Interview mit Denis Zakaria „Ich spüre das Vertrauen des Trainers“

Mönchengladbach · Denis Zakaria versucht zu erklären, warum diese Saison für ihn schwieriger ist als die vergangene. Borussias Mittelfeldspieler spricht im Interview aber auch über seine Beziehung zu Trainer Dieter Hecking.

 Denis Zakaria stand in dieser Bundesliga-Saison erst fünfmal in der Startelf.

Denis Zakaria stand in dieser Bundesliga-Saison erst fünfmal in der Startelf.

Foto: AP/Martin Meissner

Es ist Ihre zweite Saison im Borussia-Park. Glauben Sie, dass diese für Sie schwieriger ist als die erste?

Zakaria Ja, das kann schon sein, aber wir haben auch eine bessere Mannschaft dieses Jahr. Wir Spieler wollen uns verbessern und haben viel Konkurrenz. Das ist gut für den Verein, das Team und die Fans. Es ist ein Jahr, in dem ich viel arbeiten muss, noch mehr als letztes Jahr. Aber ich denke auch, dass es eine positive Saison sein kann, weil ich mehr machen muss, um den nächsten Schritt zu gehen.

Fällt Ihnen das schwer, jetzt etwas weniger zu spielen, nachdem Sie vergangene Saison 30 Bundesligaspiele gemacht haben?

Denis Zakaria im Porträt: Von Borussia Mönchengladbach zu Juventus Turin
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Das ist Denis Zakaria

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Zakaria Das ist normal. Alle Spieler wollen mehr spielen und Stammkraft sein. Ich bleibe ruhig und gebe weiter alles, auch im Training. Es ist aber klar, dass ich mehr spielen will, aber das ist für einen Fußballer doch normal.

Jetzt gibt es ein neues System. Sie sind mal Achter, mal Sechser. Müssen Sie sich da mehr reinfinden?

Zakaria Wir wissen alle, dass ich dieses Jahr nicht so viel gespielt habe. Ich muss auch erst meinen Rhythmus finden. Wenn du oft spielst, bekommst du Selbstvertrauen und Automatismen. Das fehlt mir noch.

Spüren Sie das Vertrauen des Trainers?

Zakaria Ja. Wir haben viele gute Spieler, und der Trainer muss entscheiden. Für mich ist das okay, ich werde eingewechselt oder spiele von Anfang an. Also ja: Ich spüre das Vertrauen des Trainers. Auch wenn ich am liebsten immer von Beginn an spielen würde.

Ist die Unbekümmertheit, die Sie vergangene Saison hatten, immer noch da?

Zakaria Ich habe immer mit Selbstvertrauen gespielt und versuche in jedem Spiel, mein Bestes zu geben. Ich will noch mehr machen, mehr Tore, mehr Assists. Aber das kann nur kommen, wenn ich spiele. Und ich muss gut spielen und dann schauen, was danach kommt.

Christoph Kramer ist verletzt, Jonas Hofmann auch. Jetzt könnte Ihr Rhythmus kommen mit ein paar Spielen am Stück, oder?

Zakaria Das stimmt. Wir haben zwei, drei Verletzte und jeder muss seine Chance nutzen, wenn sie da ist. Vielleicht ist das jetzt meine Zeit und ich kann ein paar Spiele machen.

Im Schweizer Nationalteam spielen Sie auf der Doppel-Sechs mit dem Ex-Borussen Granit Xhaka. Fällt das Umdenken zwischen Nationalmannschaft und Verein schwer?

Zakaria Nein. Ich kann schnell zwischen den Systemen wechseln.

Sprechen Sie mit Granit noch über Gladbach?

Zakaria Nicht so viel (grinst). Wir sprechen oft gar nicht über Fußball, sondern über alltägliche Dinge abseits des Fußballs.

Können Sie von Xhaka lernen?

Zakaria Viel. Mit einem solchen Spieler zusammenzuspielen, bringt einen weiter. Er hat sehr viel Erfahrung, das kann mir nur helfen. Ich will einfach irgendwann sein Niveau erreichen.

Wie weit sind Sie auf diesem Weg?

Zakaria Ich denke nicht, dass ich schon so weit bin wie Granit. (lacht) Aber er hat einen super Schritt gemacht von Gladbach nach Arsenal London. Diesen Weg will ich auch machen. Nicht, dass ich von Gladbach weggehen will, aber ich will auf das Niveau kommen, das Granit erreicht hat.

Bei Borussia haben Sie im Mittelfeld viel Konkurrenz. Was zeichnet Denis Zakaria im Besonderen aus?

Zakaria Das ist eine schwere Frage. Ich denke, dass ich ein robuster Spieler bin, der defensiv gute Arbeit machen, aber auch nach vorne gehen kann. Aber wir haben viele gute Spieler in der Mannschaft, die das in dieser Saison sehr gut machen. Wir haben alle unsere unterschiedlichen Qualitäten.

Sind Sie eher ein Sechser als ein Achter?

Zakaria Das finde ich nicht. Ich spiele lieber als Achter denn als Sechser. Ich kann beide Positionen spielen, aber ich sehe mich eher als Achter.

Warum?

Zakaria Ich finde, ich bin besser, wenn ich meinen Gegenspieler weiter vorne treffe. Und der Weg zum Tor ist nicht so weit. Das gefällt mir mehr.

Was hat Ihnen die WM in Russland gebracht?

Zakaria Das war eine sehr gute Erfahrung. Ich will noch mehr Länderspiele machen. Es ist einfach toll, so ein Turnier zu spielen. Ich habe viele Sachen gelernt in Russland. Zum Beispiel über Druck. Der war bei einer Weltmeisterschaft noch einmal anders, sehr hoch. Es war ein bisschen ein komisches Gefühl, weil ich normalerweise ein Spieler bin, der nicht viel Druck verspürt, sondern einfach spielt. Aber bei der WM war es wirklich komisch, weil ich plötzlich aufgeregt war. Ich habe aber daraus gelernt. Es gibt viele Spiele, in denen man Druck hat, aber man muss dabei immer ruhig bleiben. Ich habe mir das Selbstvertrauen erarbeitet, in diesen Situationen ruhig zu bleiben. Das habe ich mitgenommen und viele andere gute Dinge auch.

Gegen Brasilien wurden Sie das erste Mal eingewechselt in Russland. Was geht einem da durch den Kopf?

Zakaria Es war ein Traum, gegen Spieler wie Neymar zu spielen, gegen einen der Besten der Welt. Und in Brasilien gibt es viele große Spieler – gegen die die ersten WM-Minuten zu haben, war wirklich unglaublich. Ich habe diese Minuten wie einen Traum gelebt und mein Bestes gegeben.

Durch die WM sind Sie allerdings später zurück nach Gladbach gekommen. Hat Ihnen die Vorbereitungszeit hier gefehlt mit der Systemumstellung?

Zakaria Ja, ein bisschen. Die anderen hatten schon vieles über das System gelernt und ich war etwas später dran. Ich habe dann auch nicht direkt gespielt, aber wie ich gesagt habe: Die Mannschaft hat das auch gut gemacht, und wenn sie gewinnt, gibt es keinen Grund zu wechseln. Aber es ist schwer, wenn du von einer Weltmeisterschaft, von ganz oben, zurückkommst und dann bei deinem Verein auf der Bank sitzen musst. Das ist ein komisches Gefühl. Aber du musst das akzeptieren, weitermachen, den Kopf oben halten und um deinen Platz kämpfen. Ich habe damit wirklich kein Problem, denn was die Mannschaft macht, ist einfach super und ich will immer das Beste für meine Mannschaft. Und wenn ich ihr helfen kann, gebe ich 100 Prozent.

Borussia wollte vor der Saison wieder mehr Spaß machen. Macht es denn auch den Spielern mehr Spaß, so zu spielen?

Zakaria Ja, auf jeden Fall. Es ist wirklich schön: Wenn wir aufs Feld gehen, haben wir Spaß am Spiel, Spaß daran, Tore zu schießen. Wir machen ja auch mehr Tore als letztes Jahr. Da war es ein bisschen schwerer, weil wir wirklich sehr viele verletzte Spieler hatten.

Hat der Trainer Ihnen grundsätzlich mal gesagt, was er von Ihnen erwartet und wie Sie stehen?

Zakaria Es ist alles okay bei mir. Ich trainiere gut, ich mache alles gut. Aber wir haben eben auch gute Spieler, die viele Scorerpunkte gemacht haben mit Assists und Toren. Beides ist wichtig für einen Fußballer. Ich kann also nur daran arbeiten, dass ich mehr spiele und dann auch mehr Tore und Assists mache.

In dieser Saison hat Borussia nur einmal gewonnen, wenn Sie angefangen haben – gegen Schalke. Ist das eine Statistik, die Sie interessiert?

Zakaria Ich lese diese Dinge nicht, also ist das für mich kein Problem. Ich bleibe fokussiert auf meine Arbeit, mein Team und gebe einfach mein Bestes. Ich denke nicht, dass ich, wenn wir verlieren, der Schwachpunkt dieser Mannschaft bin. Wir verlieren als Mannschaft und wir gewinnen als Mannschaft.

Am Sonntag kommt Stuttgart. Was muss Borussia machen, um zu gewinnen?

Zakaria Wir wissen, dass Stuttgart dieses Jahr eine schwierige Saison hat. Und wir sind einfach gut zu Hause, haben alle sechs Heimspiele bislang gewonnen. Wir müssen das zeigen, was wir können. Wenn wir auf uns fokussiert sind und unseren Fußball spielen, können wir ein sehr gutes Spiel machen und es gewinnen. Dafür müssen wir aber wirklich hart arbeiten gegen Stuttgart.

Borussia ist in dem Spiel Favorit. Geht die Mannschaft anders mit dieser Rolle um als vergangene Saison?

Zakaria Letztes Jahr wussten wir nicht immer, was am Ende rauskommt. Wir konnten ein Top-Spiel machen und dann wieder ein sehr schlechtes. Dieses Jahr sind wir konstanter, wir spielen einen wirklich guten Fußball und haben Spaß. Das ist gut, und ich hoffe, dass wir am Sonntag die drei Punkte holen und weiter so weit oben dabei bleiben. Das ist eine gute Motivation für uns.

Platz zwei am Saisonende würde Champions League bedeuten.

Zakaria Wir dürfen darüber noch nicht viel sprechen. Wir müssen es Spiel für Spiel annehmen. Dann sehen wir am Ende, wo wir sind. Wir haben letztes Jahr auch eine ordentliche Hinrunde gehabt mit Tabellenplatz vier und 28 Punkten. Da war alles gut – und in der Rückrunde haben wir wirklich schlecht gespielt. Daran sieht man: Es kann alles passieren im Fußball. Wir müssen einfach ruhig bleiben. Wenn wir von Spiel zu Spiel denken, tut uns das gut.

Ist das das Motto Ihrer Kappe? Dominate the hype (deutsch: Beherrsche  den Rummel)?

Zakaria Deswegen habe ich die Mütze nicht angezogen. (lacht) Nein, aber das ist als Aussage schon richtig. Wichtig ist für uns dieses Jahr, nicht den gleichen Fehler zu machen wie letzte Saison. Ich denke, dass wir daraus gelernt haben.

Aber als junger Spieler will man doch auch ein bisschen träumen dürfen, oder?

Zakaria Sicher träumen wir alle. Klar – wenn mir einer sagt: Ihr werdet Erster oder Zweiter, unterschreibe ich das direkt. Das ist doch normal. Wir haben alle diesen Traum. Aber erst einmal müssen wir die Füße auf dem Boden behalten. Wenn du immer denkst, dass du Zweiter bist und bleibst, dann wirst du am Ende Siebter, und das wäre schlecht. Jetzt haben wir eine große Chance – wenn wir vernünftig bleiben.

Wie ist das in der Kabine, wenn einer auf dem Handy nach dem Spiel die Tabelle herumzeigt?

Zakaria Ganz ehrlich: Das gibt es nicht bei uns in der Kabine. Wir sind alle ruhig und konzentrieren uns immer auf das nächste Spiel. Wir denken nicht an die Platzierung, sondern arbeiten Woche für Woche.

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