Borussia will nach Europa Drmics Tor könnte Millionen wert sein

Mönchengladbach · Stürmer Josip Drmic hat Borussia mit seinem Treffer gegen Hoffenheim einen wichtigen Punkt gerettet. Damit festigte er Gladbachs gute Ausgangslage im Kampf um Europa.

 Josip Drmic hält sich bei seinem Torjubel die Hände vor den Mund.

Josip Drmic hält sich bei seinem Torjubel die Hände vor den Mund.

Foto: AP/Martin Meissner

Wenn sich jemand am Samstag in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels der Borussen gegen 1899 Hoffenheim diese Geschichte ausgedacht hätte, er hätte bestenfalls ein mildes Lächeln geerntet: Josip Drmic rettet den Gladbachern einen Punkt mit seinem Tor zum 2:2. Zu dem Zeitpunkt stand es 0:1, Hoffenheim hatte 16:1 Torschüsse und war radikal überlegen. Drmic saß zwar zum sechsten Mal in dieser Saison auf der Bank, hatte aber nur zweimal gespielt und nicht getroffen.

Und doch wurde er zum Niederlagen-Verhinderer, zu dem Mann, der Gladbach drin hält im Europa-Rennen. Der ein Tor schoss, das viele Millionen Euro wert sein kann. Wenn man sich nun anschaut, wie das Spiel gelaufen ist, wie absurd das Ergebnis daherkommt angesichts der am Ende 22 Torschüsse der Gäste und der extrem schwachen Vorstellung der Borussen, dann konnte es, wenn man eingehend darüber nachdenkt, eigentlich nur Drmic sein, der dieses Spiel auf den Kopf stellt. Denn der Fußball mag solche „Ausgerechnet“-Geschichten. Hinzu kommt die Hoffenheim-Formel von Drmic: Drei seiner sechs Gladbach-Tore schoss er gegen 1899. Und wenn er traf, gab es immer ein Unentschieden: 2015 und 2018 ein 3:3, nun das 2:2.

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Foto: Dieter Wiechmann

„Es war eine Explosion bei mir“, beschrieb er plakativ seinen Seelenzustand im Moment des Torerfolgs. „Ich schieße aufs Tor und dann ist der Ball drin und du holst einen Punkt. Das sind Emotionen pur“, berichtete Drmic. Alassane Plea legte nach der starken Vorarbeit des wie Drmic eingewechselten Ibrahima Traoré das Spielgerät quer, Drmic beförderte es mit rechts ins Netz.

Der Torjubel, den er aufführte, passte perfekt zur Situation: Drmic hielt die Hände vor den Mund und riss die Augen auf, die Geste sagte: Das kann doch nicht wahr sein! War es aber. „Ich freue mich wahnsinnig führ ihn. Ich weiß, wie schwierig die Situation für ihn in den vergangenen Monaten war. Er ist ein toller Typ, hat einen super Charakter. Und wenn man in so einer Zeit auf den Platz kommt und so ein Tor schießt, dazu noch wichtige Bälle vorne hält, kann man ihm nur ein riesiges Kompliment machen“, sagte Torhüter Yann Sommer.

Tatsächlich ist Drmic das Stehaufmännchen par excellence. Knorpelschaden, Knieverletzung, Rückeprobleme, Muskelfaserriss – so liest sich seine Krankenakte seit März 2016. Nicht wenige hatten seine Karriere schon abgeschrieben, doch er kam zurück, fuhr mit der Schweiz zur WM und schoss in Russland auch noch ein Tor. Das war am 27. Juni 2018 gegen Costa Rica, auch da gab es ein 2:2. Seither hat Drmic inklusive des Hoffenheim-Spiels 39 Pflichtspielminuten absolviert. „Dass er nun dieses wichtige Tor geschossen hat, ist großes Kino“, sagte Sommer. „Wir sind hingefallen, aufgestanden, wieder hingefallen, wieder aufgestanden“, sagte Drmic.

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Foto: Dirk Päffgen

Und plötzlich ist der Mann, der „noch keine Ahnung“ hat, wie es für ihn nach dieser Saison weitergeht, ein Held und der Hoffnungsträger für die Gladbacher. Dass er den Schlussspurt einer Saison richtig kann, hat er in der vergangenen Spielzeit gezeigt. Vier Tore plus einen Assist produzierte Drmic damals in den letzten sechs Spielen. Es reichte für Borussia nicht mehr für Europa, ihm aber brachte es das WM-Ticket ein.

Und nun? Hat er sich mit seinem Tor empfohlen für die nächste Chance, eine Heldengeschichte zu schreiben? Der Plot jedenfalls bietet das an. Denn der nächste Gegner der Gladbacher ist der 1. FC Nürnberg. Beim „Club“ verbrachte Drmic seine beste Zeit in der Bundesliga, schoss in der Saison 2013/14 17 Tore.

In der Winterpause dieser Saison gab es Gerüchte, er könne zurückkehren nach Nürnberg, doch er blieb in Gladbach. Meist war er nicht im Kader, aber immer engagiert im Training, das attestierte man ihm stets, und bereit für die Chance, wenn sie kommen würde. Nun kam sie. Und Drmic nutzte sie so konsequent, wie es sich für einen Abschlussspieler gehört. „Er steht im richtigen Moment an der richtigen Stelle“, befand Hecking, dessen Joker stach.

„Ich bin glücklich, weil ich dazu beigetragen habe, dass die Mannschaft einen Punkt geholt hat“, sagte Drmic. Nun wollen er und seine Kollegen dafür sorgen, dass am Ende die Worte „einen Punkt“ durch „Europa“ ersetzt werden können. Um das zu schaffen, muss der Satz, den Drmic am Sonntag bei bei Instagram postete, für das ganze Team gelten: „Du musst immer an dich glauben und stark sein.“ Was das bewirken kann, machte er vor.

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