das Spiel wird inzwischen viel über Außen entwickelt. Ist es eine verkappte Spielmacherposition?

Johnson Nein, so weit würde ich nicht gehen. Aber so, wie wir spielen, ist jede Position auf dem Feld wichtig. Ob das Yann Sommer ist, der als Torwart überragende Pässe spielt, mit denen wir uns dann vom Gegner lösen können. Ob es die Innenverteidiger sind, die super Pässe nach vorne spielen oder eben die Außen. Es ist eine gute Team-Performance, die wir zurzeit zeigen. Dafür ist jeder Spieler wichtig.

Sollten Sie es nächste Saison nach Europa schaffen, gäbe es ja wieder mehr Möglichkeiten für alle Spieler, sich öfter zu zeigen…

Johnson Ganz ehrlich: So weit denke ich noch nicht. Was bringt es mir, weit nach vorne zu denken, wenn ich in der momentanen Situation noch nicht so viel spiele? Deswegen schaue ich nicht so sehr nach vorne, sondern versuche mich wirklich darauf zu konzentrieren, dass ich spiele, um dann das Beste daraus zu machen.

Haben Sie sich Gedanken gemacht, ob es für Sie bei Borussia noch Sinn macht, wenn Sie so wenig spielen?

Johnson Darüber habe ich auch noch nicht nachgedacht. Ich habe noch eine Saison Vertrag. Ich mache mich da auch nicht verrückt.

Wäre ein Wechsel in die USA irgendwann ein Thema für Sie?

Johnson Momentan nicht. Wir fühlen uns als Familie hier wohl, ich fühle mich in Mönchengladbach wohl. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Man sollte sich schon Gedanken darüber machen, aber im Fußball kann schnell viel passieren. Es ist ein so schnelllebiges Geschäft, dass man schwer planen kann. Ich nehme die Situation so wie sie ist und versuche, so viel zu spielen wie möglich.

Gab es eine Phase, in der Sie einfach keine Lust auf die Position des rechten Verteidigers hatten?

Johnson Nein. Ich habe dem Trainer auch gesagt, dass ich Außenverteidiger spiele, wenn er mich braucht. Es ist nicht so, dass ich mich gegen eine Position wehren oder nicht spielen wollen würde. So etwas ist für mich kein Ansatz.

Jetzt haben Sie als Außenverteidiger ein Duo mit Patrick Herrmann auf rechts gebildet, das gab es noch nicht so oft. Muss man sich da vorher absprechen?

Johnson Wir kennen uns ja schon ein bisschen, das funktioniert schon ganz gut. Das hat wieder mit Gewohnheit und Abläufen zu tun, dass man weiß, wie der andere verteidigt und wie er angreift. Da muss man sich erst ein wenig mit dem Partner auf der Seite einspielen, aber Patrick macht sehr viel nach hinten, das macht die Arbeit für mich auch einfacher.

Worauf wird es gegen Wolfsburg ankommen? Sind da Ihre Qualitäten gefragt?

Johnson Ich hoffe. Wenn wir das Spiel so weiterführen, wie wir es in Frankfurt aufgehört haben und wie wir in den ersten 30 Minuten gespielt haben, wie wir den Ball haben laufen lassen, uns Chancen herausgearbeitet haben, wird uns das auch gegen Wolfsburg gut tun. Wir werden auf Sieg spielen.

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