„Muss nicht darauf schielen, eine gute Abfindung zu bekommen“ Deshalb verlängert Hecking nur um ein Jahr

Mönchengladbach · Borussias Sportdirektor Max Eberl hat den Vertrag mit Trainer Dieter Hecking vor der Partie gegen dessen Ex-Klub Hannover 96 verlängert. Dass die neue Laufzeit nur ein Jahr beträgt, sehen beide Parteien als gute Lösung an.

Handschlag auf die weitere Zusammenarbeit: Sportdirektor Max Eberl (liinks) und Trainer Dieter Hecking.

Handschlag auf die weitere Zusammenarbeit: Sportdirektor Max Eberl (liinks) und Trainer Dieter Hecking.

Foto: imago/Jan Huebner/Jan Huebner/Voigt

Max Eberl ist seit zehn Jahren Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach, doch auch für den 45-Jährigen gibt es natürlich noch neue Erfahrungen. Eine davon: Ein Trainer, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, sagt ihm vor eben jener Spielzeit, dass man erst einmal nicht über einen neuen Kontrakt zu reden brauche, da jetzt nicht der rechte Zeitpunkt dafür sei. So geschehen bei Dieter Hecking, dessen Team nach gutem Start in die Saison 2017/18 am Ende eine weniger gute Rückrunde spielte und die möglichen Ziele – Erreichen des Pokalfinales in Berlin und Einzug in den europäischen Wettbewerb – verpasste.

„Die Rückrunde hat uns allen nicht gefallen“, sagte Eberl auf der Pressekonferenz am Freitagmittag und ergänzte: „Dann ist etwas Außergewöhnliches passiert: Dass ein Trainer zu mir kommt und sagt: ,Wir lassen den Vertrag erst einmal hinten dran, ich will einen guten Job machen.’ Da war ein ehrgeiziges Trainerteam, das zeigen wollte, dass mit einem vollen Kader mehr möglich gewesen wäre.“ Dass dem so ist, haben die ersten elf Spieltage der laufenden Saison gezeigt, Borussia steht auf Rang zwei. Auch deshalb erfolgte nun die Verlängerung des Vertrages von Hecking bis zum Jahr 2020.

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Dass die neue Laufzeit nur ein Jahr beträgt, sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, sagte Eberl: „Dieses eine Jahr passt perfekt.“ Hecking bestätigte: „Ich bin einer der älteren Trainer in der Bundesliga. Mir geht es nicht mehr um längere Vertragslaufzeiten. Das eine Jahr ist für Borussia kein Wagnis, und ich muss nicht darauf schielen, eine gute Abfindung zu bekommen. Das brauche ich nicht mehr. Das eine Jahr gibt beiden Seiten alle Möglichkeiten. Es ist für beide eine fantastische Lösung." Eberl hatte die „Gelassenheit und Klarheit eines Dieter Hecking“ imponiert, ebenso das Vertrauen, das beide Seiten voneinander gespürt hätten.

Unmittelbar vor der laufenden Saison hatte Hecking bereits im Interview mit unserer Redaktion über seine Gelassenheit bei der Vertragsfrage gesprochen. Damals sagte er: „Wenn Max morgen mit mir reden will, dann tun wir das, und wenn er meint, in der Winterpause oder im Frühjahr ist der richtige Zeitpunkt, dann ist es das.“ Es wurden letztlich die Unterbrechungen durch die Länderspielpausen, in denen es zwei Gesprächstermine gab. „Man kann sagen, dass die Gespräche wie immer in einer sehr unaufgeregten Art und Weise zwischen Max und mir gelaufen sind“, sagte Hecking am Freitag. „Wir haben gar nicht so sehr über Laufzeiten oder Gehälter gesprochen, sondern wie wir den Weg den wir eingeschlagen haben, fortführen können. Was wir in Borussia sehen, was ich in Borussia sehe.“ Und da gab es viele Überschneidungen mit den Vorstellungen des Vereins. „Es ist außergewöhnlich, wie wir zusammenarbeiten. Ich spüre die Rückendeckung des ganzen Präsidiums. Wir wollen die Zukunft sehr erfolgreich gestalten. Ich muss auch die Mannschaft hervorheben, in der ich ein Riesenpotenzial sehe. Da war es für mich die logische Konsequenz, dass wir uns einigen“, sagte Hecking.

Eberl hatte die Spieler am Freitagvormittag über die Vertragsverlängerung informiert. „Ich habe da kein trauriges Gesicht gesehen, das ist schon mal gut“, sagte Hecking schmunzelnd. Er fand: „Das ist jetzt ein richtig guter Zeitpunkt. Auch unsere Leistungsträger wollen wissen, mit wem sie weiterarbeiten. Hier entsteht etwas, mit dem wir dauerhaft erfolgreich Fußball spielen können. Dafür ist es wichtig, dass wir den Fokus auf das Sportliche legen – und das ist erst einmal das Spiel am Sonntag gegen Hannover 96.“

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In die Heimpartie (18 Uhr) geht Borussia als klarer Favorit gegen den Drittletzten der Tabelle – eine Rolle, mit der das Team in dieser Saison besser zurechtzukommen scheint als in der vergangenen. Dass seine Mannschaft Favorit gegen seinen ehemaligen Klub ist, verhehlte Hecking auch nicht: „Sie fahren als Außenseiter nach Mönchengladbach, sie haben nichts zu verlieren“, sagte er über die Hannoveraner. Gleichzeitig warnte der Trainer: „Wir müssen aufpassen auf ihr schnelles Umschaltspiel, gerade wenn sie die jungen Spieler alle auf den Platz bringen. Ich erwarte, dass sie mutig sein werden, auch gegen Wolfsburg haben sie den 2:1-Sieg mit Mentalität und Kampf über die Ziellinie gerettet. Das ist sicher keine Mannschaft, die hierhin fährt und die Waffen direkt streckt.“

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Klar ist für Hecking aber schlussendlich: „Wir müssen uns in unserer Analyse weniger auf den Gegner stürzen als auf das, was uns auszeichnet. Wir werden im Zusammenspiel mit unseren tollen Fans versuchen, das Heimspiel zu gewinnen.“ Immerhin geht es gegen einen Gladbacher Lieblingsgegner daheim: Von 27 Bundesliga-Heimspielen insgesamt hat Borussia 21 gewonnen, die vergangenen sechs Spiele gegen 96 im Borussia-Park endeten alle mit einem Heimsieg. Während die Gladbacher ihre jüngsten acht Heimspiele gewonnen haben, wartet Hannover seit 18 Spielen auf einen Auswärtssieg. Am Rande: Als 96 das letzte Mal im Borussia-Park kein Gegentor kassierte, war Hannovers Trainer noch – Dieter Hecking.

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