Borussias Rückrundenstart Defensive Stärke und die Wahrheit der Tabelle

Mönchengladbach · Das Team von Trainer Dieter Hecking ist mit zwei Siegen optimal gestartet. Die ausgezeichnete Defensivarbeit gibt Sicherheit. Trotzdem ist noch Luft nach oben.

 In Gladbach wird weiter gejubelt.

In Gladbach wird weiter gejubelt.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Borussia hat ihren Job gemacht. Sie hat den FC Augsburg besiegt und damit die in Leverkusen gewonnenen Punkte wirklich zu Big Points gemacht. Sie hat jetzt 39 Punkte (womit mindestens der Ligaverbleib schon gesichert ist), sechs davon kamen 2019 dazu. Damit ist Gladbach optimal in die Rückrunde gestartet.

Eine Folge des Erfolgs sind steigende Erwartungen. Als dann aber die M-Frage kam, lächelte Sportdirektor Max Eberl zwischen belustigt und gequält. Er und die anderen Borussen hatten zuvor das übliche Spielchen gespielt, Antworten auf die Frage nach dem Ziel Champions League mit verbalen Hakenschlägen zu umgehen, und nun fragte doch glatt jemand, ob insgeheim der Meistertitel auf der Klub-Agenda sei. Wie erwähnt: Eberl lächelte, damit sagte er: Leute, das könnt ihr euch selbst beantworten.

Nun: Die Tabelle, die als die letzte Instanz der Wahrheit im Fußball herangezogen werden kann, besagt: Die Frage ist obsolet, schließlich ist der Primus des deutschen Fußballs, Borussia Dortmund, mit neun Punkten weit enteilt und macht nicht den Anschein, dass er noch viel nachlassen wird.

Aber ob man die Gladbacher Borussen nun als geheimen Meisterschaftskandidaten definiert oder als eindeutigen Champions-League-Anwärter oder als Außenseiter, der die Gunst der Stunde nutzt, weil andere schwächeln, sei dahingestellt, Fakt ist: Der Erfolg in der Hinrunde war keine Momentaufnahme, sondern ist nachhaltig.

Das liegt unter anderem daran, dass die Borussen stets in der Lage sind, Tore zu machen, auch wenn, wie gegen Augsburg, die drei Topscorer Pause machen und es dauert, bis was geht. Geduld ist aber die Folge von Vertrauen und Sicherheit – beides saugen die Borussen aus einer ausgezeichneten Defensivarbeit. Wer weiß, dass die Null im Zweifel steht, kann vorn in Ruhe „Steine klopfen“, wie Dieter Hecking sagte. Er hat es geschafft, dass die Borussen vorn zielstrebiger und hinten standhafter sind.

Der Ertrag gibt dem Ansatz der Gladbacher Recht: 18 Gegentore gab es in 19 Spielen, das ist ein Topwert der Liga. Gegen Augsburg gab es das neunte zu Null dieser Saison, das ist fast die Hälfte der Spiele und ebenfalls ein Spitzenwert. 2019 sind die Gladbacher als einziges Team der Bundesliga noch ohne Gegentor.

Dass eine gute Abwehr Meisterschaften gewinnt, ist eine bekannte Weisheit des Spiels, die früher gerade auch in Gladbach belegt wurde: Erst als Hennes Weisweiler in Luggi Müller und Klaus-Dieter Sieloff seiner Torfabrik den Rücken stärkte, gab es 1970 den ersten Titel. Doch solche Vergleiche mit der großen Vergangenheit wollen die aktuellen Borussen nicht. Sie wollen, das sagte Eberl, ihre eigene Geschichte schreiben. Das gelingt. Und zwar nicht nur, weil Heckings Team gerade einen 35 Jahren alten Vereinsrekord eingestellt hat.

Was der Konkurrenz vor und hinter ihr durchaus Sorgen machen sollte: Borussia schaffte 2019 den maximalen Erfolg, ohne spielerisch voll zu überzeugen, weder in Leverkusen noch jetzt gegen Augsburg. „Unsere Leistung muss besser werden“, gestand Hecking. Für ein Team, das eine starke Hinrunde gespielt hat und dann optimal startet in die Rückrunde, aber dennoch Luft nach oben hat, ist schlichtweg viel möglich. Ob man nun darüber spricht oder nicht. Die Tabelle lügt nicht.

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