Schon zwölf Jokertore Borussias "Bank-Geheimnis"

Mönchengladbach · Mehr Jokertore hat es nach 14 Spieltagen in der Fußball-Bundesliga noch nie gegeben. Borussia Mönchengladbach auf die Qualität, die von der Bank kommt.

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Borussia - Stuttgart: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Für Markus Weinzierl war die Erkenntnis bitter, aber keineswegs neu. "Ich bin bestätigt worden, dass viele Spiele in der Bundesliga über die Einwechslungen entschieden werden", sagte der Trainer des VfB Stuttgart nach dem 0:3 (0:0) bei Borussia Mönchengladbach. Zu Weinzierls Verdruss hatten Gladbachs Joker Raffael und Florian Neuhaus den Unterschied ausgemacht - sein eigener Ersatzmann Erik Thommy flog dagegen vom Platz.

Die Partie am Sonntagabend verdeutlichte nicht nur für Weinzierl einen Trend: Die Einwechselspieler werden wichtiger, die "Bankangestellten" entscheiden immer häufiger über Sieg und Niederlage. 70 Jokertore sind es derzeit, mehr hat es nach 14 Spieltagen in der Fußball-Bundesliga noch nie gegeben. Zum gleichen Zeitpunkt vor einem Jahr waren es nur rund die Hälfte (36).

"Die Ersatzspieler haben alle drei sofort Schwung reingebracht und das Spiel entschieden", sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking: "Das ist eine Qualität, die wir letztes Jahr nicht hatten und die uns auszeichnet." Mit einem goldenen oder gar glücklichen Händchen hatten seine Wechsel wenig zu tun, hinter ihnen steckte ein Plan. "Ich wollte andere Spielertypen bringen, das ist dann aufgegangen", sagte Hecking.

Raffael (67.) brach nach Neuhaus' Flanke den Bann gegen müde Stuttgarter, Neuhaus (77.) erhöhte selbst, ehe der humpelnde Weltmeister Benjamin Pavard (84.) per Eigentor zum Endstand traf. Der VfB hatte bereits dreimal gewechselt und spielte nach Thommys Gelb-Roter Karte (83.) nur noch zu Zehnt, sodass Pavard trotz einer Muskelverletzung auf dem Feld bleiben musste. "Wir sind auf der Bank aktuell zu dünn besetzt", klagte Weinzierl.

Borussia Dortmund: Super-Joker Paco Alcacer

Geradezu üppig ausgestattet auf den Positionen zwölf bis 18 sind dagegen Gladbach und Spitzenreiter Borussia Dortmund. Der BVB führt die Joker-Statistik wie die Bundesligatabelle mit deutlichem Abstand vor Mönchengladbach an. Die Einwechselspieler von Trainer Lucien Favre waren schon an 21 Toren beteiligt (Gladbach: zwölf). Alleine Super-Joker Paco Alcacer kommt auf neun Tore und stellte damit bereits nach 13 Spieltagen einen Rekord auf.

In der Geschichte der Bundesliga hat allerdings niemand häufiger nach seiner Einwechslung getroffen als Nils Petersen (20-mal). Der Stürmer des SC Freiburg kennt das "Bank-Geheimnis", auch wenn er in dieser Saison seine bislang drei Tore als Spieler der Startelf erzielte. "Es ist wichtig, geduldig zu bleiben. Man muss darauf vorbereitet sein, dass man auch in kurzer Zeit noch etwas bewirken kann", sagte Petersen.

Wenig bewirkten in dieser Saison die Berliner (drei Torbeteiligungen), Leipziger (zwei) und Münchner (zwei) Einwechselspieler. Für den Rekordmeister trafen bislang nur Arjen Robben und James als Joker. Mangelnde Qualität ist den Ersatzspielern der Bayern kaum vorzuwerfen. Anders als Gladbach und Dortmund fehlt dem Titelverteidiger in der Schlussphase jedoch oft der Plan, um die müde gespielten Gegner mit frischen Kräften in Bedrängnis zu bringen und die Entscheidung zu erzwingen.

(SID)
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