Borussia Mönchengladbach Die Rückkehr der Talente

Zürich · Borussias Sportdirektor Max Eberl lobt beim Besuch im Fifa-Museum in Zürich die Ausbildung der Schweizer Fußballer. Einer von ihnen, Granit Xhaka, gibt zu, dass die Spekulationen um seine Zukunft ihn "stärker belasten, als viele meinen".

 Nico Elvedi im Spiel gegen die Bayern.

Nico Elvedi im Spiel gegen die Bayern.

Foto: Dieter Wiechmann

Der Bau erhebt sich mitten in Zürich, und wer ihn betritt, begibt sich auf eine Reise in die Welt des großen Fußballs. Die Fifa hat im Februar ihr mehrstöckiges Museum eröffnet und stellt auf ihrem Planeten "über tausend Objekte" aus. An diesem Mittwoch übernimmt die Borussia aus Mönchengladbach für ein paar Stunden das Kommando. Die Spieler machen hier auf ihrer Fohlentour Halt, besuchen das Museum, schauen sich den Weltpokal an, und für vier von ihnen endet das Programm nicht nach dem Rundgang. Sie müssen Zusatzschicht leisten - aus gutem Grund: Sie sind Einheimische.

In einem Konferenzsaal sitzt Sportdirektor Max Eberl auf einem Podium, neben sich hat er Nico Elvedi und Djibril Sow - beide 19, beide aus Zürich, beide seit vergangenem Sommer am Niederrhein. Und beide sind für Eberl Beispiele für die "sehr gute Jugendausbildung in der Schweiz". "Jungs wie sie kommen zu uns und fühlen sich schnell zu Hause", sagt Eberl, "wir haben uns über die Landesgrenzen hinaus den Ruf erarbeitet, dass Talente ihren Weg bei uns gehen können und Perspektiven erhalten, den Sprung in die Bundesliga zu schaffen."

Elvedi ist mit bemerkenswertem Tempo vorwärts gekommen, und nun hat er den nächsten Zahltag in Form eines Aufgebots für den vorläufigen EM-Kader abgeholt. "Ich bin sehr überrascht, wie schnell alles gegangen ist", sagt Elvedi. Erfreut über die Nominierung für das Nationalteam ist nicht nur er, sondern auch Eberl, der sich einen Seitenhieb nicht verkneifen kann: "Vielleicht ist der Schweizer Trainer offener für unsere Spieler als der deutsche."

Gladbach ist in der Tat ein idealer Nährboden für Schweizer Fußballer, wobei das auf einen ganz besonders zutrifft: Granit Xhaka. Als er vor vier Jahren vom FC Basel wechselte, wusste er zwar, wie man Titel holt, er kannte auch die Champions League. Aber in Gladbach reifte er zur Persönlichkeit, stieg zum Kapitän auf und ist nun heiß begehrt auf dem europäischen Markt. Die Premier League lockt, der FC Arsenal ist ein interessiertester Käufer. Es geht um eine Ablöse von bis zu 50 Millionen Euro.

Frage an Eberl: Ist Xhaka zu gut für Mönchengladbach? Ein Lächeln, dann die Antwort: "Zu gut ist er nicht. Er ist sehr gut." Die Botschaft ist so laut platziert, dass sie auch Xhaka mitbekommt, der auf seinen Einsatz auf der Pressekonferenz wartet. Er erwidert die Worte Eberls mit einem unüberhörbaren Räuspern - im Saal herrscht aufgeräumte Stimmung. Für Eberl steht außer Frage, dass Xhaka mit seinen Fähigkeiten einer "für einen ganz großen Verein" ist: "Er ist ein Leader." Und Yann Sommer bemerkt: "Ich habe Granit in Basel erlebt, ich erlebe ihn nun seit zwei Jahren in Mönchengladbach und muss sagen: Er hat einen Riesenschritt gemacht."

Nun dürfte der nächste Abschnitt anbrechen, wobei der 23-Jährige froh wäre, wenn so schnell wie möglich Klarheit herrschen würde, am liebsten vor der EM. "Seit Monaten wird darüber spekuliert", sagt er, "vielleicht sieht man es mir nicht an, aber es hat mich stärker belastet als viele meinen."

Ab Sonntag beginnt für ihn und Torwart Yann Sommer die Zusatzschlaufe der Saison. Im Tessin bereiten sich die Schweizer auf das Turnier in Frankreich vor, und Xhaka ist selbstbewusst genug zu sagen: "Die Leute, die mich kennen, wissen, dass ich am liebsten sagen würde: Wir kommen als Europameister zurück." Er strahlt zufrieden, bevor er anfügt, jetzt gehe es zuerst um einen guten Start. Und dieser Start wird vor allem für ihn eine spezielle Angelegenheit. Albanien ist der Gegner, Albanien mit Xhakas Bruder Taulant.

Taulant ist für den Anlass der Mönchengladbacher extra aus Basel angereist, und zusammen beantworten die Xhakas nun geduldig Frage um Frage. Warum Taulant für Albanien spielt und nicht für die Schweiz ("Die Albaner haben sich für mich interessiert"). Wie das sein wird, wenn sich die zwei am 11. Juni begegnen (Taulant: "Wir spielen Fußball, nicht Schach. Es wird hart, aber nicht unfair"). Und welche Qualitäten der eine vom andern gerne besäße. Taulant lobt Granit für seinen Umgang mit dem Ball, umgekehrt heißt es dann: "Die mentale Stärke, die hätte ich gern von Taulant."

Danach ist Schluss, und Granit verabschiedete sich mit seinen Teamkollegen zu einem Grillabend in die Ostschweiz.

(RP)
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