Vor 50 Jahren gegen Everton Als Borussias unglückliche Elfmeter-Geschichte begann

Mönchengladbach · Vor 50 Jahren bestritt Gladbach erstmals ein Elfmeterschießen in Europa. Das damalige Aus beim FC Everton zeigte bereits: Die Entscheidung vom Punkt ist nicht Borussias liebste Disziplin.

 Tragischer Held: Wolfgang Kleff hielt einen Elfmeter, Borussia schied trotzdem beim FC Everton aus. Ersatztorwart Bernd Schrage tröstet ihn.

Tragischer Held: Wolfgang Kleff hielt einen Elfmeter, Borussia schied trotzdem beim FC Everton aus. Ersatztorwart Bernd Schrage tröstet ihn.

Foto: imago images/Horstmüller/HORSTMUELLER GmbH via www.imago-images.de

Es sind Gesten, wie sie Fußballfans heutzutage wohl kaum noch zu sehen bekommen, wenn ein Elfmeterschießen die Entscheidung bringen muss. Als Wolfgang Kleff am 4. November 1970 im Goodison Park des FC Everton gleich den ersten Versuch des Engländers Joe Royle hielt, fasste sich Gladbachs Keeper mehrmals mit beiden Händen seitlich an den Kopf – als ob er gar nicht glauben könne, was ihm da gerade gelungen war.

Doch da Herbert Laumen wenig später verschoss und in der Folge alle Everton-Spieler verwandelten, war Luggi Müller als letzter Gladbacher unter Zugzwang. Kurz bevor der beinharte Verteidiger anlief, ballte er die rechte Hand zur Faust und schüttelte sie leicht. Es wirkte, als ob er sich selbst nochmals Mut zusprach. Dies half aber letztlich nicht, denn seinen Schuss konnte Everton-Keeper Andy Rankin parieren: Borussia war im Achtelfinale des Landesmeister-Cups ausgeschieden.

Elfmeterschießen sind im Fußball längst Routine, auch wenn sie nichts an Faszination und Spannung verloren haben. Vor genau 50 Jahren, am 4. November 1970, als Borussia erstmals in einem Elfmeterschießen antrat, war diese besonders nervenaufreibende Art, eine Entscheidung bei Gleichstand herbeizuführen, indes noch ganz neu. Erst im Sommer 1970 hatte das International Football Association Board (IFAB) eine Regeländerung zugunsten des Entscheidungsschießens vorgenommen. Zuvor hatte es bei einem Unentschieden einen Münzwurf oder einen Los-Entscheid gegeben.

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Von Letzterem hatte Borussia auf ihrem Weg zum DFB-Pokalsieg 1960 einmal profitiert, als nach zwei 3:3-Unentschieden gegen Alemannia Aachen ein Gewinner gefunden werden musste. Das Elfmeterschießen sollte eine sportlich fairere Form der Entscheidungsfindung sein – den Gladbachern brachte sie in den vergangenen 50 Jahren aber selten Glück. Denn das 3:4 im Elfmeterschießen beim FC Everton – es war zugleich das erste im Europapokal der Landesmeister überhaupt – war nur der Beginn einer an Erfolgen recht armen Borussen-Geschichte vom Elfmeterpunkt.

Im Europapokal musste Borussia seit ihrer Premiere 1970 nie mehr zu einem Elfmeterschießen antreten, dafür aber 16-mal im DFB-Pokal. Und nur fünfmal verließ sie als Sieger den Platz. Vor allem, wenn es richtig um etwas ging, versagten den Gladbachern oftmals die Nerven. Ihre zwei Niederlagen in DFB-Pokalendspielen kassierten sie jeweils nach Elfmeterschießen – 1984 gegen Bayern München und 1992 gegen den damaligen Zweitligisten Hannover 96. Auch im Pokalhalbfinale gab es deutlich mehr Enttäuschungen als Triumphe. So gingen alleine drei ihrer letzten vier Teilnahmen an der Vorschlussrunde im Elfmeterschießen verloren.

Die spektakuläre Ausnahme in der Gladbacher Elfmeter-Tristesse bildet das Pokal-Halbfinale 1992, als Uwe Kamps alle vier Leverkusener Versuche parierte. Die bemerkenswerte Torwartleistung des Ur-Borussen war auch nötig gewesen, denn dessen Mitspieler hatten sich ebenfalls als nicht besonders treffsicher erwiesen. Nur Martin Max und Holger Fach trafen, das reichte an jenem 7. April 1992. Ansonsten verbindet Borussia und das Elfmeterschießen keine Liebesbeziehung. Das zeigte sich schon bei der Premiere vor 50 Jahren im Goodison Park.

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