Borussia Mönchengladbach "Ketchup-Effekt" erstickt Krisengefahr im Keim

Mönchengladbach · Mit dem 5:1 gegen Werder Bremen verhindert die Borussia, dass allzu große Erinnerungen an die Krise zum Saisonbeginn aufkommen. Trainer André Schubert sieht sein Team trotz des deutlichen Erfolges noch nicht bei 100 Prozent.

Borussia Mönchengladbach: Havard Nordtveit mit Karnevalsbrille
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Nordtveit gibt Interview mit Karnevalsbrille

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Foto: Screenshot Sky

Martin Hinteregger hatte gewarnt. "Unsere Körpersprache muss den Bremern von der ersten Minute an signalisieren: 'Hier gibt es heute nichts zu holen, wir gewinnen diese Partie!'", sagte er im Interview mit "bundesliga.de".

Werders Trainer Viktor Skripnik dürfte vor dem Spiel keine Zeit mehr gehabt haben für ausführliche Lektüre. Trotzdem resümierte er, nachdem seine Mannschaft ein 1:5 kassiert hatte: "Ab der ersten Minute hat man gemerkt, dass Gladbach mit sehr präsenter Körpersprache dabei ist." Offenbar wurde da eine Ankündigung eindrucksvoll in die Tat umgesetzt.

Entsprechend erleichtert saß André Schubert auf dem Podium neben Skripnik und wippte wie immer mit dem Oberkörper hin und her, wenn er glücklich ist über die Leistung seiner Mannschaft. "Uns war klar, dass es nach der intensiven Hinrunde etwas dauern würde, richtig in die Rückrunde zu starten", sagte Schubert. In der Hinrunde wiederum hatte es fünf Ligaspiele und einen Favre-Rücktritt gedauert, der Erfolg gegen Bremen war somit auch ein Parallelen-Verhinderer.

Bei 100 Prozent sieht Schubert sein Team noch immer nicht. "Diese Woche hat man gesehen, wie es Schritt für Schritt nach vorne ging. Auch diese geistige und körperliche Frische war wieder da", sagte der 44-Jährige. Ein Profiteur guter Trainingsleistungen war Thorgan Hazard, der unter Schubert überhaupt erst zum vierten Mal von Beginn an ran durfte. "Er hat echt lange warten müssen. Aber so gut wie er die letzten zehn Tage trainiert hat, hatte ich ihn noch nicht erlebt", lobte Schubert den Belgier, stellte aber auch klar: "Man kann heute keinen richtig hervorheben, die Jungs waren alle klasse."

So ganz ließ sich das Sonderlob dennoch nicht umschiffen. Immerhin traf Andreas Christensen nicht nur zum ersten, sondern gleich zum zweiten Mal für die Borussia. Als 13. verschiedener Torschütze im 19. Ligaspiel — Bestwert mit dem VfL Wolfsburg — stand der Däne stellvertretend für Gladbachs Vielseitigkeit.

Neben dem Verteidiger Christensen trafen die Angreifer Raffael und Lars Stindl sowie Mittelfeldmann Havard Nordtveit, der die Mannschaft noch einmal als Kapitän aufs Feld führte. "Ich denke eine Entscheidung kommt nächste Woche", sagte der Norweger mit Groucho-Marx-Brille auf der Nase im Sky-Interview über eine mögliche Vertragsverlängerung. Vier Saisontore hat Nordtveit jetzt schon auf dem Konto. So trug er seinen Teil dazu bei, dass der erhoffte "Ketchup-Effekt" eintrat und die Borussia-Flasche nicht länger verstopft ist. Für die Schönheit des Treffers wollte er sich aber nicht rühmen: "Ich habe gar nix gesehen, ich habe nur geschossen."

Dass das Spiel trotz zwischenzeitlich 3:0-Führung kurz zu kippen drohte, thematisierte nur Werder-Trainer Skripnik in einem Halbsatz. In der 65. Minute warf sich Nico Elvedi beim Stand von 3:1 in einen Schuss von Claudio Pizarro, es war eine Feldspieler-Glanzparade. Über die volle Distanz kann Gladbach eine Partie noch nicht kontrollieren. Raffaels Elfmeter und Nordtveits angeblich unabsichtlicher Kunstschuss sorgten am Ende für einen Kantersieg.

"Wir haben in Mainz schon ein gutes Spiel gemacht mit vielen Chancen, die aber nicht genutzt. Heute war das effizient, mit viel Power", sagte Yann Sommer, der trotz einiger guter Paraden wieder nicht die Null halten konnte. Der 13. Elfmeter der Saison machte dem Schweizer einen Strich durch die Rechnung.

Als den besagten Parallelen-Verhinderer wollte Sommer den Erfolg allerdings nicht werten. "Für uns war das nie eine Krise", sagte er. "Wir wussten auch, dass es ein Fehlstart war. Aber ich hatte nie Angst, dass wir nochmal fünf Spiele in Folge verlieren könne. Dafür ist die Mannschaft zu gut."

(jaso)
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