Borussia Mönchengladbach Heckings Signale und Sommers seltenes Gefühl

Mönchengladbach · Dieter Heckings Premiere als Borussia-Trainer steht erst einmal für sich. Dass ihm personell etwas die Hände gebunden waren, empfand er als gar nicht so schlimm. Sein Torwart Yann Sommer hielt auswärts erstmals seit fast zwei Jahren die Null.

Dieter Hecking im Porträt: Trainerstationen, Erfolge
19 Bilder

Das ist Dieter Hecking

19 Bilder
Foto: dpa/Marius Becker

Ein Punkt kann keine Linie sein

Zur 333 hätten drei Punkte gepasst, doch Dieter Hecking musste sich zum Schnapszahl-Jubiläum mit einem begnügen. Kein aktueller Bundesligatrainer hat mehr Spiele auf der Bank verbracht, wobei das 0:0 in Darmstadt aufgrund eisiger Temperaturen als Spiel vor der Bank in der Statistik eingehen müsste. Fünf Engagements in der Bundesliga sind selten geworden in einer Zeit, in der — André Schubert hat diesen T-Shirt-Spruch geprägt — die meisten nur noch Interimstrainer sind. So herumgekommen wie Hecking sind in diesem Jahrtausend nur Huub Stevens und Armin Veh, auch wenn die Biografie des neuen Borussia-Trainers geradliniger verlaufen ist. Nach seiner Zeit in Wolfsburg lässt sich Heckings Zeit in Gladbach aber noch nicht als Linie darstellen. Bislang ist sie noch ein Punkt.

Das Fundament für Auswärtspunkte

Auch 20 Monate können eine Ewigkeit sein. Im Fall von Yann Sommer dürften sie so lange gewesen sein, dass ihm am Samstag vielleicht gar nicht bewusst war, dass er seit dem 16. Mai 2015 in der Bundesliga auswärts nicht mehr zu Null gespielt hatte. So wie der Schweizer nicht allein dafür verantwortlich war, dass es so lange gedauert hat, musste er in Darmstadt nicht allzu viel dafür tun, dass die Null mal wieder stand. Beim letzten Mal — auch in Darmstadt, vor acht Monaten — hatte er Tobias Sippel den Vortritt gelassen. Nur eine weiße Weste in 24 Spielen, aber sieben in den 17 davor, Sommers ersten Auswärtsspielen in der Bundesliga — der Keeper weiß aus eigener Erfahrung, dass die Abwehr auswärts noch mehr das Fundament ist. Schon nächste Woche in Leverkusen gibt es die nächste Gelegenheit, dieses Wissen zu demonstrieren. Dann wird der Gegner auch etwas mehr mitmachen.

Ein Drittel aller Feldspieler fehlte

Dieter Hecking wollte sich gar nicht beklagen. "Ich war auch mit dem Kader, den ich zur Verfügung hatte, sehr einverstanden", sagte der 52-Jährige. Zur Verfügung hatte er theoretisch nur 18 von 27 Feldspielern, die Borussia zu diesem Kader zählt. Patrick Herrmann, Ibrahima Traoré, Tobias Strobl, Nico Elvedi, Fabian Johnson, Josip Drmic, Nico Schulz, Mamadou Doucouré und Marvin Schulz fehlten, wobei die Gründe von "Ist einfach noch nicht so weit" bis "Völlig ungewiss" ein breites Spektrum der Ausfalldauer abdeckten. Nur Nils Rütten und Tsiy William Ndenge saßen unfreiwillig vor dem Fernseher, ihre kurzfristigen Perspektiven sind allerdings nicht so groß, dass es eine herbe Enttäuschung gewesen sein dürfte. Doch Ba-Muaka Simakalas Profidebüt zeigte auch, wie schnell es gehen kann. "Er hat in den 14 Tagen sehr auffällig trainiert, die anderen müssen erstmal besser sein", sendete Hecking ein deutliches Signal an die Jugend.

Sechs aus der einen, fünf aus der anderen Elf

Elf Tage nach den ersten Testspielen unter dem neuen Trainer war es nun möglich, "Team Marbella 1a" und "Team Marbella 1b" mit der Elf des Ernstfalls abzugleichen. Yann Sommer, Tony Jantschke, Jannik Vestergaard, Mo Dahoud, Lars Stindl und Raffael haben ihre eindeutigen Ambitionen aus Spanien nach Südhessen gerettet. Und die anderen fünf?

Christoph Kramer, anfangs "Team 1b", war in Darmstadt noch weit entfernt von "102,5 Prozent", aufgrund von Tobias Strobls Verletzung führte allerdings auch kein Weg an ihm vorbei.

Oscar Wendt wirkte Mutmaßungen, Nico Schulz' Erkrankung habe ihm den Weg in Anfangsformation geebnet, mit einer ordentlichen Leistung entgegen.

Andreas Christensen agierte in der Viererkette am souveränsten und zeigte, dass er — solange er noch bei Borussia unter Vertrag steht und fit ist — auch spielen sollte.

Thorgan Hazard war auffällig in den guten Phasen des Spiel, hatte die beste Chance der zweiten Hälfte, tauchte zwischendurch aber auch immer wieder ab.

Jonas Hofmann stand überraschend in der Startelf. Außen hatte Hecking nicht allzu viele Optionen, er lobte aber auch die Trainingsleistung des 24-Jährigen.

Keine Experimente

Fünf Stammspieler aus der Zeit unter Lucien Favre konnte Hecking am Samstag noch aufbieten, alle elf Akteure auf dem Rasen agierten in einem System, das an das 4-6-0 des Schweizers erinnerte. Im Aufbau ließen sich Kramer und Dahoud abwechselnd fallen, was oft so schleppend aussah wie in den wenig mitreißenden Spielen unter Favre. Echte Stürmer waren Stindl und Raffael nicht, die Flügelspieler zog es am Strafraum eher in die Mitte als zur Grundlinie. Das war also das Ergebnis der ersten Sondierungsphase, was dem Team am meisten zusagt. Doch auch hier gilt das bereits Geschriebene: An nur einem Spiel lässt sich noch keine Linie festmachen.

(jaso)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort