Analyse zur Fortführung der Bundesliga Borussias Restart in Frankfurt – darum ist das ausgezeichnet

Meinung | Mönchengladbach · Jetzt ist alles fix: Borussia beginnt nach der Corona-Pause mit dem Topspiel bei Eintracht Frankfurt. Es wird für die Gladbacher gleich repräsentativ sein, was die zu vermutende Art des Fußballs in den letzten Monaten der Saison angeht.

 Borussias Restart ist am 16. Mai in Frankfurt.

Borussias Restart ist am 16. Mai in Frankfurt.

Foto: AP/Martin Meissner

Wäre alles normal, wäre der 16. Mai vielleicht der Tag gewesen, an dem Borussia „etwas Großes“ zu feiern gehabt hätte. Um zirka 17.20 Uhr wäre die Saison 2019/20 beendet gewesen nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC. Doch es gibt die Corona-Pandemie. Die Liga steigt erst am normalerweise letzten Wochenende der Saison wieder ein – und Borussia sogar erst, wenn eigentlich schon alles vorbei wäre: Am 16. Mai um 18.30 Uhr ist bei Eintracht Frankfurt der Restart für das Team von Trainer Marco Rose.

Bundesliga 2019/20: Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt - die Bilder des Spiels
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Borussia - Frankfurt: die Bilder des Spiels

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Wegen des siegreichen Derbys gegen Köln (2:1) haben die Borussen dem Gegner eine positive Erfahrung in einem Geisterspiel voraus, da Frankfurt in der Europa League gegen Basel ohne Zuschauer spielte spielte und 0:3 verlor. Doch ein Vorteil wird das nicht sein. Denn die Situation ist eine andere. Da waren beide Teams mitten im Spielbetrieb, nun kommen sie aus einer über zwei Monate langen Pause. Und das Training fand und findet unter erschwerten Bedingungen statt.

Der Fußball wird ein anderer sein als vor der Pause, ungeschliffener vermutlich, weniger technisch und taktisch geprägt, sondern einfacher und direkter. Wäre es 2019 zur gleichen Zeit oder 2018 oder 2017 oder 2016 et cetera, man würde sagen: Das ist so gar nicht das Spiel der Borussen. In den Jahren zuvor waren sie eher die kickenden Edelfedern, ihr Spiel war episch und nicht situativ, es brauchte erzählerische Tiefe, um zum Ziel zu kommen, manchmal bestand die Geschichte auch aus komplexen Schachtelsätzen. Wie beim 61-Stationen-Tor auf Schalke vergangene Saison. Oder bei vielen Toren während der Zeit unter Lucien Favre.

Doch es ist Mai 2020 und Marco Rose hat den Auftrag, Borussias Repertoire zu erweitern, umgesetzt. Man könnte sagen: Es hätte keinen besseren Zeitpunkt dafür geben können. Denn so ist Borussia auf das, was das Spiel im Zeichen von Corona einfordern wird, optimal vorbereitet. Sie kann immer noch schön und geduldig spielen, wenn es sein muss. Aber sie kann eben auch anders: Sie kann den Gegner stressen und ihm auch weh tun, die Lücke muss nicht erspielt werden, man darf sie auch mal reißen.

Dass die Borussen in Frankfurt restarten, ist ausgezeichnet. Denn das Spiel wird repräsentativ sein für alles, worauf es in den kommenden Wochen ankommen wird: Kampfkraft, Willen, Härte, Schmerzresistenz. Die Eintracht hat in den vergangenen Jahren gezeigt, wie schön gekämpfter Fußball sein kann. Sie war sogar ein explizites Vorbild für Borussias neuen Ansatz mit Rose. Im Hinspiel gegen die Eintracht belegten die Gladbacher, dass sie es können. Das Spiel war eines der intensivsten der bisherigen Saison, und am Ende hat Gladbach Frankfurt den Schneid abgekauft beim 4:2. Daran kann man sich, auch wenn jetzt alles anders ist, orientieren.

Liga-Chef Christian Seifert hat am Donnerstag viel über Disziplin gesprochen. Er meinte den Umgang mit der Corona-Situation. Doch auch auf dem Rasen wird Disziplin eine große Rolle spielen. Denn die Spiele werden gefühlt viel länger sein als 90 Minuten, hinten raus wird die Luft möglicherweise dünner werden, wie es Christoph Kramer zuletzt der „FAZ“ gesagt hat. Allgemein wird es einfach viele Unbekannte geben in diesem ganz anderen Saison-Finale.

Auch darauf ist Borussia mit dem Rose-Fußball vorbereitet, weil er auch darauf ausgerichtet ist, die Gunst der Stunde zu nutzen. Denn wann der Gegner den Stresstest, dem man ihm immer wieder stellt, nicht besteht, ist immer offen: Man muss also in jeder Situation bereit sein. Für alles. Ein wenig kann sich Borussia am eigenen Saisonstart orientieren. Auch da war vieles noch nicht automatisiert, trotzdem gab es viele Punkte. 19 nach neun Spielen. Und Platz eins. Doch Roses Prinzip bleibt: Nicht träumen, sondern machen. Von Spiel zu Spiel. Dieses „alte“ Dogma gilt gerade jetzt wieder. Um dann möglichst mit Verzögerung etwas Großes zu erreichen.

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