Borussia Mönchengladbach Derby unter neuen Vorzeichen

Mönchengladbach · Köln steht im oberen Tabellendrittel, Mönchengladbach braucht den Sieg, um Anschluss zu finden.

 Köln Sechster, Gladbach Elfter — das ist für die in den vergangenen Jahren so erfolgsverwöhnten Gladbach-Freunde ein Geht-gar-nicht.

Köln Sechster, Gladbach Elfter — das ist für die in den vergangenen Jahren so erfolgsverwöhnten Gladbach-Freunde ein Geht-gar-nicht.

Foto: dpa, mjh nic csa

Es ist gar nicht so lange her, da waren die Verhältnisse zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln klar geregelt. Vier Siege am Stück gab es für die Borussen und sagenhafte 15:1 Tore. Ja, Derbys gegen den rheinischen Erzrivalen waren regelmäßige Feiertage für die Gladbacher. Es lief so gut, dass die Herren Reus, Hanke und Arango sogar mal per Schnick-Schnack-Schnuck ausmachten, wer den nächsten Freistoß tritt. 2012 war die Distanz riesengroß: Borussia durfte erstmals nach 16 Jahren Abwesenheit wieder international spielen, während der 1. FC Köln in die Zweite Liga abstieg.

Beim Gipfeltreffen des rheinischen Fußballs dieser Zeitung gab Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke regelmäßig bekannt, dass die Arbeit seines Gladbacher Kollegen Max Eberl vorbildlich sei. Offenbar hat Schmadtke, früher Torhüter und Co-Trainer in Gladbach, die wesentlichen Erfolgsgeheimnisse genau analysiert und auf den 1. FC Köln übersetzt: ruhige, besonnene Arbeit, ein klares Konzept, ein Trainer, der es umsetzt.

Dieser Trainer ist Peter Stöger. Der hat den selbst ernannten Karnevalsklub zu einem sehr seriösen Etwas gemacht. Und er hat, zumindest für den Moment und vor dem morgigen Derby, für eine neue Konstellation zwischen den Rivalen gesorgt: Köln steht vor den Borussen. Das gab es schon vor einem Jahr, doch das war aus Gladbacher Sicht vor allem durch den miesen Start der Borussen entschuldigt. Am Ende lagen sie auch wieder deutlich vorn. Nun aber scheint Köln den nächsten Schritt gemacht zu haben, wirkt stabil, und man kann sich vorstellen, dass es so bleibt. Der 1. FC könnte mit einem Sieg den Vorsprung auf neun Punkte ausbauen. Das wäre schon ein Statement.

Max Eberl vermutet wohl nicht zu Unrecht, dass diese Situation dazu beiträgt, dass nicht wenige Fans in Gladbach arg unzufrieden sind mit der Situation. Köln Sechster, Gladbach Elfter - das ist für die in den vergangenen Jahren so erfolgsverwöhnten Gladbach-Freunde ein Geht-gar-nicht. Plötzlich dürfen die Köln-Fans bei der Arbeit oder in der Kneipe feixen, plötzlich werden eigene Misserfolge nicht verlässlich durch Pleiten des ungeliebten Nachbarn zumindest erträglicher gemacht. Oder Erfolge noch toller. Nein, all das fühlt sich nicht gut an für die Borussen. Darum wollen sie es schnellstmöglich wieder gerade rücken.

Das geht indes am besten mit einem Sieg. Es wäre der erste seit 56 Tagen. Fünf Bundesligaspiele lang gab es kein Tor und keinen Dreier. Diesen Makel will Gladbach beheben. Es soll bestenfalls der Auftakt sein zu der Serie, die Trainer André Schubert angekündigt hat.

Für die Gladbacher ist das Derby nicht nur, wie für den Gegner, eine Prestige-Angelegenheit, sondern fast wie ein Blick in den Spiegel. Wie oben erwähnt, haben sich die Kölner von den Borussen ein bisschen abgeschaut, wie Erfolg auch ohne das ganz große Geld geht. Ähnlich ist es bei Hertha BSC, dem letzten Gegner, bei dem Borussia 0:3 verlor. Und nach Köln kommt Hoffenheim, das, wie die Borussen es vor einigen Jahren taten, durch die Rückbesinnung auf eigene Tugenden plötzlich auflebt. Die Gladbacher wollen gegen das Trio, das zu den positiven Überraschungen der Saison zählt, ihren Status verteidigen. Allerdings, darauf hat Präsidiumsmitglied Hans Meyer hingewiesen, gibt es keinen natürlichen Anspruch auf einen Platz im oberen Tabellendrittel. Den muss man sich hart erarbeiten, immer wieder. Auch morgen. Aber auch wenn die Gladbacher wieder fast komplett sind und mit voller Kapelle "jeden Gegner schlagen können", wie Schubert sagt, wird es gegen die kompakten Kölner kein Selbstläufer. Es ist eben ein Derby unter neuen Vorzeichen.

(kk)
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