Borussia muss Reaktion zeigen Entschlossenheit statt Zaudern und Zögern

Mönchengladbach · Die Borussen sollten sich an den letzten Heimsieg gegen den BVB erinnern. 2015 setzte Oscar Wendt in der ersten Minute ein Zeichen.

 Oscar Wendt traf beim letzten Heimsieg gegen den BVB.

Oscar Wendt traf beim letzten Heimsieg gegen den BVB.

Foto: afp, PATRIK STOLLARZ

Der alte Schwede kann es am Sonntag nicht noch einmal machen. Denn Oscar Wendt (32) ist verletzt und fehlt daher gegen Borussia Dortmund (18 Uhr/Live-Ticker). Doch sein Tor am 11. April 2015, als es den letzten Heimsieg gegen den BVB gab (3:1), das wäre eine Blaupause dafür, wie die Borussen den Weg aus ihrer Krise finden könnten. Patrick Herrmann, nun seit einem Jahr ohne Tor, schoss fulminant, Roman Weidenfeller wehrte ab, und dann rauschte Wendt heran und knallte den Ball so wuchtig ins Netz, dass der Stoff alles aufbieten musste, um nicht zu zerreißen. Das war ein klares Zeichen in dieser ersten Minute: kein Zaudern, kein Zögern, sondern pure Entschlossenheit und Mut.

Das wird es auch am Sonntag brauchen, wenn die Dortmunder wieder in den Borussia-Park kommen. Ein Spiel kann leicht zum Selbstläufer werden, wenn es wie das vom April 2015 beginnt. Seitdem gab es allerdings lauter Niederlagen gegen den BVB, fünf am Stück, zwei davon daheim, und nebenbei die wenig erbauliche Tordifferenz von 5:20. Aber genau das sollte ein Ansporn sein, es mal wieder anders zu machen gegen den BVB, die Namencousine mal wieder zu besiegen. "Das kann dann eine Initialzündung für uns sein", sagte Denis Zakaria, der Schweizer.

Wer den armen Kerl nach dem Hinspiel gesehen hat, nach dem 1:6 in Dortmund, der kann nachvollziehen, dass er etwas geraderücken will gegen den BVB. Es war sein wohl zweitschlimmstes Erlebnis als Fußballer, nur das 1:6, das Zakaria mit den Young Boys aus Bern im Champions-League-Play-off im Gladbacher Borussia-Park erlebte, war wohl schlimmer für ihn. So etwas will ein ehrgeiziger junger Mann wie er nicht auf sich sitzen lassen. Dafür jedoch muss nun einiges anders laufen als zuletzt. "Aber ich glaube an die Mannschaft, und ich glaube an Europa", stellte Zakaria klar. Der Mittelfeldmann weiß, dass er an diesen Worten gemessen werden wird.

2015 gab es auf seiner Position noch Granit Xhaka. Das war einer, der ebenfalls klare Ansagen bezüglich seiner Ambitionen machte, und die, zumindest in der zweiten Hälfte seiner Gladbach-Zeit, mit Taten untermauerte. Xhaka war gerade in großen Spielen zu Großtaten aufgelegt, damit trieb er auch das Team an. Man sollte Zakarias Ansage genauso nehmen: als Antrieb. Alles, was dazu beitragen kann, hilft.

Vor allem Tore. "Gerade ein Führungstreffer würde der Mannschaft enorm helfen, darauf haben wir in den vergangenen Trainingstagen hingearbeitet", sagte Trainer Dieter Hecking gestern. Womit wir wieder beim Tor von Oscar Wendt anno 2015 wären: Es war die erste Aktion nach dem höchst bitteren und überflüssigen Pokal-Aus im Viertelfinale beim Drittligisten Bielefeld. Auch da ging Gladbach also wenig frohen Mutes in das Spiel gegen den BVB, der seinerseits ins Pokalhalbfinale eingezogen war, also wie jetzt nach drei Siegen mit einem guten Gefühl anreiste. Was dann von den Gladbachern kam, war, was in der Branche "eine Reaktion" genannt wird. So etwas braucht es nun auch. Wer dreimal in Folge torlos verloren hat, der sollte so genervt sein, dass er schon aus purem Trotz der Welt zeigen will, dass er auch anders kann. 2015 werden sich die Dortmunder gedacht haben: "Alter Schwede, was war das?" Gladbach muss dafür sorgen, dass der BVB ein Déjà-vu hat.

(kk)
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