Themenzimmer im Hotel In die Nacht mit Borussias größten Momenten

Mönchengladbach · Seit Mittwoch ist das H-4-Hotel im neuen Gebäude „8 Grad“ am Borussia-Park eröffnet. In den Themenzimmern ist die Historie des Klubs verewigt: Unter anderem die Meisterschaft 1977 und das Elfmeter-Drama im DFB-Pokal-Halbfinale 1992, das Uwe Kamps zur Legende machte.

 Zimmer 218: Am 21. Mai 1975 gewann Borussia das Finalrückspiel im Uefa Cup auswärts gegen Twente Enschede. Jupp Heynckes erzielte drei Treffer, sein Jubel gemeinsam mit Gladbachs heutigem Vizepräsidenten Rainer Bonhof erinnert an einen der größten Momente der Fohlengeschichte.

Zimmer 218: Am 21. Mai 1975 gewann Borussia das Finalrückspiel im Uefa Cup auswärts gegen Twente Enschede. Jupp Heynckes erzielte drei Treffer, sein Jubel gemeinsam mit Gladbachs heutigem Vizepräsidenten Rainer Bonhof erinnert an einen der größten Momente der Fohlengeschichte.

Foto: Sebastian Hochrainer

Das H-4-Hotel in Borussias neuem Gebäude „8 Grad“ verfügt über 131 Zimmer und Suiten. Es sind Themenzimmer, die besonderen fußballerischen Momenten der Vereinsgeschichte gewidmet sind. Die Etagen des Hotels sind dann auch nach Themen wie DFB-Pokal, Deutsche Meisterschaft und Europapokal benannt.

Zweite Etage, das Thema ist der Europapokal. Am 21. Mai 1975 gewinnt Borussia nach einem 5:1 bei Twente Enschede zum ersten Mal den Uefa Cup. Nach dem 0:0 im Hinspiel erwischen die Gladbacher im Stadion Het Diekmann einen ihrer denkwürdigsten Tage. An diesen Moment erinnert das Zimmer 218 im Hotel. In riesigen Lettern ist die Kurzstatistik des Spiels dargestellt. Dreimal traf Jupp Heynckes, zwei Tore steuerte Allan Simonsen bei. Links neben der Ergebnisgrafik ist Heynckes freudestrahlend mit Rainer Bonhof abgebildet. Beide waren zu dieser Zeit, in der Hennes Weisweiler die Fohlenelf trainierte, wichtige Stützen des Erfolgs.

Doch Bonhof hat sich nicht nur deswegen einen Platz in dieser andersartigen Ruhmeshalle, den Wänden der Zimmer des neuen Hotels am Borussia-Park, redlich verdient. Bis heute, als Vizepräsident, feilt er mit an einer erfolgreichen Gladbacher Zukunft. Er ist also auch einer derjenigen, die mitverantwortlich für die Entstehung des neuen Meilensteins der Vereinsgeschichte sind. Eine Nacht in einem Raum mit ihm und Spieler- und Trainer-Legende Jupp Heynckes: ein Erlebnis für jeden Borussia-Anhänger.

Dritte Etage, das Thema ist der DFB-Pokal. Das Zimmer 312 ist jenem Spiel gewidmet, das Uwe Kamps legendär machte, dem Halbfinale, das sich am 7. April 1992 im Bökelbergstadion zutrug. Die Statistik zum Spiel ist an die Wand gemalt. Und ein Bild von Kamps. Er schaut entschlossen. Am Ende des Abends rannte er wie von der Tarantel gestochen zur Eckfahne, die Fäuste geballt, um dann von einem Stapel freudetrunkener Spieler begraben werden.

 Zimmer 419: Auf der Wand neben der Spielstatistik verewigt sind hinter der „Auswechselbank“ (von links) Berti Vogts, Herbert „Hacki“ Wimmer, Trainer Udo Lattek, Hans-Jürgen Wittkamp und Horst Wohlers.

Zimmer 419: Auf der Wand neben der Spielstatistik verewigt sind hinter der „Auswechselbank“ (von links) Berti Vogts, Herbert „Hacki“ Wimmer, Trainer Udo Lattek, Hans-Jürgen Wittkamp und Horst Wohlers.

Foto: Georg Amend

Die Erinnerung an die teilnehmende Beobachtung damals lebt wieder auf: an das Hin und Her der Emotionen, an Manolos Trommeln, an das gespannte Brodeln, als die Entscheidung anstand, und schließlich die Explosion der Emotionen. Im Elfmeterschießen, das nötig wurde, wehrte Kamps vier Elfmeter ab. Jorginho, Heiko Herrlich, Ioan Lupescu und Martin Kree, das war die Reihenfolge der Leverkusener Schützen, deren Bälle er hielt. Herrlich und Lupecsu wurden später noch Borussen, Herrlich trug mit seinen Toren 1995 dazu bei, dass Borussia den Pokal gewann. 1992 aber ging nach dem Drama das Endspiel gegen den Zweitligisten Hannover 96 verloren.

Doch das Halbfinale gehört, wie das von 1984, als es das unfassbare 5:4 gegen Werder Bremen gab dank des Jokers Hans-Jörg Criens, zu den wildesten Ereignissen der Klubgeschichte, auch wenn es nichts mit einem Titel zu tun hat. Ulf Kirsten schoss Bayer in Führung, Thomas Kastenmaier glich aus, Criens schaffte in der Verlängerung das 2:1, Andreas Thom erzielte noch das 2:2. Dann schrieb Uwe Kamps im grellbunten Outfit Geschichte. Die groß genug ist für ein Zimmer im Borussen-Hotel.

 Zimmer 312: Im grellbunten Outfit wacht Borussias Ex-Torwart Uwe Kamps über die Gäste.

Zimmer 312: Im grellbunten Outfit wacht Borussias Ex-Torwart Uwe Kamps über die Gäste.

Foto: Karsten Kellermann

Vierte Etage, das Thema ist die Deutsche Meisterschaft. In Zimmer 419 ist es der Titel 1977. Beim FC Bayern München muss Borussia an diesem 21. Mai, dem letzten Spieltag der Saison, punkten, um nicht noch vom FC Schalke 04 überholt zu werden. In München haben die Gladbacher zu diesem Zeitpunkt noch nie gewonnen, und Trainer Udo Lattek geht ein Wagnis ein: Er stellt die zuvor verletzten Jupp Heynckes und Uli Stielike bei ihrem Comeback in die Startelf. Das zahlt sich aus, nach einem Doppelschlag der beiden steht es nach 22 Minuten 2:0 für die Gäste. Dass Gerd Müller rund zehn Minuten vor der Pause verkürzt, fällt zunächst nicht ins Gewicht, Borussia lässt wenig zu. Doch dann wird es noch einmal spannend, denn Libero Jürgen Witttkamp unterläuft ein Eigentor per Kopf. Da Schalke gegen Dortmund 4:2 gewinnt, wäre der Gladbacher Traum von der dritten Meisterschaft in Folge bei einem weiteren Gegentor geplatzt. Doch es reicht, Wittkamps Fauxpas bleibt letztlich folgenlos, Borussia feiert ihren fünften Meistertitel – es ist bislang der letzte. Aber es gibt sicher noch Zimmer für zukünftige Motive im nun eröffneten Hotel des neuen Gebäudes „8 Grad“.

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