Borussia Mönchengladbach Das Streben nach Glück

Mönchengladbach · Ein 0:0 wäre gegen den FSV Mainz 05 das gerechtere Ergebnis gewesen. Doch nachdem es oft genug gegen Borussia lief in den vergangenen Wochen, hatte sie wohl einen gut. Den Sieg brachte Andreas Christensens Tor nach einer Ecke in der zweiten Halbzeit – ein seltenes Ereignis.

Borussia Mönchengladbach - 1. FSV Mainz 05: Einzelkritik
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Gladbach - Mainz: Einzelkritik

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Foto: dpa, fg nic

Ein 0:0 wäre gegen den FSV Mainz 05 das gerechtere Ergebnis gewesen. Doch nachdem es oft genug gegen Borussia lief in den vergangenen Wochen, hatte sie wohl einen gut. Den Sieg brachte Andreas Christensens Tor nach einer Ecke in der zweiten Halbzeit — ein seltenes Ereignis.

Noch fünf Punkte im Minus

Es gibt diese eine Komponente im Fußball, die sich nicht in Zahlen ausdrücken lässt, sondern die man immer wieder aufs Neue nur beschreiben kann. Ein Beispiel: Der FC Ingolstadt hat am Wochenende RB Leipzig, dem Tabellenführer a. D., die erste Niederlage zugefügt — mit einem Schuss aufs Tor und einer sensationell schlechten Passquote von 43 Prozent. Der Fußball ist somit eine der wenigen Sportarten, die man praktizieren kann, ohne sie zu spielen. Auch Borussia hat gegen Mainz wenig Fußball gespielt, bei einem Nicht-Sieg wäre wohl ein "erschreckend" hinzuzufügen. Diese eine Komponente, die einen immer wieder vor Rätsel stellt, nennt sich übrigens Glück. Bislang hatte Gladbach sieben Punkte zu wenig gesammelt, wenn man allein die drei Spiele gegen Hamburg, Köln und Hoffenheim betrachtet, die eindeutig Siege hätten bringen müssen. Von dieser Liste darf nun zum Beispiel Hoffenheim gestrichen werden. Borussia hat 16 Punkte auf dem Konto und angesichts der gezeigten Leistungen nur noch fünf zu wenig.

Es geht auch nach der Pause

Gegen Mainz war es offenbar der Schlüssel zum Erfolg, alles anders zu machen als noch gegen Köln oder Hoffenheim — was der Attraktivität des Spiels definitiv nicht zugute kam. Das "Alles anders" beinhaltete zum Beispiel das erste Tor in der zweiten Halbzeit seit dem 2:0 gegen Ingolstadt am 24. September. Das Datum sei noch einmal erwähnt, weil Borussia seitdem nicht mehr gewonnen hatte in der Bundesliga. Andreas Christensen sorgte nach 405 Zweite-Halbzeit-Minuten für die Erlösung.

Bei 169 stoppt der Zähler

Weitaus mehr Zeit war vergangen seit Borussias bis dahin letztem Tor nach einer Ecke. Da Christensen einen abgefälschten Schussversuch Lars Stindls nach Thorgan Hazards Hereingabe über die Linie stocherte, ist zumindest die Nachfrage berechtigt, ob das als Eckentor gilt. Aber es sollte vertretbar sein, den Eckenzähler bei 169 zu stoppen und wieder auf Null zu setzen. Da stand er zuletzt vor 38 Spielen nach Christensens Treffer gegen Werder Bremen Anfang Februar. Einen Angriff vorher hatte Raffael eine Ecke noch schnell und kurz ausgeführt, obwohl sich die Langen aus der Abwehr schon auf den Weg nach vorne gemacht hatten. Einen Moment später lohnte sich der Weg dann.

Ein Anti-Abstiegskampf-Sieg

Klare Zu-Null-Siege, am besten noch mit einem Standard-Tor und einem Joker-Tor, sind momentan nicht zu erwarten von Borussia. Die hat mit dem ersten Ligasieg seit 78 Tagen noch nicht die Krise beendet, aber den ersten Schritt gemacht. Die Einstelligkeit ist drei Punkte entfernt, der Relegationsplatz sechs. Es sollten gegen den FC Augsburg und den VfL Wolfsburg nun noch mindestens vier Punkte folgen, dann könnte Gladbach Weihnachten zumindest mit 20 Punkten feiern. Gegen den SV Darmstadt gäbe es dann die Möglichkeit, die schlechteste Halbserie seit sechs Jahren zu verhindern. Ja, auch Lucien Favre holte in guten Zeiten zweimal nur 22 Punkte — 2013 und 2014 jeweils in der Rückrunde.

Destruktive Pfiffe

Max Eberl griff zum Stilmittel der Hyperbel, um die Fans zu loben: Mit etwas Übertreibung verglich er die Stimmung gegen Mainz mit dem Relegationshinspiel gegen Bochum. Wobei es dem Sportdirektor wohl um die Dynamik auf den Zuschauerrängen ging, weniger um die Lautstärke. Immer wieder war dem Publikum anzumerken, wie es auch gegen die eigene Ungeduld ankämpfte. Nur 48.000 waren da gegen Mainz, bei einem Wochenend-Heimspiel waren es seit August 2013 gegen Hannover 96 nicht mehr so wenige. Wie auf dem Rasen lief es nicht ganz so spielerisch, aber das Resultat war am Ende gut. Zur Pause hatte es aber wieder einmal irritierende Pfiffe gegeben. Tony Jantschke sagte letztens zu dem Thema, dass er noch nie einen Spieler erlebte habe, der in der Kabine saß und meinte: "Die Pfiffe haben mich aber nochmal richtig motiviert." Die Spieler und der Trainer registrieren das genau, auch wenn sie nicht immer so zugeben wie André Schubert. "Immer wenn es mal Pfiffe gab, war die Nord sofort wieder da", sagte er und sprach passenderweise nur einen Teil des Stadions an. "Das braucht die Mannschaft auch."

(jaso)
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