Supertalent Quizera Das ist Borussias Juwel aus Lissabon

Mönchengladbach · Der Portugiese Famana Quizera ist eines der hoffnungsvollsten Talente in der Nachwuchs-Akademie von Borussia Mönchengladbach. Wir stellen den 16-Jährigen vor.

 Famana Quizera im Spiel der U19 gegen Preußen Münster. (Archiv)

Famana Quizera im Spiel der U19 gegen Preußen Münster. (Archiv)

Foto: Dieter Wiechmann

Zuletzt hat Famana Quizera etwas Neues erlebt. „Was ist das?“, fragte der Portugiese und schaute sich den Bodenbelag, auf dem das Niederrheinpokalspiel von Borussias U19 in Broekhuysen ausgetragen wurde, verwundert an. Gespielt wurde auf einem Aschenplatz, so etwas kennt der junge Mann, der seit September 2018 Borusse ist, aus Portugal nicht. Roland Virkus, Borussias Nachwuchsdirektor, ist sich sicher: Quizera, 16, ist einer, der es aus dem Nachwuchs zu den Profis schaffen kann.

Der letzte, dem der Sprung aus der Nachwuchsakademie in die Bundesliga gelang, ist Jordan Beyer, der Verteidiger. Sein Trikot hängt nun mit 24 weiteren im Kabinengang der Borussen in den Katakomben des Stadions. Das erste war das Hemd von Marcell Jansen. Er spielte später für die Bayern und den Hamburger SV, dessen Präsident er ist. Und da ist das Trikot von Marc-André ter Stegen, der nun für den FC Barcelona spielt und einer der besten Torleute der Welt ist. Famana Quizera geht stets an den Trikots vorbei auf dem Weg zur Kabine. Den ersten Schritt hin zu den Profis hat er gemacht, denn eigentlich ist er noch U17-Spieler. Dort machte er auch die ersten Spiele für Gladbach. Doch Trainer Hagen Schmidt fand, dass er unterfordert sei. So wurde Quizera hochgezogen in die U19. Und deren Umkleide ist näher dran an der der Bundesliga-Mannschaft.

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Foto: AFP/UWE KRAFT

Quizera ist ein schüchterner Kerl, der mit zehn Jahren von den Scouts von Benfica Lissabon, dem Lieblingsklub jedes zweiten Portugiesen, entdeckt wurde. Er lebte mit seiner Mutter in Guinea-Bissau, zog dann in die Hauptstadt Portugals. „Ich habe mich sehr gefreut, für einen so großen Klub spielen zu dürfen“, sagte Quizera zuletzt dem „Fohlenecho“.

Doch Benfica ist nicht durchlässig nach oben, Talente werden oft ausgebildet, um verkauft zu werden. Da kam die Anfrage aus Gladbach passend. „Wir haben ihn seit zwei Jahren beobachte. Als es die Chance gab, ihn zu verpflichten, haben wir zugeschlagen“, sagt Virkus. Für die Ausbildungsentschädigung wechselte Quizera vom Tejo an den Niederrhein.

Nun lebt er im Borussen-Internat – und ist mit diesem Anfang des Jahres umgezogen aus dem Stadion in das neue Internatsgebäude auf dem Trainingsgelände, das am 12. März offiziell eingeweiht wird. 24 Plätze gibt es da, 20 sind belegt. Auch das Personal ist gewachsen. Zum Beispiel gibt es einen Pädagogen und einen Psychologen, das gehört jetzt zu den Lizensierungsbedingungen. Weiterhin sind aber auch Birgitt und Wolfgang Lintjens da, die seit 2004 die Internatseltern sind. „Sie geben die Wärme und ein Heimatgefühl, das ist wichtig“, sagt Virkus. Familie Lintjens hat schon etliche Zöglinge auf ihrem Weg in die Bundesliga begleitet: Marko Marin zum Beispiel, Tony Jantschke oder Patrick Herrmann. Diese Herren werden künftig als Vorbilder der neuen Internatsschüler eine Rolle spielen, ihre Bilder werden in den Fluren ausgestellt sein.

„Ich fühle mich wohl und wurde mit offenen Armen empfangen“, sagt Quizera. Eine portugiesische Familie kümmert sich ein wenig um ihn, natürlich hat er Deutschunterricht. Bis er die neue Sprache richtig kann, helfen ihm Athletiktrainer Adrian Jimenez Leiva oder U19-Co-Trainer Oliver Neuville, die Spanisch sprechen. Zudem spielt in der U17 ein weiterer Portugiese, Pablo Santana Soares. Vieles, was den Fußball angeht, versteht Quizera aber meist ohne Worte. „Er setzt um, was die Trainer wollen“, sagt Virkus.

Sportlich bekommt Quizera beste Prognosen. „Er ist fußballerisch auf einem sehr hohen Level, kann allein durch seine Qualität Spiele in die richtige Richtung lenken. Und er zeichnet sich durch eine enorme Spielfreude aus“, sagt U17-Trainer Hagen Schmidt. „Famana lebt und liebt den Fußball“, sagt Virkus. „Am liebsten stehe ich auf dem Fußballplatz und übe neue Tricks“, sagt der Teenager selbst. „Ich muss mich defensiv wie offensiv noch verbessern.“ Quizeras Spiel wird getragen von Leichtigkeit, die deutsche Pflichtschuldigkeit muss er sich noch aneignen.

Er ist einer für das offensive Mittelfeld, eine Acht, eine Zehn, ein Spielgestalter mit Tordrang, schnell und taktisch gewieft. „Er passt zu uns von seiner Art zu spielen“, sagt Virkus. Quizera, der Borussia bei einem U15-Hallenturnier erstmals aufgefallen und seither im Fokus war, entschied sich auch deswegen für den Wechsel nach Gladbach, schließlich hatte er einige Spiele der Borussen geschaut. Nun ist er selbst Borusse. Das macht ihm Spaß. Und Borussia hat Spaß an ihm. Auch bei seinem Aschenplatz-Debüt war das so. Da schoss er zwei Tore beim 8:0-Sieg in Broekhuysen.

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