Borussia Mönchengladbach Die Deutsche Gladbach-Nationalmannschaft

Mönchengladbach · Jogi Löw verzichtet weiter auf Borussen. Dabei würden die, die infrage kämen, eine starke eigene DFB-Elf ergeben. Ein Gedankenspiel.

DFB:  Alle Länderspiele im Borussia-Park in Mönchengladbach
11 Bilder

Alle Länderspiele im Borussia-Park

11 Bilder
Foto: dpa/Christian Charisius

Gestern Abend ging sie also los, die WM-Qualifikation für Deutschland. Für den Titelverteidiger. Für Joachim Löws Team. In Norwegen. Und der Bundestrainer entschied sich für folgende Startformation:

Neuer

Kimmich - Höwedes - Hummels - Hector

Khedia - Kroos

Müller - Özil - Draxler

Götze

Was halten Sie denn im Vergleich dazu von der folgenden Aufstellung? Glauben Sie, dass sie jedes Mal gegen die obige verlieren müsste?

Das sind auch elf Namen, die der Bundestrainer gestern Abend in Oslo aufs Feld hätte schicken können, denn sie alle besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Sie alle stehen bei Borussia unter Vertrag, also bei einem Bundesligisten, der in den vergangenen Jahren zu den Top-Mannschaften hierzulande gehörte. Aber sie gehen eben (bis auf Dahoud) in diesen Tagen am Borussia-Park ihrem Trainingsalltag nach. Länderspielpause ist für sie eine Pause, weil andere Länderspiele haben. "Hier trainieren ja fast nur die Deutschen, alle anderen sind ja weg", sagt André Hahn und schmunzelt süß-sauer.

Er und die anderen zehn realisieren ja selbst am besten, welch kuriose Situation gerade in diesen beiden Wochen in Gladbach vorherrscht. Denn dass ein erfolgreiches Spitzenteam, das zudem viele deutsche Leistungsträger beschäftigt, derzeit nicht einen einzigen im erweiterten Kader des DFB vertreten weiß, mutet dann doch für viele skurril an. Natürlich ist die oben genannte Nationalelf der Gladbacher Gedankenspielerei, und natürlich gibt es auch jeweils individuell nachvollziehbare Gründe, warum Tobias Sippel, Julian Korb, Tony Jantschke, Jonas Hofmann und Nico Schulz (alles Ex-U21-Nationalspieler), Patrick Herrmann (zwei A-Länderspiele) und Tobias Strobl keine Berücksichtigung beim DFB finden. Aber zumindest bei vier Borussen finden sich selbst objektiv mindestens genauso viele Gründe dafür wie dagegen, sie für die Nationalelf zu nominieren. Mo Dahoud gehört bei anhaltend positiver Entwicklung die Zukunft, ist aber erstmal noch mit der U21 unterwegs. Christoph Kramer, der Weltmeister von 2014, ist bei konstant guten Leistungen ein logischer Kandidat für den erweiterten DFB-Kader. Und bei Lars Stindl und André Hahn ist die Konkurrenz in der Offensive zwar groß, aber dass sie so groß ist, dass beide nicht mal zu einem Freundschaftsspiel wie dem in Gladbach am Mittwoch eine Einladung erhalten, verwundet doch zunehmend mehr Menschen.

Denn Borussia ist ja längst im oberen Tabellendrittel etabliert, sie spielt das zweite Mal in Folge Champions League und setzt auf Spieler, die noch weiterentwickelt werden können. "Der Bundestrainer nominiert eben Spieler von Vereinen, die weiter unten stehen, das ist sein gutes Recht. Wir können ja nur versuchen, unsere Leistung zu bringen", sagt Hahn trocken.

Bei Borussia selbst sieht man diese Nationalelf-Abstinenz der eigenenen Leistungsträger vermutlich differenziert. Zum einen ist eine Nationalmannschaftsberufung zwar immer auch eine Wertschätzung für Talentförderung und Kaderplanung, zum anderen dürften die Verantwortlichen aber auch zuweilen ungläubig den Kopf schütteln. Anders ist das Glück ja kaum zu fassen, dass Borussia eine Länderspielpause daz nutzen kann, um seine deutschen Leistungsträger regenerieren zu lassen. Als Trainingsgruppe "Gladbachs Nationalelf".

(klü)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort